Aus dem Rathaus Gaggenau

„Sport ohne Grenzen“ in Gaggenau – Bisher nur in Hamburg – „Miteinander von Menschen mit und ohne körperliche Defizite normalisieren“

„Sport ohne Grenzen“ in Gaggenau – Bisher nur in Hamburg – „Miteinander von Menschen mit und ohne körperliche Defizite normalisieren“
Dr. Christoph-Benedikt Scheffel. Foto: Ulrike Klumpp

Gaggenau, 26.04.2018, Bericht: Rathaus Eine außergewöhnliche Veranstaltung, die in ihrer Art bisher nur einmal in Hamburg vor dem Rathaus stattfand, wird aktuell in Gaggenau organisiert.

Entsprechend dem Veranstaltungstitel «Sport ohne Grenzen» geht es darum, den nicht nur in Gaggenau lebenden Menschen zu zeigen, dass Sport und Leistung auch mit körperlichen Einschränkungen möglich sind. Der Mitmachtag für Jung und Alt findet am 8. Juni in der Innenstadt statt. Die Pressesprecherin der Stadt Gaggenau, Judith Feuerer, hat sich mit Dr. Christoph-Benedikt Scheffel über die Idee der Veranstaltung und seine Intention unterhalten.

Wie ist die Idee zu «Sport ohne Grenzen» entstanden?
Aufgrund meiner persönlichen positiven Erfahrungen als Rollstuhlfahrer in Nordamerika, Australien, Neuseeland oder auch Nord-Europa möchte ich hier in der Region das Miteinander von Menschen mit und ohne körperliche Defizite irgendwie normalisieren. Mein Anliegen ist es, die Menschen aller Generationen zusammen zu bringen und es den so genannten «Fußgängern» durch Mitmachangebote zu ermöglichen, zumindest kurzzeitig in die Welt der Anderen einmal einzutauchen, sie selbst einmal zu erspüren.

Was erhoffen Sie sich durch das «Eintauchen» in die Welt der Menschen mit Einschränkung?
Ich denke, dass sie so selbst die Leistungsfähigkeit des vermeintlich behinderten Personenkreises erfahren und erleben können. Dass sie dadurch zum Beispiel die Notwendigkeit für eine infrastrukturelle Barrierefreiheit erkennen oder auch ihre eigenen Berührungsängste gegenüber den Betroffenen verlieren. Kurz, dass sie offener für das Andere werden und an diesem Tag gemeinsam viel Spaß haben.

Ein ambitionierter Vorsatz, was stimmt Sie so optimistisch?
Ja, es ist schon ein großes Vorhaben und ein sehr idealistischer Wunsch. Trotzdem denke ich, was in anderen Ländern schon möglich ist, dass sollte doch auch in Deutschland erreichbar sein. Die Veranstaltung «Sport ohne Grenzen» soll ein weiterer Baustein hier in Gaggenau sein, um jeglichen Barrierenabbau − in der Infrastruktur genauso wie in den Köpfen − konstruktiv voran zu bringen.

Wo findet «Sport ohne Grenzen» statt?
Ich wollte die Veranstaltung bewusst mitten in der Fußgängerzone von Gaggenau haben. Wir bringen die Veranstaltung so direkt zu den Menschen in die Stadt und erhoffen uns natürlich auch durch weitere Angebote wie musikalische Unterhaltung und abendliches Einkaufen bis 22 Uhr, dass viele in die Innenstadt kommen.

Was erwartet die Besucher?
Die Veranstaltung findet am Freitag, 8. Juni von 10 bis 22 Uhr statt, also den ganzen Tag. In der Innenstadt wird es zahlreiche Informationsstände sowie Mitmachaktionen für Jung und Alt geben. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus wird zum Beispiel ein Basketball- und Rugbyfeld aufgebaut. Morgens sind die Schulen, mittags Vereine und Familien eingeladen, einmal im Rollstuhl oder als Blinder bestimmte Sportarten auszuprobieren. Natürlich gibt es auch Vorführungen von den Profis. Beim Josefs-Treff werden aktuelle und ehemalige Leistungssportler und Trainer von der SWR Moderatorin Evelin König interviewt.

Auf welche Sportler können sich die Besucher freuen?
Wir habe unter anderem äußerst erfolgreiche Paralympic-Teilnehmer wie Anna-Lena Forster und Vivian Hösch gewinnen können sowie eine Olympiasiegerin und eine Weltmeisterin, die sich für Inklusion stark machen. Das wird eine richtig spannende Sache, auf die ich mich sehr freue.

Sie haben gesagt, dass die Besucher eintauchen können. Wie genau?
Das endgültige Programm ist natürlich noch nicht fertig. Zum jetzigen Zeitpunkt können unsere Besucher im Rollstuhl Basketball oder Rugby spielen, im Rollstuhl einen Hindernis-Parcours absolvieren, mit verbundenen Augen nur mit Hilfe des Gehörs unter Anleitung des Landestrainers BW Michael Huhn auf eine Scheibe schießen oder mit verbundenen Augen Fußball spielen. Des Weiteren kann mit dem Liegerad in der Fußgängerzone ein Rennen gegeneinander gefahren werden oder gegen Profis Boccia gespielt werden.

Wer ist alles mit dabei?
Organisiert wird die Veranstaltung im Rahmen des Gaggenauer Inklusionsprojektes durch die Stadtverwaltung, die Lebenshilfe und mir. Außerdem haben wir schon einige Vereine und Organisationen sowie eine Physiotherapie-Praxis gewinnen können, die sich mit Aktionen und Ständen beteiligen.

Was würden Sie sich abschließend noch für dieses Vorhaben wünschen?
Da fallen mir spontan drei Wünsche ein: Zunächst einmal wünsche ich mir für diese Veranstaltung das bestmögliche Wetter. Die Sonne sollte für alle lachen. Mein zweiter Wunsch wäre, dass möglichst viele Menschen aus unserer Region dieses einmalige Angebot nutzen und mit «Kind und Kegel» unsere Veranstaltung besuchen. Wie auch bei privat organisierten Festen kann der Gastgeber nur den bestmöglichen Rahmen stellen, die Stimmung und die Freude muss aber durch die eingeladenen Gäste mitgebracht werden. Nur so kann dann etwas Unvergessliches entstehen. Mein dritter und letzter Wunsch wäre noch, dass die Sponsorensuche nicht so mühselig wäre. Auch wenn die Lebenshilfe und die Stadt Gaggenau dieses Vorhaben anteilig mit fördern, so ist eine solche Veranstaltung mit all der zu schaffenden Infrastruktur finanziell doch sehr anspruchsvoll.

Kontakt: Ute Stoll, Lebenshilfe, 07225 6808130; Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Jessica Pahl, Stadtverwaltung, 07225 962 508; Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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