"Eruierung neuer Nutzungskonzepte" gefordert

Stadtbild Deutschland mit deutlichen Worten zum Neuen Schloss Baden-Baden – „Schonungslose Bestandsaufnahme und Runder Tisch“

Stadtbild Deutschland mit deutlichen Worten zum Neuen Schloss Baden-Baden – „Schonungslose Bestandsaufnahme und Runder Tisch“
Foto: goodnews4-Archiv

Baden-Baden, 01.02.2018, Bericht: Redaktion In einer ausführlichen Erklärung nimmt der Stadtbild e. V. Stellung zur Situation des Neuen Schloss in Baden-Baden.

Es sei aus Sicht des Vereins unverständlich, «wie die Baden-Badener Stadtverwaltung 14 Jahre lang zusah, wie ein historisch so bedeutsames, namensgebendes Baudenkmal wie das ehemalige Residenzschloss der Markgrafen von Baden vor sich hin darbt und möglicherweise anstatt zu einem Luxushotel zu einer künftigen Bauruine wird», heißt es in der Erklärung.

Der Verein fordert zunächst «die schonungslose Bestandsaufnahme und Dokumentation des Objektzustandes der Gesamtanlage durch einen Bausachverständigen des Denkmalschutzamtes» und ein «Runder Tisch» solle «zur Eruierung neuer Nutzungskonzepte, bestehend aus einem fachlich geeigneten Gremium» eingerichtet werden. Die Eigentümerin oder Ihre Stellvertreter könnten zu einem gegebenen Zeitpunkt miteinbezogen werden, heißt es unter anderem zur vorgeschlagenen Vorgehensweise.

Die Erklärung des Stadtbild Deutschland e. V. im Wortlaut:

Nach den Entwicklungen des letzten Jahres zur schier endlosen Geschichte um das seit 2003 geplante Luxushotel im Neuen Schloss Baden-Baden war es zuletzt wieder ruhiger geworden. Zu Jahresbeginn meldet sich nun der Regionalverband Nordbaden von Stadtbild Deutschland e.V., einem Verein für Denkmalschutz und traditionellem Städtebau zu Wort und findet deutliche Worte.

So sei es aus Sicht des Vereins unverständlich, wie die Baden-Badener Stadtverwaltung 14 Jahre lang zusah, wie ein historisch so bedeutsames, namensgebendes Baudenkmal wie das ehemalige Residenzschloss der Markgrafen von Baden vor sich hin darbt und möglicherweise anstatt zu einem Luxushotel zu einer künftigen Bauruine wird. Auch wenn die kuwaitische Investorin Fawzia Al-Hassawi über die Jahre das Dach renoviert und einzelne Teile in Schuss gehalten hat, so deuten diverse Schäden an der Mauer um den Schlosspark, an den Stützmauern zum Marktplatz und zum Bäderviertel auf einen größer werdenden Sanierungsstau hin. Das aus Sicht des Vereins «unseriöse» Kaufangebot über 15 Millionen Euro, für einen Schlossgarten ohne Schloss, das Baden-Badens Oberbürgermeisterin Mergen, CDU, der kuwaitischen Eigentümerin ohne Einbezug des Gemeinderats − vermutlich als «Testballon» − unterbreitet hat, kann als «hilfloser Aktionismus» verstanden werden, so der Sprecher des nordbadischen Regionalverbandes, Robin Cordier.

Hierzu führt er aus: «Auch wenn die Absicht hinter der damaligen Kaufofferte nachvollziehbar ist und man es grundsätzlich begrüßen kann, dass man seitens der Stadt überhaupt das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand nehmen will − mit Phantasiepreisen ohne Sachbezug vergibt man im Immobilienmarkt die Chancen auf ein echtes Geschäft. Das wäre mit der richtigen Beratung und einem finanzstarken Partner an der Seite vielleicht möglich gewesen. So gab man der Eigentümerin aber einfach die falschen Signale und Anreize. »

Bereits 2015 hatte der südbadische Regionalverband des Vereins in einer Pressemitteilung das mangelhafte Betreiberkonzept kritisiert und die Einrichtung einer Expertengruppe gefordert. Lars-Stephan Klein, Vorstandsmitglied von Stadtbild Deutschland e.V. und Sprecher des Regionalverbands Südbaden mit Sitz in Freiburg, sieht sich in seiner damaligen Einschätzung bestätigt: «Es hat sich bewahrheitet, dass das Baden-Badener Rathaus gegenüber der Schlosseigentümerin weitere Jahre naiv und gutgläubig stillgehalten hat. Es ist mir unbegreiflich, wie man sich über so viele Jahre hinweg hinhalten lassen kann, ohne klare Konsequenzen zu ziehen. »

Aus Sicht des Vereines sind nun zwei Dinge wichtig:
1. Die schonungslose Bestandsaufnahme und Dokumentation des Objektzustandes der Gesamtanlage durch einen Bausachverständigen des Denkmalschutzamtes.
2. Ein «Runder Tisch» zur Eruierung neuer Nutzungskonzepte, bestehend aus einem fachlich geeigneten Gremium. Die Eigentümerin oder Ihre Stellvertreter könnten zu einem gegebenem Zeitpunkt miteinbezogen werden.

Stadtbild Deutschland e.V. hat bereits Ideen für eine alternative Nutzung: «Wir sind beim Neuen Schloss für eine völlige Abkehr des gescheiterten Einzel-Projektes ‘Luxus-Hotel’ und die Aufhebung des aktuellen Bebauungsplanes hierzu. Stattdessen sollte man prüfen, ob und wie sich eine Mehrfachnutzung der Anlage umsetzen lässt. Eine städtische Konversionsgesellschaft, ähnlich wie der bei der Umnutzung ehemaliger, militärisch genutzter Areale in moderne Dienstleistungsparks, könnte helfen, die einzelnen Gebäudeteile unterschiedlichen Nutzungen in Form eines gehobenen Tagungs-, Freizeit- und Erlebnisareals umzusetzen. Dort hätte zum Beispiel eine Sterne-Gastronomie ebenso Platz wie eine internationale Konferenz-Tagungsstätte, ein historisches Museum mit Sommercafé, ein Weingeschäft, das besondere Weinproben im Schloss anbietet, oder ein spezielles Wellnessangebot in Verbindung mit den nahen Quellen. Im Unterschied zu einem einzigen Nutzer hätte man hierbei verschiedene Mieter und Betreiber. Die Lasten wären dadurch verteilt. Miteigentümer sollte in jedem Fall eine städtische GmbH oder eine öffentlicher Investor wie die L-Bank sein. », meint Cordier, Sprecher des Regionalverbandes Nordbaden. Voraussetzung wäre aber, so Cordier, dass man der Eigentümerin klarmacht, dass es ein «weiter so!» in der jetzigen Form nicht mehr geben kann. Die berechtigten Sorgen um den Bauzustand müssten restlos ausgeräumt und deren Ursachen beseitigt werden. Das Neue Schloss Baden-Baden, als jahrhundertelanger Stammsitz der gleichnamigen Markgrafen und Sommerresidenz der Großherzöge dürfe auf keinen Fall weiter vernachlässigt werden, seitens der Öffentlichen Hand. «Jetzt heißt es: Gemeinsam Lösungen suchen. » meint Cordier abschließend und will sich hierzu mit anderen regional aktiven Vereinen zur weiteren, Vorgehensweise kurzschließen.


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