Was ist guter Journalismus? Quo vadis Tageszeitung?

Spannungsfeld Journalismus – goodnews4-Herausgeber Christian Frietsch im Hochschuldialog mit Thomas Bippes

Spannungsfeld Journalismus – goodnews4-Herausgeber Christian Frietsch im Hochschuldialog mit Thomas Bippes
Thomas Bippes, Professor und Leiter der Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement der SRH Fernhochschule. Foto: Archiv

Baden-Baden, 10.11.2023, Bericht: Redaktion Was ist guter Journalismus? Quo vadis Tageszeitung? Wie entwickelt sich der digitale Zeitungsmarkt – und wie goodnews4.de? Über diese und weitere Themen rund um den modernen Journalismus, seine Herausforderungen und seine unverrückbaren Prinzipien tauschten sich goodnews4-Herausgeber und Chefredakteur Christian Frietsch und Thomas Bippes, Professor und Leiter der Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement B.A. und Online Marketing B.A. an der SRH Fernhochschule – The Mobile University im Rahmen eines Online-Infoabends mit Studentinnen und Studenten der Hochschule aus.

Dabei streiften die beiden Medienexperten nach einem studienbasierten, wissenschaftlichen Einstieg von Thomas Bippes, mit dem insbesondere die Veränderungen der Zeitungslandschaft und das Mediennutzungsverhalten dargestellt wurden, aktuelle Trends im Journalismus: Von der Digitalisierung, über die Rolle der Linearen und der Sozialen Medien bis hin zu Künstlicher Intelligenz in der Redaktionsarbeit. Der Medienunternehmer Christian Frietsch stellte heraus, dass die verlässliche Quelle die Grundlage des Vertrauens in Medien darstellt. Er brach eine Lanze für die linearen Medien, also Medien mit festem Programmablauf in Abgrenzung zu Social Media. Soziale Medien dagegen seien von immenser Fragilität geprägt – und nicht auf journalistischen Prinzipien gebaut. Was die Verwendung von KI im Redaktionsalltag angeht, zeigt sich Christan Frietsch enttäuscht und zugleich realistisch. Vom Ersatz der Stelle eines Redakteurs durch KI sei man im Redaktionsalltag weit entfernt. Natürlich habe auch seine Redaktion mit KI experimentiert und dabei «großen Spaß gehabt». Denn teilweise liefere die KI absurde Antworten, wenn ihr konkrete Fragen gestellt würden. goodnews4 hat aus dieser Not eine Tugend gemacht, erstellt aus solchen Antworten Artikel und zeigt seinen Leserinnen und Lesern so, dass der Chatbot noch in den Kinderschuhen steckt. Demgegenüber brauche es weiterhin eine verlässliche mediale Einordnung, die quellenkritisch und auf Basis eines ethischen und moralischen Hintergrunds agiere. Christian Frietsch verwies in diesem Zusammenhang auf den Pressekodex, auf dessen Basis sich Wissen absichern lasse und Persönlichkeitsrechte gewahrt würden.

 

Für ihn sei es wichtig, den Journalismus immer ordnungspolitisch zu betrachten. Zugleich kritisierte er die vertrackte Situation der Finanzierung unabhängigen, nicht-öffentlich-rechtlichen Journalismus. Vom Werbekuchen würden sich die öffentlich-rechtlichen Medien – obwohl gebührenfinanziert – ein großes Stück abschneiden. Das seien Mittel, die den unabhängigen Medien fehlten, weshalb sie ihre Inhalte durch Bezahlschranken zu monetarisieren versuchen. Den Bezahlschranken digitaler Zeitungsseiten stehe das kostenlose Online-Angebot des Öffentlich-Rechtlichen entgegen. «Dadurch wird eine Erwerbsquelle für den freien Journalismus komplett ruiniert», stellte Frietsch im Gespräch mit Thomas Bippes heraus. Mit seiner Doppelrolle als Medienunternehmer und Journalist, die Thomas Bippes hinterfragte, geht Frietsch indessen gelassen um und verweist auf die großen Medienhäuser wie den «Spiegel» oder «Die Zeit», deren Gründer ebenfalls Journalisten waren. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Online-Infoabends, die mitunter mit dem Gedanken eines beruflichen Engagements in den klassischen Medien spielen, gab Frietsch schließlich ein Zitat des Journalisten Hanns Joachim Friedrichs mit: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.»




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