Aus dem Rathaus Gernsbach

Gernsbach gedenkt Opfer des NS-Regimes – Stolpersteine in der Bleichstraße verlegt

Gernsbach gedenkt Opfer des NS-Regimes – Stolpersteine in der Bleichstraße verlegt
Der erste Stolperstein wurde für Hermann Nachmann verlegt. Maria-Katharina Seckler, Benedikt Ehret und Ben Fugger mit Geschichtslehrer Michael Wagner. Fotos: Stadt Gernsbach

Gernsbach, 24.09.2020, Bericht: Rathaus In der Bleichstraße 2, 4 und 14 erinnern seit diesem Dienstag vorerst sieben Stolpersteine an Gernsbacher Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Vor der eigentlichen Verlegung der Steine gab es eine kleine Gedenkfeier mit Bürgermeister Julian Christ und Schülern des Albert-Schweitzer-Gymnasiums.

In Gegenwart von Vertretern des Gemeinderats und Mitgliedern des Arbeitskreises Stadtgeschichte hob Bürgermeister Christ die Bedeutung des 1992 initiierten Projekts des Kölner Künstlers Gunter Demnig hervor. Es gilt mit inzwischen rund 75.000 verlegten Stolpersteinen als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. In Mittelbaden gibt es solche in den Bürgersteig vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz eingelassene Stolpersteine bereits in Gaggenau, Kuppenheim, Rastatt und Baden-Baden. Entsprechend dem Grundsatz «ein Mensch – ein Stein – ein Schicksal» wird hier allen Opfern des NS-Regimes individuell mit knappen Angaben zum persönlichen Schicksal gedacht, unabhängig vom jeweiligen Grund der Verfolgung.

Der Gemeinderat hatte im Dezember vergangenen Jahres einstimmig beschlossen, sich dieser Form des Gedenkens auch in Gernsbach anzuschließen. Bürgermeister Christ erinnerte in seiner kurzen Ansprache an die sieben Personen jüdischen Glaubens, für die Gunter Demnig nun als erste Stolpersteine in Gernsbach verlegte. Hermann Nachmann und Arthur Kahn kamen nach ihrer 1940 erfolgten Deportation bald darauf in Lagern in Südfrankreich ums Leben, Hilda Dreyfuss, Erna Kahn und Bertha Marx wurden in Auschwitz ermordet.

Ben Fugger, Benedikt Ehret und Maria-Katharina Seckler, Zehntklässler am ASG, beleuchteten das Leben der beiden Kinder Lieselotte und Margit Kahn, die zum Zeitpunkt ihrer Deportation erst fünf und neun Jahre alt waren und dank einer jüdischen Kinderhilfsorganisation und vielen glücklichen Umständen den Holocaust überlebten. Die Fakten verbanden sie auf eindringliche Weise mit persönlichen Fragen, die an der Lebenswirklichkeit der Kahn-Schwestern anknüpften. Der betreuende Geschichtslehrer Michael Wagner sicherte für das ASG zu, das Stolperstein-Projekt auf Dauer begleiten zu wollen.

Zur Stolperstein-Verlegung waren mit Brigitte Walter und Thomas Götz auch zwei Familienangehörige von Hermann Nachmann angereist, des letzten Vorstehers der Gernsbacher Synagogengemeinde. Die Finanzierung der Steine für Lieselotte Kahn, Margit Kahn und Hermann Nachmann haben als Paten die Gemeinderatsfraktionen von CDU, Freien Bürgern und Grünen übernommen.


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