Kommentar von Christian Frietsch

Rastatt gedenkt Reichspogromnacht – Stadtarchivar Oliver Fieg führt an Orte jüdischer Geschichte – Gute Idee für Baden-Baden: Grundstück Alte Synagoge, Dr. Ertl Tennishalle

Rastatt gedenkt Reichspogromnacht – Stadtarchivar Oliver Fieg führt an Orte jüdischer Geschichte – Gute Idee für Baden-Baden: Grundstück Alte Synagoge, Dr. Ertl Tennishalle
Innenraum der bei der Reichspogromnacht zerstörten Rastatter Synagoge. Foto: Stadtarchiv Rastatt

Bild Christian Frietsch Kommentar von Christian Frietsch
04.11.2025, 00:00 Uhr



Rastatt/Baden-Baden Anlässlich des Gedenktags zur Reichspogromnacht in Rastatt führt Stadtarchivar Oliver Fieg zu ausgewählten Orten jüdischer Geschichte in Rastatt.

Eine gute Idee wäre das auch für Baden-Baden. Immer noch ist das Gelände der alten Synagoge in der Stephanienstraße tabu. Die Forderung, «die Würde des Ortes wiederherzustellen», bleibt seit 2018 unerfüllt. Vertragswidrig nutzen die Eigentümer das Grundstück für «profane» Zwecke. Kein Protest an die Adresse der Eigentümer der Mehrheitsfraktionen im Baden-Badener Gemeinderat. Zu eng verbandelt waren viele Akteure der Parteien mit den ehemaligen Zeitungsverlegern, der Familie Ertl. Nach wie vor trägt auch die Tennishalle des Tennisclubs Rot-Weiss den Namen des Familienmitglieds und NSDAP-Mitglieds Otto Heinz Ertl. Eine Führung durch Baden-Baden an solche symbolkräftigen Orte könnte Baden-Baden helfen, auch seine eigne Geschichte ehrlich zu beleuchten.

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Am 10. November lädt auch die Stadt Baden-Baden gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht am 9. und 10. November 1938 ein. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Alten Ratssaal des Rathauses, Marktplatz 2. Den Hauptvortrag halten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hohenbaden. Sie referieren über die Deportation der Baden-Badener Familien Lieblich und Rosenthal in das Internierungslager Gurs. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von Andrej Matveev am Klavier.

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Die Mitteilung aus dem Rathaus Rastatt vom 3. November 2025 im Wortlaut:

In Rastatt finden am Sonntag, 9. November, verschiedene Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichspogromnacht statt. An diesem Tag wurden 1938 in Rastatt Wohnungen und Geschäfte Menschen jüdischen Glaubens am helllichten Tage demoliert, zerstört und geplündert, die Bewohnerinnen und Bewohner schikaniert, bedroht oder in das Konzentrationslager nach Dachau deportiert. Die Rastatter Synagoge wurde in Brand gesteckt und wenige Wochen später – auf Kosten der jüdischen Gemeinde – gesprengt und abgerissen.

 

Führung auf den Spuren jüdischer Geschichte in Rastatt

Anlässlich des Gedenktags führt um 15.30 Uhr Stadtarchivar Oliver Fieg zu ausgewählten Orten jüdischer Geschichte in Rastatt. Die Führung startet am Stadtmuseum und ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die Tour dauert rund eine Stunde und endet am Kantorenhaus, in dem die Möglichkeit besteht, den Dokumentationsraum zur jüdischen Geschichte Rastatts zu besuchen.

Oberbürgermeisterin Monika Müller legt Kranz nieder

Um 17.30 Uhr wird Oberbürgermeisterin Monika Müller am Gedenkstein am Rastatter Bahnhof einen Kranz in Andenken an die Opfer niederlegen. «Da heute leider kaum noch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen leben, liegt es umso mehr an uns, ihr Vermächtnis zu bewahren. Wir müssen das Geschehene im Bewusstsein halten und dafür einstehen, dass niemand wegen seines Glaubens, seiner Herkunft, Sprache oder sexuellen Orientierung ausgegrenzt oder verfolgt wird», so Müller.

Verein Stolpersteine gedenkt der Opfer

Im Anschluss um 18 Uhr gedenkt der Verein Stolpersteine Rastatt auf dem Marktplatz den Opfern der Schoah mit einer Verlesung ihrer Namen und Erinnerung an deren Schicksal.

Rastatts Oberbürgermeisterin lädt alle Einwohnerinnen und Einwohner dazu ein, sich aktiv an diesen Gedenkveranstaltungen zu beteiligen: «Erinnern ist kein Blick zurück, sondern eine Verantwortung für die Zukunft», betont sie. «Nur wenn wir uns der Vergangenheit bewusst stellen, können wir eine Stadt gestalten, in der gegenseitiger Respekt und Menschlichkeit selbstverständlich sind.»




Christian Frietsch ist Herausgeber von goodnews4.de. Über Post freut er sich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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