Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Berliner Philharmoniker in Baden-Baden – Auch in St. Bernhard und Florentinersaal

Berliner Philharmoniker in Baden-Baden – Auch in St. Bernhard und Florentinersaal
In der kommenden Woche stehen Kammerkonzerte in der Kirche St. Bernhard in der Weststadt und im Florentinersaal des Casinos auf dem Programm. Fotos: St. Bernhard / Casino Baden-Baden

Baden-Baden, 06.11.2021, Bericht: Festspielhaus Im Zentrum der Herbstresidenz der Berliner Philharmoniker und Chefdirigent Kirill Petrenko stehen zwei konzertante Aufführungen der Oper «Mazeppa» von Peter Tschaikowsky mit Olga Peretyatko in der weiblichen Hauptrolle am 1o. und 12. November.

Zu diesem Hauptwerk der russischen Spätromantik dirigiert Kirill Petrenko im Festspielhaus zwei Konzerte mit Werken von Hindemith Schubert und von Weber (6. November) und Sinfonien von Mendelssohn Bartholdy und Schostakowitsch (7. November).

Doch was wäre ein Baden-Baden Besuch der Berliner Philharmoniker ohne Kammerkonzerte in der Stadt? Sie sind zum einem festen Bestandteil der Baden-Badener Gastspiele der Berliner Philharmoniker geworden. In der kommenden Woche stehen am 9. November, 14 Uhr, ein Kammerkonzert in der Kirche St.Bernhard in der Weststadt und am 11. November um 11 Uhr im Florentinersaal des Casinos, auf dem Programm.

Bläserkonzert am 9. November in St. Bernhard

Der russische Zar Alexander III hatte ein Faible für Blechblasinstrumente – auch spielte er selbst Kornett. Das kam dem Komponisten und damals schon erfolgreichen Solisten Oskar Böhme zu Gute: Der Zar mit seinem Faible für die Trompete verlieh ihm die russische Staatsbürgerschaft, Böhme wurde Solist im Mariinsky Orchester und Ehrenbürger St. Petersburgs. Vor allem dort, in seiner neuen Heimat, schrieb er Kammermusik für Blechbläser. Das in St.Bernhard erklingende Sextett op. 30 ist virtuos – aber auch romantisch, in dem an einen Ländler erinnernden Trio des Scherzos oder im Andante cantabile, in dem Böhme in melodischen und harmonischen Wendungen seine neue russische Heimat grüßt. Auch der Komponist Victor Ewald wandte sich 1912 der Blechbläser-Kammermusik zu und schrieb seine drei bis heute unverzichtbaren Quintette. In seinem Quintett Nr. 1 b-Moll gehen die gründliche Satztechnik und reiche Harmonik der russischen Schule mit gekonnt inszenierten Klangwirkungen eine klassische Synthese ein.

Des Weiteren steht das Septett Es-Dur für Oboe, Fagott, Horn, zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass von Michail Glinka am 9. November auf dem Konzertprogramm. Glinka gilt als Begründer einer russischen «Nationalmusik». Ihm gelang es als Erster, die westliche Tradition mit folkloristischen Melodien, Harmonien und Rhythmen aus Russland zu etwas Neuem zu verschmelzen. Sein 1823 komponiertes Septett ist noch stark Vorbildern der Wiener Klassik verhaftet, doch der zweite Satz variiert ein russisches Volkslied.

 

Kammerkonzert am 11. November im Florentinersaal des Casinos

Den Kammermusikreigen im Florentinersaal eröffnet Reinhold Glières Streichsextett Nr 3 in C-Dur. Geboren als Reinhold Glier in Kiew – der Vater war ein dort ansässiger Blechblasinstrumentenbauer aus dem Vogtland. Sein Streichsextett op. 3 komponierte er mit viel russischem Kolorit: Die tänzerischen Episoden im Scherzo werden schneller und schneller, die durchgängig gesanglichen Themen orientieren sich stark an russischer Folklore, die der Komponist eifrig sammelte. Glière, der sein akademisches Handwerk verstand und melodisches Talent hatte, war bei seinem Tod ein hochangesehener Künstler in Russland, mit Leninorden und dreifachem Stalinpreis.

Viktor Ewald war ein exzellenter Ingenieur mit Professur in St. Petersburg. Er spielte Cello und Tuba und komponierte nur zum Spaß – aber so gut, dass ihm eine Jury, in der auch die Komponisten Tschaikowsky und Rimsky-Korsakow saßen, einen ehrenwerten 3. Preis für sein erstes Streichquartett zusprach. Im dritten Satz klingt dasselbe schöne russische Volkslied an, dass Tschaikowsky hochdramatisch durch das Finale seiner vierten Sinfonie jagt: «Auf dem Feld stand eine Birke».

Auch Alexander Borodin betrachtete sich selbst als musikalischen Laien: Chemie und Medizin waren sein Metier, er gründete die Moskauer Medizinschule für Frauen. Sein 1881 komponiertes Streichquartett Nr. 2 zeigt sehr wohl, dass er traditionelle Techniken beherrschte und gern praktizierte. Berühmt und beliebt ist das Quartett vor allem für den dritten Satz, das Nachtstück (Notturno). Borodin arbeitet hier nicht einfach nur mit einem wunderschönen Thema, sondern übt sich in raffinierten Kanons – zu erleben am 11. November im Florentinersaal des Casinos Baden-Baden.

Für die kommenden Konzerte in Festspielhaus, St. Bernhard und Florentinersaal gibt es noch Eintrittskarten.

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de

Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101


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