Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Zum goodnews4-Interview mit Martin Ernst – „Spricht man mit OBs der Städte, die private Träger haben, klingt das ganz positiv“

Baden-Baden, 22.06.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Rita Maria Hirsch-Ursinus Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener FBB-Fraktionschef Ernst zum Klinik-Projekt – «Es wird über eine Größenordnung von einer Milliarde entschieden von Leuten, die davon nichts verstehen».

«Die Entscheidung des Milliardenprojekts Klinikum wird von Leuten getroffen, die keine Ahnung davon haben.» Diese Aussage trifft für mindestens 50 Prozent der Ratsmitglieder zu 100 Prozent zu. Schon der geringe Widerspruch gegen das Standortgutachten hat gezeigt, dass mindestens 50 Prozent des Rates schon mit der Zustimmung zu den Kriterien und der Bewertungsmatrix und danach mit dem ganzen Gutachten total überfordert waren. Die Bewertung der Nachhaltigkeit von Balg wurde von Rastatt unterbunden und Umweltgutachten für den Bau der Querspange unterschlagen.

Doch noch schlimmer wiegt, dass sich unser Rat nicht in anderen Städten und Kommunen über deren Klinik-Neubauten oder Klinik-Umbauten informiert hat. Dies zeugt von dessen Überforderung und Ohnmacht, aber auch von der Kraft der Verhinderungspolitik unseres OBs und unserer Verwaltung. Spazierfahrten zu unseren Partnerstädten sind für OB Späth sehr wichtig, aber Bildungsfahrten bei einem Jahrhundertprojekt für unseren Rat nicht notwendig und nicht gewünscht.

Auch unsere Anregung, Kontakt zum größten privaten Betreiber von Kliniken aufzunehmen und wenigstens und zunächst einmal soviel wie möglich an Informationen einzuholen, haben wahrscheinlich nicht gefruchtet. Unsere Kommunalpolitik ist überzeugt sie kann und weiß immer alles besser.

 

OB Carlein ist vor dem Bau unseres Klinikums bis nach Amerika gereist, um sich ein Bild von einer modernen, zukunftsweisenden Klinik zu machen. Bei der Betrachtung aller Termine, die unsere Kommunalpolitiker wahrnehmen, welche aber finanziell keinerlei Auswirkungen haben, ist es unverständlich, warum man beim Thema Klinikum nicht einmal bis nach Karlsruhe, ja noch nicht einmal bis vor die Haustüre kam?????

Einen medizinischen Direktor eines Klinikums mit Rastatter Politikern alleine zu lassen, der sich außerdem besser um die medizinischen Belange des KMB kümmern sollte, der aber prestigemäßig und auch finanziell noch von einem neuen Zentralklinikum profitiert, ist eine Nachlässigkeit, die nicht zu überbieten ist.

Und einem OB Herrn Pütsch beim Thema Klinikum zu vertrauen, der fähig war wichtige Gutachten zum Bau der Querspange zu unterschlagen und falsche Angaben für das Gutachten zu machen, ist ebenso nachlässig und unverzeihlich.

Alarmierend jetzt die Nachrichten, dass im Bund 29 Prozent der kommunalen Kliniken vor dem wirtschaftlichen Aus stehen. Das ist sehr, sehr traurig, doch man fragt sich, warum nur die kommunalen Kliniken? Was ist bei den privaten Trägern anders? Warum die kommunalen Kliniken beim medizinischen Personal die beliebteren Arbeitgeber sind, ist logisch nachvollziehbar, aber die Frage ist doch: «Warum können die Privaten kostendeckend arbeiten?»

Wenn man die negativen Berichte über private Träger im Netz beleuchtet stellt man meist fest aus welcher Ecke sie kommen. Spricht man mit OBs der Städte, die private Träger haben, klingt das ganz positiv. Eine repräsentative und aktuelle Umfrage des Forsa-Institutes aus 2021 (ist im Netz zu finden), stellt dies unter Beweis. Am Ende dieses Leserbriefs finden Sie die Grundaussage in einem kurzen Auszug.

Schon vor einem Jahr wurde angeregt, mit dem besten und größten privaten Klinikbetreiber informative Gespräche zu führen. Was ist geschehen? Wahrscheinlich wie immer – nichts!

Da die Kommunen jedes Jahr die finanzielle Schieflage unseres Klinikums ausgleichen, ist ein finanzielles Aus wohl noch nicht so schnell zu befürchten. Aber schon die Strukturgutachten weisen darauf hin, dass ein gewinnbringender Betrieb eines neuen Zentralklinikums nicht zwingend und nicht garantiert ist! Wahrscheinlich eine Milliarde Kosten für Bau und Einrichtung, abzüglich Kostenbeteiligung des Landes, (aber leider nur für die stationären Bereiche und nur für die Kostenberechnung bei Antragstellung), plus eine wahrscheinlich gigantische Kostensteigerung während der Baujahre plus Zinsen, erzeugt bei Berechnung eine Gänsehaut. Dies, wenn man noch berücksichtigt, dass das Land noch nicht mal die finanziellen Mittel der derzeitig unterstützten Projekte termingenau überweisen kann.

Gute Nacht Baden-Baden!

Beurteilung der FORSA Studie vom Januar 2021

«1. Service
2. Studien & Gutachten
3. Forsa-Umfrage: Patienten sehr zufrieden mit Privaten

Forsa-Umfrage: Patienten sehr zufrieden mit Privaten
88 Prozent der Patienten deutscher Krankenhäuser sind mit ihrer Behandlung zufrieden und sehr zufrieden, Kliniken in privater Trägerschaft werden mit 93 Prozent etwas besser bewertet als die anderer Träger (kirchliche 89 Prozent, kommunale 88 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des BDPK Anfang 2021 durchgeführt hat.

Repräsentative Ergebnisse
Die große Zufriedenheit mit der Behandlungsqualität und die besonders gute Bewertung der privat geführten Krankenhäuser machen aus Sicht des BDPK deutlich, dass der Qualitätswettbewerb sich positiv auf die Versorgungsstrukturen auswirkt. Die Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung bei der medizinischen Versorgung offensichtlich sehr viel Wert auf Qualität legt. Mit der Souveränität der Patienten steigt die Motivation der Leistungserbringer zu Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Der BDPK sieht sich durch die Umfrageergebnisse darin bestärkt, die Bedeutung von Wettbewerb und Qualität für die Versorgungsstrukturen hervorzuheben.»

Rita Maria Hirsch-Ursinus
Baden-Baden


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