Präziser als Ärzte
Künstliche Intelligenz soll Hauptkrebs besiegen – Landesregierung fördert Hautscreening-App mit 1,6 Millionen
Stuttgart, 12.08.2023, Bericht: Redaktion Alle Hoffnungen richten sich in diesen Monaten auf die sogenannte Künstliche Intelligenz, KI. Nun soll die KI auch den Geheimnissen des Hautkrebses auf die Spur kommen.
Das Land Baden-Württemberg fördert eine KI-gestützte Hautscreening-App mit 1,6 Millionen Euro, heißt es aus Stuttgart. Eine auf Künstlicher Intelligenz gestützte Anwendung, die Hauttumore genauso gut wie die Hautärztin oder der Hautarzt diagnostiziere habe das Deutsche Krebsforschungszentrum, DKFZ, in Heidelberg bereits vor einigen Jahren erfolgreich als Prototyp entwickelt. Das Projekt «sKIn» soll mit Hilfe der Förderung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration die App für die Anwendung in der Versorgung fit machen.
«Wir betreiben in Baden-Württemberg Spitzenforschung zur Künstlichen Intelligenz, beispielsweise in den KI-Clustern in Heidelberg, Tübingen, Heilbronn und Karlsruhe. Diese Spitzenforschung müssen wir jetzt auch in die Anwendung bringen und die Versorgung der Menschen damit konkret verbessern», sagte Gesundheitsminister Manne Lucha am Freitag in Stuttgart. «Die Hautkrebs-App des Krebsforschungszentrums ist dafür ein sehr gutes Beispiel – ich wünsche dem Projektteam von sKIn viel Erfolg.» Als Vorsitzender der diesjährigen Gesundheitsministerkonferenz treibe der Minister KI im Gesundheitswesen «mit einem umfassenden und chancenorientierten Grundsatzbeschluss voran», so der Gesundheitsminister, «nun können wir auf unsere langjährigen Erfahrungen aufbauen». Die Förderung von sKIn sei die ideale Ergänzung.
Titus Brinker vom Deutschen Krebsforschungszentrum betont: «Seit 2018 verfolgen wir das Ziel, die Hautkrebsdiagnostik durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz genauer zu machen. Unter Studienbedingungen funktioniert das bereits hervorragend. Nun wollen wir dazu beitragen, dass der Weg in Richtung Produktentwicklung beschritten werden kann, damit am Ende die Technologien in der Versorgung zur Verfügung stehen.»
Häufig blieben die bei Forschungsprojekten entwickelten KI-Anwendungen bloße Experimente und kämen nie in der Praxis an. Die Gründe sieht das Ministerium von Manne Lucha unter anderem in komplexen regulatorischen, technischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie Unsicherheiten bei der Aufnahme in die Leistungskataloge. Die veränderten Bedingungen durch die für Medizinprodukte maßgebliche EU-Verordnung MDR, Medical Device Regulation, würden die Zertifizierung zusätzlich erschweren und den Transfer insbesondere für kleine und mittelgroße Forschungseinrichtungen häufig nahezu unmöglich machen.
Zu dem Projekt «sKIn» erklärt das Ministerium: «Mit rund 1,6 Millionen Euro fördert das baden-württembergische Gesundheitsministerium nun bis Februar 2025 das Projekt ‚sKIn‘. Das für das Projekt zuständige Forschungsteam Digitale Biomarker für die Onkologie beim DKFZ nimmt unter anderem die Punkte Qualitäts- und Risikomanagement sowie den Datenschutz und die Datensicherheit unter die Lupe und bereitet den Zertifizierungsprozess für die KI-gestützte Hautscreening-App vor. Damit soll auch eine Blaupause für andere Forschungsgruppen entstehen. Ziel ist es, nach Abschluss des Projektes im Jahr 2025 die Zulassung aktiv anzugehen.
Grundlage für «sKIn» sei unter anderem eine vom DKFZ durchgeführte Studie. Auf Basis von einhundert Bildern mit Hautauffälligkeiten, davon zwanzig gesichert schwarzer Hautkrebs, Melanom, und achtzig gutartige Muttermale, sollten Dermatologinnen und Dermatologen von zwölf deutschen Universitäts-Hautkliniken das weitere Vorgehen bestimmen und entweder eine Biopsie durchführen oder der Patientin beziehungsweise dem Patienten von der Gewebeprobe abraten. Im Durchschnitt sei der Algorithmus aus Heidelberg präziser in der Beurteilung der Hauttumore gewesen als die Hautärztinnen und Hautärzte. Dabei habe es keine Rolle gespielt, welche Position und Erfahrung die Ärztin oder der Arzt hatte. Die Studie sei hundertfach zitiert worden, die Anwendung könnte die Diagnose- und Therapiesicherheit deutlich verbessern und unnötige Biopsien und Operationen verhindern. Dennoch könne sie bis heute aufgrund des aufwändigen Zulassungsprozesses nicht in der Versorgung eingesetzt werden. «Solche Assistenzsysteme werden die Ärztin oder den Arzt niemals ersetzen können, sie sind aber eine sinnvolle Ergänzung, die wir endlich zu den Menschen bringen müssen. Mit unserer Unterstützung stärken wir den Gesundheits- und Forschungsstandort Baden-Württemberg», fasst Minister Lucha die Förderung zusammen.
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