Überblick und Lösungsvorschläge zum Thema Stromverbrauch
Licht und Schatten bei Stromverbrauch und -kosten – Überblick und Lösungsvorschläge – Statistik des amerikanischen Geheimdienstes
Baden-Baden, 24.01.2019, Bericht: Redaktion Es ist ein sehr zweischneidiges Schwert: Einerseits kann Baden-Württemberg seit Jahren neue Erfolgsmeldungen bezüglich der regenerativen Stromerzeugung feiern. Andererseits jedoch steigen sowohl die Verbräuche wie die Preise und machen damit Strom immer mehr zum Problemkind für viele Verbraucher.
In den folgenden Zeilen geben wir umfassenden Überblick über das Thema und verraten Lösungsvorschläge.
1. Wo wir in Sachen Verbrauch stehen
Um dem geneigten Leser das Hintergrundwissen zum Verständnis dieses Artikels zu liefern, sind Zahlen nötig. Und so trocken sie auch wirken mögen, nur dank ihnen lässt sich erklären, wie es um unsere Situation bestellt ist.
Zunächst eine positive Botschaft: Deutschland ist, was seinen Gesamtstromverbrauch anbelangt, nicht so ein Gigant, wie man vermuten könnte. Das beweist eine Statistik, welche der US-amerikanische Geheimdienst für sein frei verfügbares World Factbook erstellt hat. Demnach steht Deutschland nur auf Platz acht der globalen Liste, mit einem Jahresverbrauch (Stand 2016) von 514,6 Terawattstunden (TWh) an Strom, das ist etwas niedriger als das, was deutsche Quellen errechneten. Zum Vergleich: Das in Sachen Größe, Industrialisierungsgrad und Einwohnerzahl vergleichbare Japan kommt im gleichen Zeitraum auf fast das Doppelte mit 933,6 TWh.
Allerdings sollte diese Zahl kein Anlass zum Jubeln sein. Schon deshalb, weil viele andere Länder mit ähnlichen Eckdaten wie die BRD hinter uns liegen − auch wenn wir beim reinen Pro-Kopf-Verbrauch relativ harmlos sind. Und betrachtet man die Verbräuche über einen längeren Zeitraum, fällt auch auf, dass wir und die meisten anderen Länder nur eine Richtung kennen, aufwärts. Das gilt für alle Bereiche, also sowohl Gewerbe wie Industrie und Privathaushalte. Und da zeigen die Zahlen des Nettostromverbrauchs bemerkenswertes.
1991 war das erste Jahr eines Gesamtdeutschlands, sodass man auch erst hier vergleichbare Zahlen bekommt. Nicht wundern, das sind nur die Stromverbräuche der Haushalte, sie sanken tatsächlich in jüngster Vergangenheit ab:
• 1991: 122 TWh
• 1995: 127 TWh
• 2000: 131 TWh
• 2005: 141 TWh
• 2010: 142 TWh
• 2015: 129 TWh
• 2016: 129 TWh
Das bedeutet, was nur unseren häuslichen Stromverbrauch anbelangt, befinden wir uns aktuell auf einem Stand, der dem von 1995 fast haargenau entspricht – und das, obwohl sich die Zahlen der elektrischen Spielereien in unseren Heimen vervielfacht hat. Das ist übrigens weitestgehend ein Verdienst der EU. Denn sie war es, die unzählige Gesetzgebungen auf den Weg brachte, die unsere Verbräuche einschnüren sollten. Allein durch das Verkaufsverbot von Glühbirnen werden hierzulande Millionen Kilowattstunden eingespart.
Doch abermals gilt: Das ist kein Grund zum Jubeln. Denn es zählt nur der Netto-Gesamtstromverbrauch der Republik − und dafür muss man alle Sektoren einbeziehen. Davon ausgehend sind die Zahlen, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft erfasste, schon weniger beeindruckend:
• 1991: 473 TWh
• 1995: 473 TWh
• 2000: 501 TWh
• 2005: 534 TWh
• 2010: 541 TWh
• 2015: 525 TWh
• 2017: 530 TWh
Experten sind hier der Ansicht, dass wir ohne die Weltwirtschaftskrise 2008, die dafür sorgte, dass die Verbräuche in den folgenden Jahren etwas einknickten, mittlerweile stramm in Richtung 600 TWh marschieren würden. Das ist auch insofern ein Problem, als dass auch viele andere Länder unseren Weg gehen. Überall steigt das Wirtschaftswachstum, steigt der Wunsch nach Lebensqualität, nach elektronischen Helferlein und Gadgets und somit der Stromverbrauch.
