Aus dem Festspielhaus Baden-Baden

„Händel goes wild“ im Festspielhaus - Als „Ensemble des Jahres“ ausgezeichnet

„Händel goes wild“ im Festspielhaus - Als „Ensemble des Jahres“ ausgezeichnet
Das Ensemble „L’Arpeggiata“. Foto: Michael Kneffel

Baden-Baden, 08.09.2018, Bericht: Festspielhaus Christina Pluhar und das Ensemble «L’Arpeggiata» werden im Oktober mit dem neuen «Opus-Klassik» als «Ensemble des Jahres» ausgezeichnet.

Vorher kommen sie am 29. September 2018 um 18 Uhr mit ihrem Programm «Händel goes wild» ins Festspielhaus Baden-Baden. Dass die Kunst der Improvisation barocke und ältere Musik immens bereichern kann, stand für die Grazer Lautenistin Christina Pluhar schon frühzeitig fest: «Wir wissen, dass Musiker im 17. Jahrhundert phantastisch im Extemporieren waren − da gibt es all diese Lehrbücher zu Improvisation und Ornamentierung. Zu dieser Zeit gab es keinen professionellen Musiker, der nicht improvisieren konnte.»

Im Jahr 2000 gründete Christina Pluhar, die auch im Jazz und in traditioneller Musik unterschiedlichster Arten zu Hause ist, das Originalklang-Ensemble L’Arpeggiata − mit dem erklärten Ziel, die Frische improvisierter Musik des 17. Jahrhunderts wiederzubeleben. Hierfür musste sich Christina Pluhar allerdings auf eine «ganz andere Ebene begeben, um sowohl mit dem Publikum als auch mit ihren Mitmusikern auf der Bühne zu kommunizieren», wie sie sagt. Für diese Art des klingenden Gedankenaustauschs hat die Musikerin immer wieder auch Jazzmusiker zu gemeinsamen Konzerten eingeladen: «Ich habe das angestoßen, weil ich wollte, dass wir lernen, wie es ist, mit jemandem auf der Bühne zu stehen, der die letzten 40 Jahre seiner Karriere nichts Anderes getan hat als zu improvisieren, jemand wie Gianluigi Trovesi, der noch vor den Beatles zu musizieren begonnen hat und all die verschiedenen Stile seit den 50ern kennt.»

Mit ihrem neuesten dieser Projekte, «Händel goes wild», sind Christina Pluhar und L’Arpeggiata nun im Baden-Badener Festspielhaus zu Gast: mit Jazz-Improvisationen über bekannte Händel-Hits wie «Lascia ch’io pianga», «Ombra mai fu» und «Venti turbini», die mal mehr, mal weniger verziert, verrockt oder verjazzt präsentiert werden − manchmal tatsächlich wild, manchmal aber auch anrührend verinnerlicht.

Natürlich weiß Christina Pluhar, wen man zu solchen Crossover-Projekten nicht lange bitten muss und wer die nötige barocke Stilsicherheit und Improvisationskunst mitbringt, um das Original nicht einfach zu verändern, sondern es auf höchstem Niveau zu bereichern. Kein Wunder also, dass auch Jazzklarinettist und Altmeister Gianluigi Trovesi mit von der Partie ist, ebenso wie der Pianist Francecso Turrisi, der mit seinen filigranen Klavier-Klängen einem alten Wiegenlied humorvoll mechanischen Spieluhren-Charakter verleihen kann. Die belgische Sopranistin Céline Scheen steuert ihren glockenhellen Sopran zu dem außergewöhnlichen Händel-Projekt bei: eine renommierte Alte-Musik-Spezialistin, die in ihrer Jugend eigentlich Rocksängerin werden wollte und die nun unter anderem mit Musica Antiqua Köln unter der Leitung von Reinhard Goebel an einer viel beachteten Aufnahme zu Gérard Corbiaus Film «Le Roi Danse» mitwirkte. An ihrer Seite singt mit gewohnter Engelsstimme der Countertenor Valer Sabadus, der an diesem Abend seiner Lust an barockem Ornament, Zierwerk und Ausschmückung voll und ganz nachgehen kann.

Mehr: www.festspielhaus.de


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