Neujahrsempfang der Bäder- und Kurverwaltung

BKV-Chef Steffen Ratzel plädiert für mehr Großveranstaltungen in Baden-Baden - "Es wäre ein Segen für Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel"

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goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit Steffen Ratzel

Baden-Baden, 08.01.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Die BKV, das unbekannte Wesen. Das war einmal anders. In der Baden-Badener Geschichte spielte die Bäder- und Kurverwaltung, BKV, eine entscheidende Rolle für unsere Stadt auf dem Weg zu seiner internationalen Bedeutung. Bis 1933 regierte der weitsichtige Oberbürgermeister Herrmann Elfner, der die Republik Baden − ja, das gab es auch einmal − 1932 ins Boot der Bäder- und Kurverwaltung holte. Seit Mitte der neunziger Jahre sagt aber das Land Baden-Württemberg wo es lang geht, nachdem die Baden-Badener ihr Tafelsilber verspielt hatten.

Gestern lud der vom Land eingesetzte BKV-Geschäftsführer Steffen Ratzel zum Neujahrsempfang ins Kurhaus und erklärte im goodnews4-VIDEO-Interview wie die Eigentums- und damit auch die Machtverhältnisse zwischen Stadt und Land aussehen in Baden-Baden: «Im Zuge der BKV-Reform Mitte der 90er Jahre hat man eine Teilung vorgenommen und damit auch klare Zuständigkeiten geschaffen. Inzwischen ist es so, dass wir als BKV die Landesliegenschaften, also die Gebäude bewirtschaften und verwalten die dem Land direkt gehören. Das sind insbesondere das Kurhaus, der Kurgarten vor dem Kurhaus, die Trinkhalle, die Kolonnadengeschäfte und die beiden Staatsbäder, die Caracalla Therme und das Friedrichsbad.»

Die lange Zeit als ziemlich bürgerferne Einrichtung wahrgenommene BKV will in Zukunft mehr in die Öffentlichkeit treten. «Wir machen viele Veranstaltungen und wir haben dafür gesorgt, dass die Kurmuschel wieder bespielt wird&rauqo;, machte Steffen Ratzel auf die vielleicht nicht sehr bekannten BKV-Aktivitäten am Leben der Stadt aufmerksam.

Die mit einiger Sorge betrachteten Verhandlungen des Baden-Badener Rathauses mit der Landesregierung gehen an Steffen Ratzel vorbei. Gegenüber goodnews4.de hatte Winfried Kretschmann erklärt, dass er keine feste Zusage für die jährlichen Zuschüsse von 10 Millionen Euro geben könne. «Die BKV-Verträge heißen aus der Historie betrachtet so, aber sie werden nicht von uns verhandelt, sondern direkt auf politischer Ebene. Das heißt, die Stadt Baden-Baden verhandelt da direkt mit dem Land, insbesondere mit dem Finanzministerium.» Was er aber «so höre», sei man «auf einem guten Weg» und er sei «ganz zuversichtlich, dass man da gemeinsam eine gute Lösung zustande bekommt». Im Jahr 2020 jedenfalls läuft der alte, auf 10 Jahre ausgehandelte Vertrag aus, auf dessen Grundlage viele Einrichtungen der Stadt mit 10 Millionen Euro im Jahr finanziert werden.

Auch auf einer anderen Ebene sieht Steffen Ratzel viel Potential für Baden-Baden, «um große Veranstaltungen von Außerhalb hierher zu holen» «Wir haben ja im letzten Jahr im März diesen G20-Gipfel bei uns im Haus gehabt und haben damit auch allen in der Welt bewiesen, dass wir sowas können. Es wäre ein Segen für die Hotellerie, für die Gastronomie, für den Einzelhandel, wenn hier noch mehr stattfände und ich glaube, wir sind da auf einem ganz guten Weg.»