2. Wo wir in Sachen Preise stehen
Für uns als Privatleute ist natürlich der spürbarste Faktor das, was wir letzten Endes für die Kilowattstunde Strom zahlen. Nun mag es auf Laien nicht so wirken, als wären die Steigerungen seit den frühen 2010ern in unserem Bundesland wirklich dramatisch (realer Cent-Preis pro kWh)
• 2013: 27,5
• 2014: 27,7
• 2015: 27,5
• 2016: 27,6
• 2017: 27,8
Tatsache ist jedoch, dass diese Steigerung um rund ein Cent pro Jahr eben nur nach wenig klingt. Tatsächlich jedoch sieht es so aus, dass es die Masse macht. Gehen wir dazu mal davon aus, dass ein durchschnittlicher Baden-Württembergischer Vierpersonenhaushalt im Jahr etwa 4000 kWh Strom verbraucht. Dann zahlt er im Jahr:
• 2013: 1100 Euro
• 2014: 1108 Euro
• 2015: 1100 Eur
• 2016: 1104 Euro
• 2017: 1112 Euro
Immerhin zwölf Euro Steigerung seit 2013. Klingt nach nicht viel? Dann sollte man mal den Kaufkraftverlust durch Inflation bedenken. Zudem kam bei vielen vielleicht keine oder nur eine geringe Lohnsteigerung. Und letztlich sind die 4000 kWh auch nur eine Durchschnittszahl − mal ganz abgesehen davon, dass rund 1100 Euro zwei Drittel des mittleren Monats-Nettogehalts darstellen. Und: Was die durchschnittlichen Strompreise in Europa anbelangt, liegen wir zusammen mit Dänemark auf einem traurigen Führungsplatz.
Unterm Strich bedeutet das: Auf die reinen Zahlen bezogen mögen die Strompreise sich nicht gravierend gesteigert haben. Da jedoch die allgemeine Teuerungsrate, Mieten, Lebenshaltungskosten usw. im gleichen Raum stärker anstiegen als unsere Gehälter folgten, zahlen wir heute von unserem Gehalt Monat für Monat prozentual mehr für den Strom − und das an Europas Spitze.
3. Was wir persönlich tun können
Das alles wirkt nicht wirklich berauschend. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: einige Experten sind der Ansicht, dass der Gipfelpunkt bald erreicht sei. Der Ausbau der Erneuerbaren, das Ziehen der Stromtrassen usw. das alles geht mittelfristig seinem Ende entgegen. Schon dieses Jahr soll Strom deshalb billiger werden. Allerdings wäre es, das gebietet schon die Vernunft, vermessen, sich auf solche Prognosen zu verlassen. Selbst ist der Mann oder die Frau. Demensprechend sollte man handeln − immer mit dem Ziel, seine eigenen Kosten maximal zu senken.
− Investieren. Es mag sich vielleicht angesichts schrumpfender Vergütungen nicht mehr lohnen, Strom einzuspeisen. Ihn jedoch zu verbrauchen, ist nun mal günstiger, als ihn einzukaufen. Natürlich funktioniert das nur dann, wenn man richtig rechnet: Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage, Amortisationsdauer, Lebensdauer der Anlage, alterungsbedingte Leistungsverluste. Es ist ein enges Fenster, das jedoch Jahr für Jahr schon deshalb breiter wird, weil die Effizienz neuer Solarzellen steigt.
− Sparen. Jeder Haushalt hat Potenziale an den unterschiedlichsten Stellen zwischen Beleuchtung und Haushaltsgeräten. Sie alle mögen für sich genommen nur gering sein. Aber hier gilt so sehr wie bei keinem anderen Thema «die Masse machts». Hier ein Zehntel Kilowattstunde, da ein Fünftel. Das alles läppert sich. Und sehr vieles davon benötigt keine teuren Neuanschaffungen, sondern einfach nur ein etwas anderes Verhalten.
− Zweigleisig fahren. Vor allem Haushalte, die ihre Wärme komplett durch Strom erzeugen − also beispielsweise alle mit einer Wärmepumpen-Heizung − sollten versuchen, hier die Schere anzusetzen. Mittlerweile existieren hochkomfortable Kaminöfen für Holz oder Pellets, welche nicht nur das eigentliche Zimmer erwärmen, in dem sie stehen. Sie werden an den Wasserkreislauf der Heizung angeschlossen. Und selbst fix und fertig gesägtes und gespaltenes Ofenholz kommt nur auf Preise weit unter zehn Cent pro Kilowattstunde.
− Anbieterwechsel. Der deutsche Strommarkt ist liberalisiert, die Anbieter sind mannigfaltig und als Kunde ist man nur an kurze Laufzeiten gebunden. Kündigen ist eine leichte Angelegenheit, sie ist schon dann berechtigt, wenn der alte Anbieter die Preise erhöht hat. Und falls nicht: Neuen Anbieter finden, mit ihm einen Vertrag abschließen und ihn dann die Wechsel-Modalitäten übernehmen lassen. Und ganz wichtig: Diesen Wechsel sollte man jährlich zumindest prüfen und ggf. auch ebenso häufig durchziehen.
− Die Politik aufmerksam machen. Wir haben eine Landesregierung, haben Abgeordnete in Berlin. Wer über seine eigenen Maßnahmen hinausgehen will, der weist seine politischen Ansprechpartner immer wieder und wieder darauf hin, dass Strom in Deutschland einfach zu teuer ist. Doch das müssen wir alle tun − nur gemeinsam hören die Politiker unsere Stimmen. Und dazu gehört es natürlich auch, nicht nur Wahlversprechungen in den Medien zu glauben, sondern sich selbst die Mühe zu machen und Parteiprogramme zu lesen.
Übrigens kann man auch einfach (ein wenig) Zurückhaltung üben. Die manifestiert sich schon darin, vor Neuanschaffungen elektrischer Geräte nicht nur deren Stromverbrauch zu checken, sondern vielleicht auch mal zu überlegen, ob man diesen oder jenen zusätzlichen Digital-Helfer wirklich benötigt.
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.