Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ zu Pflegeheim DRK Hubertusstraße und Synagogen-Diskussion - Werden jetzt Alte und Kranke als Schutzschild gegen Lärm und Schmutz benutzt?

Baden-Baden, 21.02.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Rudolf Rust Stellung zu dem goodnews4-Bericht Anwohner erheben Einspruch gegen Bauvorhaben DRK Pflegeheim in der Hubertusstraße − Schreiben an Bürgermeister Alexander Uhlig.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) − gestern noch stolzer Besitzer des Ludwig-Wilhelm-Stiftes − hat dies an einen Freiburger Investor verkauft, der an gleicher Stelle hochpreisige Eigentumswohnungen errichten wird. Es ist nicht einleuchtend, warum Betreiber von Alten- und Pflegeheimen Probleme haben, entsprechend gesetzlichen Erfordernissen aus einem Zwei-Bett-Zimmer ein Einbett-Zimmer zu machen. Nimmt man da nicht einfach ein Bett aus dem Zimmer? Werden die Heime damit defizitär? Nun, wie dem auch sei, der Verkaufserlös des Stiftes soll für einen Neubau, draußen vor den Toren der Innenstadt genutzt werden.

Das DRK hat dafür einen Bauplatz (von der Stadt Baden-Baden!) erworben, der bislang als Garagenhof benutzt wurde und in unmittelbarer Nähe zum sog. 1000-Füßler liegt. Schon bei den durch die GSE errichteten Wohnungen in der benachbarten Wörthstraße ging eine Welle der Empörung durch die Stadt und den Gemeinderat. Zu Recht wurde darauf hingewiesen, dass die Bewohner dieser Häuser hohen Emissionsbelastungen ausgesetzt seien. So wies der FBB Stadtrat Prof. Dr. Liesen auf die Feinstaubbelastung und dadurch ausgelöste Atemwegserkrankungen hin. Hier muss man zusätzlich wohl auch von kontaminierten Boden (Altöl), von einer hohen Geräuschbelastung durch den Autobahnzubringer und von Abgas-Belastungen durch Stickoxyde und Kohlenmonoxyd ausgehen.

Wohnhäuser auf der Hubertusstraße und der Straße An der Sägemühle sind diesen Belastungen bisher ungeschützt ausgesetzt. Das ändert sich mit dem Bau des DRK-Heims, und das BT titelt daher zutreffend: DRK-Heim wird Wohnhäuser «abschirmen&rauqo;. Welch eine Wohltat − nur nicht für die Alten und Kranken im DRK-Heim! Das Deutsche Rote Kreuz fühlt sich dem Erhalt des Lebens verpflichtet − oder? Geht es beim Deutschen Roten Kreuz gar nicht um Wohltaten, sondern vom Blutspendedienst bis zu den Rettungssanitätern etwa um Kommerz und Profit? Oder war in ganz Baden-Baden kein anderes geeignetes Grundstück von der Stadt zu erhalten? Merkwürdig!

Sind die Mitglieder des Bau- und Umlageausschusses und später die des Gemeinderates eigentlich der festen Meinung, sie würden ihrem Amtseid «zum Wohle der Bürger zu wirken» entsprechen, wenn sie dieser Bauplanung in exponierter Lage zustimmen?

Neulich soll die Stadt ja einer arabischen «Prinzessin» ein Grundstück hinter dem Finanzamt als Ausgleich für die Nicht-Bebauung des Schlossgartens angeboten haben. Das kam nicht zustande. Also hat die Stadt noch Grundstücke in bester Innenstadtlage. Warum stellte OB Mergen dies in ihrem Schreiben an die jüdische Gemeinde in Abrede? Die Bauplanungen für die Hubertusstraße und in der Fürstenbergallee sind also nicht alternativlos!

Die Eigentümerfamilien Ertl und Hambruch nutzen das frühere Synagogengrundstück an der Stephanienstraße als Parkplatzes des BT. Das ist m.E. nahezu gotteslästerlich. Dort ist der angestammte Platz der Synagoge! Sie weigern sich, das Grundstück zu verkaufen, geschweige denn, den Kauf rückgängig zu machen.

Daher böte es sich seitens der Stadt an, der jüdischen Gemeinde hinter dem Finanzamt einen Bauplatz für ihre Synagoge zu überlassen! DAS wäre eine wirkliche Wieder-Gut-Machung! Historische Schandtaten können nicht ungeschehen gemacht werden, sie bleiben mit der Geschichte Baden-Badens verbunden. Aber dann kämen Moral und Anstand wieder zu ihrem Recht. Bis jetzt wird offensichtlich seitens der Stadt und ihrer Verwaltung mit zweierlei Maß gemessen. Macht sich in Baden-Baden wieder ein latenter Anti-Judaismus breit? Wehret den Anfängen!

Rudolf Rust
Baden-Baden


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