Er selbst ist auch vom Geist unserer Stadt infiziert: «Ich bin bekennender Mannheimer, aber Baden-Baden ist wahrscheinlich wirklich die schönste Stadt nicht nur in Baden-Württemberg, sondern sicher eine der schönsten Städte in Deutschland. Mein Herz geht immer auf, wenn ich hier an der Trinkhalle vorbeifahre morgens und siehe, dass sich jetzt auch beim Europäischen Hof einiges tut und diese Innenstadt lohnt sich jeden Tag, auch für jemanden, der hier arbeitet, herzukommen − ich freue mich jeden Tag darauf.»

Alle zu Baden-Baden offenen Fragen beantwortete gestern Wolfgang Grenke. Der BKV-Geschäftsführer hatte ihn eingeladen als Redner des Neujahrsempfangs. Zum Repertoire des BWIHK-Präsidenten und Baden-Badener Unternehmers gehören nicht nur die Zahlen und Fakten zur aktuellen Wirtschaftslage, sondern auch die Insiderkenntnisse der jüngeren Geschichte unserer Stadt. Bevor Wolfgang Grenke sein internatinal tätiges Unternehmen grüdete, führte er bereits als Kind seine Verwandschaft durch die Stadt und lernte später jeden Winkel Baden-Badens als Taxifahrer kennen.


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews mit Steffen Ratzel:

goodnews4: Die Bäder und Kurverwaltung hat eine große Geschichte. Zu dieser Geschichte gehört auch die Zusammenarbeit der Stadt Baden-Baden und des Landes in der gemeinsamen Bäder- und Kurverwaltung. Ehemals das Land Baden, später das Land Baden-Württemberg. 1992 endete diese gemeinsame Geschichte. Nun bestimmt das Land wo es lag geht. Nicht mehr viele Baden-Badener kennen die Zusammenhänge. Für welche Aufgaben sind Sie und die BKV heute verantwortlich?

Steffen Ratzel: Im Zuge der BKV-Reform Mitte der 90er Jahre hat man eine Teilung vorgenommen und damit auch klare Zuständigkeiten geschaffen. Inzwischen ist es so, dass wir als BKV die Landesliegenschaften, also die Gebäude bewirtschaften und verwalten, die dem Land direkt gehören. Das sind insbesondere das Kurhaus, der Kurgarten vor dem Kurhaus, die Trinkhalle, die Kolonnadengeschäfte und die beiden Staatsbäder, die Caracalla Therme und das Friedrichsbad. Ich glaube, es hat sich in den letzten 20 Jahren gezeigt, diese Trennung, nur formal betrachtet, hat sich insgesamt als positiv erwiesen, weil jeder weiß, wofür er zuständig ist. Was nicht bedeutet, dass man nicht eng miteinander zusammenarbeitet. Klar, wenn man wie wir Liegenschaften mitten in dieser schönen Stadt hat, dann ist es zwangsläufig, dass man eng miteinander zusammenarbeitet. Und es ist auch bis zum heutigen Tage so, obwohl das nicht in allen Landesunternehmen der Fall ist, dass Vertreter der Stadt bei uns im Aufsichtsrat sitzen, von daher ist die Verzahnung schon gewährleistet, aber wir haben regelmäßig intensiven Austausch zwischen Stadt und BKV und damit auch dem Land − funktioniert wunderbar.

goodnews4: Gerade haben Sie sie aufgezählt, es sind die für Baden-Baden identitätstiftenden Aushängeschilder, die dem Land gehören und von der BKV verwaltet werden. Arbeiten Sie denn auf Augenhöhe mit der Stadt zusammen?

Steffen Ratzel: Ich denke, wir arbeiten sehr gut miteinander und ich würde es auch als auf Augenhöhe bezeichnen. Es gibt viele Themen und Interessen in dieser Stadt, die ohnehin gleichgelagert sind von daher gesehen gibt es da keinen Dissens. Natürlich gibt es auch mal Themen, wo nicht jeder der gleichen Auffassung ist, aber bisher ist es immer gelungen, einen guten Kompromiss zu finden zum Wohle der Stadt Baden-Badne. Ich glaube, so wird es auch bleiben.

goodnews4: 10 Millionen Euro erhält die Stadt Baden-Baden jährlich vom Land. Beunruhigt waren die Baden-Badener als Ministerpräsident Kretschman goodnews4.de gegenüber offen ließ, ob es weiter diese Zuschüsse von Land nach 2020 geben wird. Kennen Sie den derzeitigen Stand, denn verhandelt wird ja offenbar schon?

