Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Lächerliche Tourismus-Umfrage“ – „Tourismus-Chefin Waggershauser, die sich wie Bolle darüber freut“

Baden-Baden, 27.04.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Holstein Stellung.

Vor einigen Tagen wurde in einem örtlichen Jubelblättchen tapfer versucht, mit positiven Artikeln über die negativen Leistungen der Stadtverwaltung hinweg zu täuschen und ein Artikel veröffentlicht, in welchem frech behauptet wurde, dass die Bürger unserer Stadt den «Tourismus überwiegend positiv bewerten». Man verstieg sich dabei in der Behauptung, dass es eine «repräsentative» Umfrage unter 162 Bürgern gegeben habe, die vom, natürlich völlig neutralen (??), «Deutschen Institut für Tourismusforschung» vorgenommen wurde.

Besonders lustig sind in diesem Zusammenhang zwei Hinweise. Zum einen die Aussage unserer Tourismus-Chefin Waggershauser, die sich wie Bolle darüber freut, dass «mehr als 80 Prozent mit dem vielfältigen Angebot der Tourismusinfrastruktur zufrieden seien». Leider ergeben sich diese 80 Prozent aber nicht aus der Gesamteinwohnerzahl, sondern aus den wenigen Befragten. Wie man sich über die Zustimmung von sage und schreibe 130 Personen (=80 Prozent von 162) so freuen kann, liegt wahrscheinlich an der sonst fehlenden Zustimmung zu Ihrer Arbeit für den Tourismus, die sich in der Veranstaltung von Flohmärkten, Popkonzerten und dem Weihnachtsmarkt erschöpft und die schon seit Jahren vehement kritisiert wird (siehe Vielzahl diesbezüglicher Leserbriefe in den goodnews4).

Eine verlustverhindernde Auslastung des städtischen Kongresshauses gelingt ihr als dortige Geschäftsführerin hingegen nicht. Große mehrtägige internationale Kongresse wären wichtig, um das örtliche Gewerbe zu unterstützen und das Kongresshaus aus der Verlustzone zu bringen. Bis auf wenige Veranstaltungen, wie z.B. der Rückversicherer, aber leider Fehlanzeige.

 

Und dann die mit einem Bild des Brenners Parkhotel unterlegte Behauptung, dass diese Destination als besonders geschätztes touristisches Ziel gilt. Bei einem Übernachtungspreis von durchschnittlich 350 Euro pro Person (!) sicher eine etwas gewagte Behauptung.

Weil der vorgenannte Artikel scheinbar nicht die gewünschte Jubel-Resonanz erzeugte, legte dann ein Redakteur am nächsten Tag noch einmal nach, lobte das Ergebnis über den Schellenkönig, machte aber zumindest kleine Vorbehalte geltend, um nicht völlig den Anschein seriöser Objektivität zu verlieren.

Um es klarzustellen: Wenn überhaupt jemand erheblichen Anteil am Interesse der Touristen an Baden-Baden hat, dann ist es die einzige gut funktionierende Abteilung der Stadtverwaltung, und zwar die Stadtgärtnerei. Nur dem erfolgreichen Wirken des Gartenbauamt-Chefs Brunsing ist es zu verdanken, dass sich Baden-Baden in Postkartenperspektiven präsentieren kann.

Den Lobesarien in besagtem Artikel muss man bei entsprechender Objektivität entgegenhalten, dass eine Umfrage in der Regel dann als repräsentativ gilt, wenn mindestens 1.000 handverlesene Personen (Geschlecht, Alter, Beruf, Einkommen etc.) befragt werden. Das war hier nicht der Fall, man hatte eher den Eindruck, dass es sich bei den 162 befragten Personen wohl um Gastronomen, Ladeninhaber, Cafèhausbetreiber etc. handelte.

Auch wurde die entscheidende Frage nach der gewünschten Qualität der Touristen nicht gestellt. In einem Hochpreis-Ort wie Baden-Baden sind alle Touristen willkommen, die hier übernachten und die Gastronomien, Geschäfte und Spezial-Kliniken frequentieren. Aber wie verhält es sich mit den sogenannten Bus-Touristen, die im Sommer zu Tausenden die Stadt überschwemmen und kaum Geld in die Kassen der auf Kunden angewiesenen Gewerbe spülen? Oder den Besuchern der von unserer Tourismus-Chefin so hochgelobten Veranstaltungen (siehe oben). Auch dabei wird in Baden-Baden kaum Umsatz generiert.

Aber für wirksame Pressefotos und Presseberichte in der Printzeitung reicht es allemal, und das ist ja letztlich der Sinn und Zweck der Übung für einige führende Personen aus der Stadtverwaltung. Für die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung bezüglich der negativen Seiten des Tourismus (Wohnraum, Verkehr, etc.) interessiert sich in der Stadtverwaltung doch ohnehin niemand.

Wolfgang Holstein
Baden-Baden


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