Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung – „Zum Radschnellweg Karlsruhe-Rastatt“ – „Absurde Verlegung der Route an den Bebauungsrand der Ortschaften“
Baden-Baden, 28.04.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung.
Mit blankem Entsetzen habe ich die Routenentscheidung beim RSW KA–RA vom 25.04.23 zur Kenntnis genommen. Schon die Namensgebung mit RS13 ist ein Menetekel, um erahnen zu können, dass das radlerische Leuchtturmprojekt schiefgehen wird, weil es als Zigarettenglut im Rinnstein landet.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat sich für die dritte Variante und somit für eine absurde Verlegung der Route an den Bebauungsrand der Ortschaften entschieden, hineingequetscht zwischen Bahnlinie und B 36, in Kauf nehmend, dass mehrere Industriegebiete mit Schwerlastverkehr zu durchfahren sind und 29 Kreuzungen als permanente Unfallherde lauern. Vertan ist die einmalige Jahrhundertchance, einen Superlativ an Radschnellweg zu schaffen und all diese Risiken zum Wohle der Radelnden weitestgehend zu eliminieren. Stattdessen wird es einen faulen Kompromiss geben. Zu gerne hätte man die Radler in Durmersheim, Bietigheim und Ötigheim mit dem RSW noch in ihren Garagen abgeholt. Muggensturm, Bischweier und Oberweier lässt man dafür pro Tour zusätzlich zur viel weiteren Anfahrt noch ca. 700 m weiter radeln. Insofern kann es mit der prominenten Maßzahl von täglich 2.000 Nutzern des RSW nicht so weit her sein, wie anfangs verlautbart, wenn man mehrere Ortschaften bei dessen Nutzung benachteiligt.
Es ist eine Schande, wie mutlos, unsicher, ja ängstlich diese großartige Chance für einen Quantensprung im Radverkehr der Region einer kleinkarierten Erbsenzählerei zum Opfer fiel und damit politisch sabotiert wurde. Zu viele Köche verderben eben tatsächlich den Brei. Hätte nur noch gefehlt, dass man die Astronomie oder Glaskugel lesenden Quacksalber um Rat gebeten hätte, obwohl der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club sich klipp und klar kompetent und fundiert argumentierend für die Variante 2 stark gemacht und die gravierenden Vorteile annonciert hatte. Bei den vielen Einzelinteressen aller beteiligten Gruppen kommt man eben nicht umhin, das Heft ab einem gewissen Punkt selbst führend in die Hand zu nehmen und bei Einwänden, die das Ergebnis ad absurdum führen würden, Führung zu zeigen. Es zeigt sich, dass wir nicht einmal mehr bei so einem profanen überschaubaren Vorhaben in der Lage sind, einen 22 km langen Radschnellweg für knapp 21 Mio. Euro, der seinem Namen gerecht werden soll, nach den Bedürfnissen der nutzenden Pendler zu planen und zu bauen. Herauskommt ein Radschleichweg für teures Geld des Steuerzahlers. Und das unter der politischen Führung eines grünen Ministerpräsidenten (!) und eines grünen Verkehrsministers (!), die keine Gelegenheit auslassen, einem in den Ohren zu liegen mit Verkehrswende- und CO²- Einsparungs-Einlassungen. Wenn es aber an die Umsetzung in die Realität geht, fallen allesamt krachend durch, weil man zurückfällt in uralte Raster der Klein-in-klein-Politik. Große Würfe gibt es keine mehr. Stattdessen immer öfter widersinniger Murks, Ignoranz und Beratungsresistenz gegenüber Sachkompetenz und realitätsverweigernde faule Kompromisse. Es ist zum Fremdschämen.
Das versteht kein normaler Bürger mehr, denn es ähnelt eher sinnfreier Willkür und inkompetenter Flickschusterei als fortschrittlicher, sachgerechter Politik. Natürlich wird dem Akt ein nettes Mäntelchen umgehängt, um zu zeigen, dass man formal ja alles richtig gemacht hat. Aber das Ergebnis ist leider weder Fisch noch Fleisch, sondern einfach nur grottenschlecht und peinlich.
Die RSW Nutzung werde ich mir künftig ersparen samt des dazugehörenden erhöhten Risikoprofils des Streckenführung und stattdessen Karlsruhe weiterhin über Ettlingen und Rüppurr anfahren. Nach Schulnoten, sehr geehrtes Regierungspräsidium: Thema verfehlt aufgrund Absurdität – eine glatte Sechs!
Oliver Haungs
Muggensturm
Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.
PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.







