Aus dem Rathaus Gernsbach
Katastrophe und ein deutsches Trauma“

Gernsbach, 28.03.2019, Bericht: Rathaus Die Kulturgemeinde Gernsbach lädt am Sonntag, 31. März, um 18 Uhr in die Stadthalle zu einem Vortrag von Stadtarchivar Wolfgang Froese ein.
Froese, ausgewiesener Historiker, Verfasser und Herausgeber mehrerer Bücher und Autor zahlreicher weiterer Veröffentlichungen, spricht über den «Absturz ins Elend: Gernsbach im Dreißigjährigen Krieg». Die ständige Abfolge von Kriegen zwischen 1618 und 1648 war eine «europäische Katastrophe und ein deutsches Trauma», wie es der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler unlängst formuliert hat. Froese geht es, gestützt auf zeitgenössische Quellen, um die lokale Ebene. Er blickt in seinem Vortrag im Rahmen des Stadtjubiläums-auf drei Jahrzehnte, die Gernsbach nachhaltig prägten.
1642 richtete die Stadt angesichts «vil außgestandenen Trübsallen, Angst und Nöthen» einen dramatischen Hilferuf an die badisch-ebersteinische Gemeinherrschaft. Berichtet wird in der im Stadtarchiv aufbewahrten Supplik von verfallenden Häusern, verfaulten Brunnenzuleitungen, dachlosen Stadttürmen, zerstörten Wegen und Stegen und vielen unbebauten Feldern – «In Summa die groß Armuth erscheint in allen Dingen, deren wir nit mer zu steuern wissen».
Das ehemals wohlhabende Gernsbach, das sich 1583 von der Leibeigenschaft freikaufen konnte und dessen damalige, durch den Holzhandel bewirkte Blütezeit sich bis heute im 1618 errichteten Alten Rathaus spiegelt, war gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges nach immer neuen Kriegssteuern, Kontributionen, Einquartierungen und Plünderungen «totaliter erarmbt», der Holzhandel auf ein Viertel des einstigen Umfangs geschrumpft und auch von den einst 36 Sägemühlen der Murgschifferschaft waren nur noch sechs übrig. Dennoch kam Gernsbach vergleichsweise glimpflich davon – anders als zum Beispiel Calw, das 1634 vollständig niedergebrannt wurde und dessen flüchtende Bewohner in Gernsbach zunächst abgewiesen wurden und hier dann doch noch kurzzeitig Aufnahme fanden.
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