Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

Gipfeltreffen der Jazzpianisten in Baden-Baden - Gemeinsamer Auftritt der drei Pianisten

Gipfeltreffen der Jazzpianisten in Baden-Baden - Gemeinsamer Auftritt der drei Pianisten
Michael Wollny Foto: Jörg Steinmetz

Baden-Baden, 03.07.2018, Bericht: Festspielhaus Im Rahmen der Sommerfestspiele des Festspielhauses Baden-Baden kommt es zu einem Gipfeltreffen der Jazzpianisten: Die drei vollkommen unterschiedlichen Tasten-Philosophen Michael Wollny, Iiro Rantala und Leszek Możdżer kommen am Freitag, 13. Juli 2018 um 20 Uhr erstmalig nach ihrem legendären Konzert «Jazz at the Berlin Philharmonic» und exklusiv in Baden-Baden wieder für einen gemeinsamen Auftritt zusammen.

Der Jazz-Pianist Michael Wollny ist in Baden-Baden kein Unbekannter, unvergessen sicher sein letztes Konzert im Februar 2017 mit Akkordeonist Vincent Peirani, ebenso 2015 der Abend mit Posaunist Nils Landgren. Ein Auftritt von Michael Wollny mit zwei weiteren Pianisten, Iiro Rantala und Leszek Mozdzer, ist am Freitag, 13. Juli 2018 zum erstem Mal im Festspielhaus zu erleben. Überhaupt: ein gemeinsamer Auftritt der drei Pianisten ist alles andere als gewöhnlich. Ihr erstes gemeinsames Konzert, «Jazz at Berlin Philharmonic» feierte 2013 zwar eine so umjubelte Premiere, dass auch der Live-Mitschnitt als CD sehr erfolgreich war, aber bisher hatten die drei Pianisten es nie geschafft, ihre Termine für ein weiteres Konzert in dieser Besetzung zu koordinieren zu können. Die drei Künstler − Michael Wollny und Iiro Rantala am Klavier und Leszek Możdżer am Klavier und am legendären E-Piano Fender Rhodes, beweisen solo, in Duos und im Trio, dass der Jazz verrostete Schubladen, die E und U Musik trennen, sprengen kann. In dem Konzert im Festspielhaus am 13. Juli kann das Publikum erneut erleben, dass Klassik und Jazz alles andere als Gegensätze Seite 2 von 4 sind, «Jazz und Klassik sich auf Augenhöhe» begegnen, wie der Tagesspiegel über das Berliner Konzert begeistert schrieb. Kein Wunder, sind doch alle drei Künstler stilistische Grenzgänger. Michael Wollny, das Aushängeschild des jungen deutschen Jazz, holt sich seine Inspiration ebenso von Schubert oder Mahler wie von Björk oder Kraftwerk. Der Pole Leszek Możdżer kommt von seiner Ausbildung her explizit aus der Klassik, für ihn ist der Austausch zwischen den wichtigsten Strömungen der Kunstmusik ohnehin selbstverständlich. Der Finne Iiro Rantala ist ihm darin ein Geistes- und Seelenverwandter und steht mit an der Spitze der innovativen Eklektiker, die an die alte Jazztradition anknüpfen, die großen Erfinder der Klaviermusik zu studieren, zu verehren und für eigene Ideen zu verwenden. Der 1978 in Schweinfurt geborene Pianist Michael Wollny gilt zweifellos als einer der wichtigsten europäischen Jazzmusiker seiner Generation, für das Hamburger Abendblatt ist er gar «die stärkste Jazz-Musikerpersönlichkeit, die Deutschland seit Albert Mangelsdorff hervorgebracht hat.» Wollnys Inspiration kann dabei von Franz Schubert oder Gustav Mahler kommen, von Björk oder Kraftwerk, von japanischen Gangsterfilmen oder den Filmen von David Lynch. Mit fünf Jahren hatte er ersten Unterricht an Klavier und Geige, ein wichtiger Einfluss war seine ebenfalls Klavier spielende große Schwester, die ihm vor allem die klassische Romantik nahebrachte. So war für ihn «Klavierspielen immer beides − Improvisation und Bach oder Schumann spielen». Er wird Jungstudent an der Würzburger Hochschule für Musik und von 2002 bis 2013 bildet Michael Wollny gemeinsam mit der Bassistin Eva Kruse und dem Schlagzeuger Eric Schaefer das Trio [em], welches die ZEIT zum «aufregendsten Pianotrio der Welt» erklärt. Daneben tritt Wollny mit so unterschiedlichen Musikern wie Gary Peacock, Michel Portal, Jim McNeely, Peter Erskine, Vince Mendoza, Pat Metheny, Joe Locke, Joachim Kühn, Donny McCaslin oder Heinz Sauer auf. Neben zahlreichen Seite 3 von 4 erfolgreichen Alben zeigt sich sein Erfolg durch viele bedeutende Preise wie dem Bayerischen Staatspreis für Musik, dem SWR Jazzpreis, dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2005 und 2013 und dem Neuen Deutschen Jazzpreis sowie internationalen Auszeichnungen wie den «Choc de l'annee» oder den Ronnie Scott's Jazz Award als «Most Promising International Newcomer Of The Year». Weit über die Jazzgrenzen berühmt machte ihn sein 2014 erschienenes Album «Weltentraum». Die CD erreichte − an Pop-Stars wie Beyoncé vorbei − Platz zwei der Amazon-Charts und wurde in England «Album des Jahres».

Iiro Rantala ist einer der international bekanntesten finnischen Musiker. Der Pianist kam im Alter von 7 Jahren zunächst durch den Finnischen Kinderchor in Berührung mit Musik, und kurze Zeit später nahm er Klavierunterricht. Sein Klavierstudium brachte ihn zum Oulunkylä Pop/Jazz Institute und zur Sibelius Academy in Helsinki und beinhaltete ein zweijähriges Auslandsstudium an der Manhattan School of Music in New York. Rantala ist Gründer und war für 18 Jahre der Pianist des Trio Töykeät, Finnlands bekannteste und älteste Jazz Band. Mit ihr gab er über 2.000 Konzerte in 45 Ländern und veröffentlichte acht Alben. Im Alter von 26 Jahren startete Rantala auch in der klassischen Musik durch, spielte Mozart-Konzerte und Gershwins «Rhapsody in Blue» mit Finnlands führenden Orchestern. Daneben komponierte Rantala die Musik für zahlreiche Theaterstücke und Musicals sowie für einige Spielfilme. Er veranstaltete ein Klavierfestival und eine Konzertreihe in Helsinki und leitet seit 2011 das Jazz- Klavier-Festival in Kapsäkki. Im Jahr 2013 erhielt er Finnlands höchste Auszeichnung für Künstler, die Pro Finlandia Medaille und im Jahr 2015 eine umfangreiche Fünfjahresförderung des finnischen Staates für seine künstlerische Arbeit. Ausgezeichnet wurde er zudem mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik und dem German Jazz GOLD Award.


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