Schreiben an OB

Stadtrat Werner Schmoll lässt nicht locker – OB Späth soll Bäderviertel und Baden-Badener Innenstadt „wieder auf Vordermann bringen“

Stadtrat Werner Schmoll lässt nicht locker – OB Späth soll Bäderviertel und Baden-Badener Innenstadt „wieder auf Vordermann bringen“
Stadtrat Schmoll liefert OB Späth eine Idee aus der Welterbestadt Bath. Die Empfangshalle im „Roman Baths Museum“. Fotos: Archiv/Schmoll

Bild Nadja Milke Bericht von Nadja Milke
27.01.2024, 00:00 Uhr



Baden-Baden Es ist vor allem der politische Wille, der Ideen und Projekte befördert. In Sachen Welterbe hat gerade Stadtrat Heinrich Liesen gezeigt, was möglich ist, wenn eine gute Idee und Tatendrang zusammenkommen. goodnews4.de berichtete. Zu den aktiven und sichtbaren Stadträten gehört auch Werner Schmoll.

Erhört wird der SPD-Stadtrat von der Rathausspitze bisher nicht. Ausgerechnet das Bäderviertel fristet ein Aschenputtel-Dasein, obwohl genau mit diesem Thema die Initiatoren um Frank Marrenbach Baden-Baden zum UNESCO-Weltkulturerbe machten.

 

Mit einem Brief an Oberbürgermeister Dietmar Späth lässt Werner Schmoll nicht locker. Er warnt auch davor, das Thema auf einen Citymanager zu verlagern. Der ideenreichste Manager könne «keinen Erfolg haben, wenn die Stadt nicht durch kluge Investitionen dafür sorgt, dass die Voraussetzung für eine moderne, zukunftsorientierte Stadtentwicklung gegeben sind», schreibt der Stadtrat. Wie Recht Werner Schmoll hat, zeigt sich etwa auch in der Wohnungsbaupolitik, wo in der Innenstadt Hunderte von Luxuswohnungen die Normalverdiener in andere Stadtteile verdrängen und die Wohnungsnot auch deshalb zu verantworten haben. Einer Analyse und Kritik der zweifelhaften Stadtentwicklung der letzten Jahre verweigern sich CDU, Grüne und SPD bisher.

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Im Jahr 2019 hatte es bereits konkrete Planungen der Stadt zusammen mit Bäder- und Kurverwaltung, Land und Bäderbetrieben für die Umgestaltung des Bereichs über und vor den Badruinen gegeben, die jedoch der klammen Haushaltslage zum Opfer fielen und von der damaligen Oberbürgermeisterin Margret Mergen gestrichen wurden, bevor sie es überhaupt zu den Haushaltsberatungen in den Gemeinderat schafften. Das jahrelange Insistieren von Stadtrat Werner Schmoll führte schließlich Ende 2022 immerhin dazu, dass Baubürgermeister Alexander Uhlig «Ad-hoc-Maßnahmen» veranlasste und Pflanzkübeln «als Gestaltungs- und Verkehrslenkungselemente» aufstellen und fünf Sperrflächen und zwei Be- und Entladezonen einrichten ließ. Doch weiter ging es bisher nicht.

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Der Schreiben von Werner Schmoll an Oberbürgermeister Dietmar Späth vom 26. Januar 2024 im Wortlaut:

Anfrage: Entwicklung des Bäderviertels durch eine attraktive Präsentation der römischen Badruinen und des Römerplatzes

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Späth,

seit längerer Zeit wird in Baden-Baden über die Einstellung eines Citymanagers nachgedacht, der die Baden-Badener Innenstadt wieder auf Vordermann bringen soll. Allerdings kann auch der ideenreichste Manager keinen Erfolg haben, wenn die Stadt nicht durch kluge Investitionen dafür sorgt, dass die Voraussetzung für eine moderne, zukunftsorientierte Stadtentwicklung gegeben sind.

Eine dieser Voraussetzungen wird sein, in der Innenstadt neue attraktive Anziehungspunkte zu schaffen, die uns helfen, den neu erworbenen Status einer Welterbestadt gewinnbringend einzusetzen.

Neben einer hochwertigen Nachnutzung des Baldreith-Areals z.B. durch eine Markthallenkonzeption (Freiburg), einer mutigen Erschließung des Marktplatzes durch einen Aufzug (Bern) oder eine Rolltreppe (Porto) gehört eine schnelle Entwicklung des Bäderviertels durch eine attraktive Präsentation der römischen Badruinen und einen Anschluss des Römerplatzes an die benachbarte Fußgängerzone zu den vordinglichsten Aufgaben einer Stadtentwicklung, die mit dazu beitragen kann, die heutigen Leerstände von Gewerbeflächen zu beseitigen.

Dies sieht auch Sarah Roth vom Landesdenkmalamt im neuesten Band der «Archäologischen Informationen aus Baden-Württemberg». In dem Buch «Zwischen Marmor und heißen Quellen, das Römische Baden-Baden» (Esslingen 2023) schreibt sie in der Einführung: «All dies ist Grund genug, rund zwei Jahre nach der Ernennung Baden-Badens zum UNESCO-Welterbe, die Anfänge der Badetradition an der Oos in den Fokus zu nehmen und sich wieder mit der reichen römischen Vergangenheit dieses Platzes zu beschäftigen.»

Die SPD-Fraktion hat hierzu in der Vergangenheit zahlreiche Anträge und Anfragen gestellt. Leider konnten wegen des Einsparungsdrucks im Doppelhaushalt 2024/25 keinerlei Mittel für diese für diese wichtige Zukunftsaufgabe eingestellt werden. In engem Zusammenhang mit den römischen Badruinen im Rahmen des Welterbes steht auch die weitere Forschung zu unserer römischen Vergangenheit, die in der erwähnten Publikation des Landesamtes für Denkmalpflege angemahnt wird.

Zu diesem Komplex habe ich folgende Fragen an die Verwaltung:

• Beabsichtigen Sie die Planungen für Badruinen und Römerplatz weiter voranzutreiben mit dem Ziel, diese Planungen dann sofort umsetzen zu können, wenn für den Haushalt 2027 wieder Mittel zur Verfügung stehen?

• Wie hoch ist der derzeitige Leerstand an Gewerbeflächen im Bereich des Bäderviertels?

• Gehen Sie davon aus, dass der Anschluss des Römerplatzes an die Fußgängerzone und eine neue, attraktive und besucherfreundliche Konzeption für die Badruinen zur Belebung des Bäderviertels beitragen wird?

• Planen Sie einen Erfahrungsaustausch mit der britischen Welterbe- Partnerstadt Bath, die, was die Präsentation und Vermarktung ihrer römischen Bäder angeht, große Erfolge vorweisen kann? («2,000 years of history are waiting for you to»)

• Wie können Sie die Absicht des Landesdenkmalamtes unterstützen, das die «Anfänge der Badetradition an der Oos in den Fokus zu nehmen» will?

Mit freundlichen Grüßen,
Werner Schmoll




Nadja Milke ist Redakteurin bei goodnews4.de und Mitglied der Landespressekonferenz Baden-Württemberg. Sie wohnt in der Baden-Badener Innenstadt und kennt sich dort gut aus, aber selbstverständlich auch in den anderen Baden-Badener Stadt- und Ortsteilen. Über Post freut sie sich: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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