Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ zu dem Bericht auf goodnews4: „Tony Marshall wird Ehrenbürger von Baden-Baden - Entscheidung des Gemeinderats“ - Happy birthday: Sancta simplicitas!

Baden-Baden, 05.02.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung zu dem goodnews4-Bericht Tony Marshall wird Ehrenbürger von Baden-Baden − Entscheidung des Gemeinderats.

Die Stadt gratuliert Tony Marshall zum 80. Geburtstag. Das ist kein Grund, ihn zum Ehrenbürger dieser Stadt zu machen. Aber warum doch? Erinnern wir uns: Marshall war schon einmal für diese außerordentliche Ehrung vorgeschlagen - fand aber damals nicht genügend Zustimmung. Hat sich seitdem etwas verändert? Hat er seitdem neue, bedeutende Kunst geschaffen? Eher nicht. Deswegen ist die Begründung der Ehrenbürgerschaft die «Lebensleistung» des Künstlers.

Marshall hat vor 50 Jahren ein paar Schlager (Schnulzen) gesungen. Nun gut, das haben andere auch. Er wurde, wie goodnews4 berichtete, «mit dem von Jack White produzierten Schlager und Stimmungssong ‘Schöne Maid’ 1971 schlagartig in ganz Deutschland bekannt.»

Der Gemeinderat hat bei seiner Entscheidung wohl nicht bedacht, dass «Maid&rauqo; eine neuhochdeutsche Nebenform von Magd ist. Nationalsozialisten «verwirklichten die Arbeitspflicht für junge Frauen und nannten die rekrutierten Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend amtlich Arbeitsmaiden, sonst auch Maiden&rauqo;. «Maid» ist also ein Begriff, der dem Vokabular der Nationalsozialisten entnommen und nach 1945 negativ besetzt ist.

Die Mitteilung der Stadtverwaltung sagt leider nichts darüber aus, wer Urheber dieses unsäglichen Antrags war, Marshall zum Ehrenbürger zu ernennen, wobei es gar nicht um die Integrität der Person Tony Marshall geht. War es der Ältesten-Rat in seliger Nostalgie und Verzückung über die längst entschwundene Jugendzeit? War es Oberbürgermeisterin Mergen, die mal wieder mit ein paar Fotos mehr in der Tagespresse um Sympathie buhlen will? «Unsere» Kulturdezernentin, in Personalunion Oberbürgermeisterin, ist noch immer nicht in der Stadt angekommen und in der «Kultur» schon gar nicht. Versteht sie etwa von Kultur so viel wie «eine Kuh vom Sonntag»? Womit ich nichts gegen Kühe gesagt haben will!

Ist die Stadt jetzt auch auf kulturellem Gebiet nicht mehr frei, wenn die Söhne des Jubilars viel zu oft bei lokalen Veranstaltungen auftreten? Das ähnelt hoffentlich nicht der städtischen Baupolitik! Schlimmer geht’s nimmer? Na warten wir es ab! OB Mergen hat ja gerade erst die Halbwertzeit ihres Verfalls erreicht.

Der Gemeinderat hätte symbolträchtiger nicht beschließen können. Diese Entscheidung zieht Alles und Jeden in Baden-Baden herunter. Peinlich vor allem für den einzigen weiteren noch lebenden Ehrenbürger dieser Stadt. Gibt er nun die Ehrenbürgerschaft zurück? Diskriminierend für ein paar Hundert andere Baden-Badener, die hier geboren und auch eine «tolle» Lebensleistung erbracht haben. Warum werden die nicht auch Ehrenbürger?

Zum wiederholten Male wird ein MANN ausgezeichnet. Ehrenbürger der Stadt Baden-Baden waren bisher die Herren Bénazet, die Bauherren von Theater, Casino und Rennbahn; der Fürst Bismarck, der «eiserne» Kanzler; ein Führer wie Adolf Hitler, der ein Verführer war; Bundeskanzler Adenauer, der auch CDU-Parteivorsitzender war; Verleger-Sohn Burda, der Baden-Baden ein Museum schenkte; der Komponist und Dirigent Boulez, Papst der Musikwelt … und nun das!

Wo sind die die Einsprüche der Grünen/Alternativen die sich immer für die Quotenregelung einsetzen? Wieso hat sich denn Bea Böhlen nicht zu Wort gemeldet und laut und vernehmlich gesagt: «Das geht gar nicht!» Da hätte sich doch angeboten, z.B. Frau Dr. Sigrun Lang zur Ehrenbürgerin zu küren, die während ihrer Amtszeit als Oberbürgermeisterin mehr für Baden-Baden erreicht hat, als Frau Mergen in der ihr noch verbleibenden Amtszeit zerstören kann.

Das Ganze ist stillos und ziellos wie so vieles andere in Baden-Baden, was OB Mergen zu verantworten hat. Was jetzt noch zu tun bleibt? Sie werden tun, was ihre Pflicht ist Frau OB Mergen! Nehmen Sie Tony Marshall als Kultur- und Leistungsträger dieser Stadt in die Bewerbung zum Welt-Kultur-Erbe auf?
Man wird doch noch fragen dürfen, oder?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


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