Steffen Ratzel: Die BKV-Verträge heißen aus der Historie betrachtet so, aber sie werde nicht von uns verhandelt, sondern direkt auf politischer Ebene. Das heißt, die Stadt Baden-Baden verhandelt da direkt mit dem Land, insbesondere mit dem Finanzministerium. Nach meiner Kenntnis gibt es da ganz gute Gespräche, ich glaube, es wird am Schluss auch eine ganz gute Lösung geben, aber das hat die Politik zu entscheiden, insbesondere auch die Landespolitik. Aber was ich so höre, ist man auf einem guten Weg und ich bin ganz zuversichtlich, dass man da gemeinsam eine gute Lösung zustande bekommt.

goodnews4: Die BKV tritt in Baden-Baden wenig in Erscheinung. Ist das eine bewusste Strategie der landeseignen Tochter?

Steffen Ratzel: Ich denke, die BKV tritt wieder stärker in Erscheinung, die Liegenschaften sind ohnehin immer präsent, da kann man gar nicht vorbei schauen, aber wir als BKV haben auch gesagt, weil wir diese besonderen Gebäude hier in der Stadt haben, die auch eine große Wirkung, Ausstrahlung für die Gesamtstadt haben, wollen wir uns auch stärker engagieren, wir wollen uns deswegen auch etwas öffnen, wir wollen den Innenstadthandel unterstützen und sind jetzt diesem Verein Baden-Baden-Innenstadt beigetreten, wir machen viele Veranstaltungen, wir haben dafür gesorgt, dass die Kurmuschel wieder bespielt wird zusammen mit der Philharmonie und der Baden-Baden Events, sprich, der einzelne Bürger spürt auch, dass sich etwas tut. Wir sind sicher noch nicht da, wo wir sein wollen, aber wir sind auf dem richtigen Weg und ich glaube, es tut allen gut, wenn wir als Land und als BKV uns da auch entsprechend einbringen.

goodnews4: Sie sind noch nicht da, wo sie sein wollen, aber auf dem richtigen Weg − wohin soll der Weg denn führen?

Steffen Ratzel: Ich denke, es gibt noch viele Bereiche, wo auch wir besser werden können und wir haben uns deswegen auch vorgenommen, stärker in die Akquisition einzutreten, um große Veranstaltungen von Außerhalb hierher zu holen, was der Stadt insgesamt hilft. Wir haben ja im letzten Jahr im März diesen G20-Gipfel bei uns im Haus gehabt und haben damit auch allen in der Welt bewiesen, dass wir sowas können und gut können und ich glaube, es gibt genug Veranstaltungen, die in Deutschland anderswo stattfinden, die genauso gut hier sein könnten, es wäre ein Segen für die Hotellerie, für die Gastronomie, für den Einzelhandel, wenn hier noch mehr stattfände und ich glaube, wir sind da auf einem ganz guten Weg.

goodnews4: Letzte Frage: Gibt es etwas, was Ihr Herz höher schlagen lässt, wenn Sie an Baden-Baden denken?

Steffen Ratzel: Ich muss sagen es ist für mich, ich komme ja fast jeden Tag aus Mannheim hierher, immer etwas Besonderes, wenn man die B500 reinfährt und dann diese wunderschöne Stadt sieht. Ich bin bekennender Mannheimer, das ist bekannt, aber Baden-Baden ist wahrscheinlich wirklich die schönste Stadt nicht nur in Baden-Württemberg, sondern sicher eine der schönsten Städte in Deutschland. Mein Herz geht immer auf, wenn ich hier an der Trinkhalle vorbeifahre morgens und siehe, dass sich jetzt auch beim Europäischen Hof einiges tut und diese Innenstadt lohnt sich jeden Tag, auch für jemanden, der hier arbeitet, herzukommen − ich freue mich jeden Tag darauf.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de

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