Gastkommentar
Warum Werbetreibende ihr Geld oft zum Fenster hinauswerfen – Gastbeitrag von Thomas Bippes

Baden-Baden, 15.07.2024, Bericht: Redaktion In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht goodnews4.de Beiträge von Gastkommentatoren. Zum engeren Kreis gehören der Baden-Badener Bestsellerautor Franz Alt und Thomas Bippes, der sich insbesondere den Themen der Digitalisierung, IT und Künstlichen Intelligenz zuwendet.
Thomas Bippes war in der Zeit von 1998 bis 2006 Pressesprecher von Fraktion und Partei der CDU Rheinland-Pfalz und ist heute Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule – The Mobile University sowie Gesellschafter einer Online Marketing Agentur in Baden-Baden. Das Handwerkszeug für professionelles Online-Marketing lernte der Kommunikationsexperte im Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung, als Referent und Pressesprecher von Landtagsfraktionen sowie als Chefredakteur und Verleger von Mitgliedermagazinen für Institutionen und Verbände.
Kommentar: Thomas Bippes Online-Werbung hat in den zurückliegenden Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt. Doch hinter den verlockenden Versprechungen von schnellen Klicks und effektiver Kundenakquise verbergen sich einige Tücken, die sowohl das Budget als auch den Ruf von Unternehmen gefährden können. Das gilt insbesondere für Social-Media-Advertising.
Während klassische Medien für Werbung auf ihren Online-Auftritten Standards erfüllen, Zugriffszahlen und weitere Messgrößen dokumentieren und unabhängig überprüfen lassen, ist Werbung in Sozialen Medien über Konzerne, die sich nicht an redaktionelle Standards halten und in Deutschland auch keine Steuern zahlen, nicht transparent.
Im Internet trifft der User überall auf Werbung. Egal, ob man Nachrichten liest, Videos anschaut oder in sozialen Netzwerken surft – Werbeanzeigen, die auf uns ganz persönlich zugeschnitten sein sollen, sind omnipräsent. Doch wie oft trifft diese Werbung wirklich ins Schwarze? «Werbung ist teuer, keine Werbung ist noch teurer», stellte Paolo Bulgari einmal fest. Immer vorausgesetzt, Werbung erreicht die Zielgruppe.
Online-Werbung in irrelevantem Umfeld verpufft
Ein häufiges Ärgernis für Internetnutzer sind unpassende oder sogar störende Werbeeinblendungen. Werbetreibende selbst haben oft nur begrenzten oder gar keinen Einfluss auf die Platzierung ihrer Anzeigen. Plattformen wie Google, Facebook oder Amazon verwenden hochkomplexe, KI-gesteuerte Targeting-Algorithmen, um Werbung auszuspielen. Das kann schnell nach hinten losgehen: Statt potenzielle Kunden zu erreichen, verärgert man sie mit irrelevanten Anzeigen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem massiven Reputationsverlust führen.
Beispiele für misslungene Online-Werbung gibt es zuhauf: Nehmen wir das Beispiel eines Unternehmens, das Anzeigen auf einer Plattform schaltet, die für eine völlig andere Zielgruppe gedacht ist. Statt bei potenziellen Kunden Interesse zu wecken, erntet man nur Kopfschütteln und Negativeindrücke. Ein anderes Szenario: Eine Werbeanzeige für ein Luxusprodukt wird Nutzern präsentiert, die sich normalerweise nur für preiswerte Alternativen interessieren. Die Folge: Die Werbung verpufft wirkungslos und das Werbebudget ist dahin.
Mangelndes Verständnis für die Zielgruppe – Künstliche Intelligenz als zweischneidiges Schwert
Das Problem liegt oft im mangelnden Verständnis für die Zielgruppe: Werbung im digitalen Raum ist komplex und erfordert genaue Kenntnisse darüber, wer die potenziellen Kunden sind und wo sie sich online aufhalten. Ein Werbetreibender, der diese Feinheiten nicht berücksichtigt, riskiert viel Geld zu verschwenden. Hinzu kommt, dass viele Internetnutzer mittlerweile Adblocker verwenden, um sich vor aufdringlicher Werbung zu schützen. Selbst wenn Anzeigen geschaltet werden, gibt es keine Garantie, dass sie überhaupt wahrgenommen werden. Dies gilt insbesondere für Portale wie TikTok, Instagram und Facebook. Im Gegensatz zu den Internetseiten klassischer Medien mit zuverlässiger Reichweite-Messung und verlässlichen Werbeformaten ist in den sozialen Medien nicht transparent, wo genau die Werbung ausgespielt wird. Dort wird die Online-Werbung schnell zur Black Box mit nicht kalkulierbarem Risiko. Hinzu kommt, dass die Plattformen immer wieder wegen Intransparenz und Steuertricksereien in die Kritik geraten. Wer Verlage unterstützen will, die in unserem Land Steuern zahlen, Arbeitsplätze schaffen und journalistisch arbeiten, der hat Alternativen.
Die Automatisierung durch KI-gesteuertes Targeting verspricht eine präzise Auslieferung von Werbung an die richtige Zielgruppe. Doch die Realität zeigt, dass diese Systeme nicht fehlerfrei sind. Sie basieren auf Daten, die oft ungenau oder veraltet sind. Studien machen deutlich, dass die Treffgenauigkeit solcher Systeme noch (!) stark zu wünschen übrig lässt. Vielfach werden Anzeigen Personen gezeigt, die ohnehin bereits zum Kauf bereit waren – ein echter Mehrwert für den Werbetreibenden sieht anders aus.
Alternativen zur klassischen Online-Werbung und Werbung in den Sozialen Medien Welche Alternativen haben Unternehmen, den Limitierungen herkömmlicher Online-Werbung aus dem Weg zu gehen:
• Gezielte Online Werbung: Werbetreibende können ein Medium auswählen, das perfekt zur Zielgruppe passt.
• Content-Marketing und Suchmaschinenoptimierung: Anstatt Werbung zu schalten, setzen Unternehmen vermehrt auf hochwertige Inhalte, die potenzielle Kunden anziehen und informieren.
• Empfehlungsmarketing: Influencer und Multiplikatoren spielen eine immer wichtigere Rolle, um Produkte und Dienstleistungen authentisch zu präsentieren und zu empfehlen.
Diese Ansätze sind oft kostengünstiger und können eine nachhaltigere Wirkung haben als klassische Werbeanzeigen. Unternehmen, die in Online-Werbung investieren, sollte bewusst sein, dass der Erfolg keineswegs garantiert ist. Ohne genaue Kenntnis der Zielgruppe, einer klaren Strategie und regelmäßigen Erfolgskontrollen riskieren Werbetreibende, ihr Budget zu verschwenden und potenzielle Kunden zu verprellen. Denn wenn jeder Klick zählt, ist es entscheidend, dass Werbetreibende ihre Strategien überdenken und sicherstellen, dass ihre Botschaften nicht nur gesehen, sondern auch verstanden und geschätzt werden. Nur so kann Online-Werbung ihr volles Potenzial entfalten und Unternehmen dabei unterstützen, langfristig erfolgreich zu sein.
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