Stimmungslage in der regionalen Wirtschaft

Stimmung der regionalen Wirtschaft abgeschwächt – Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe – „Tritt auf die Bremse“

Stimmung der regionalen Wirtschaft abgeschwächt – Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe – „Tritt auf die Bremse“

Karlsruhe, 19.10.2019, Bericht: IHK «Im Herbst 2019 hat sich die seit drei Jahren andauernde sehr gute Stimmungslage in der regionalen Wirtschaft abgeschwächt, ist aber weiterhin als positiv zu bewerten,» heißt es in einer Stellungnahme der IHK zur aktuellen Lage der Wirtschaft im Bereich der IHK Karlsruhe.

Die weitere Mitteilung der IHK im Wortlaut:

Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in einem Wert darstellt, ist von 135 Punkten im Frühsommer 2019 um 14 Punkte auf derzeit 121 Indexpunkte gesunken. Ausgehend von einem sehr hohen Niveau zeigen sich die Unternehmen im Branchendurchschnitt mit ihrer aktuellen Geschäftslage nicht mehr ganz so zufrieden wie zuvor. Angesichts schwächerer Konjunkturaussichten und der schwer abzuschätzenden Entwicklung der europäischen und internationalen Unsicherheitsherde wird auch die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten weniger optimistisch gesehen. Infolgedessen wurden die weiterhin positiven Personalplanungen erneut nach unten korrigiert. Bei den Investitionsplänen halten die Unternehmen ebenfalls einen vorsichtigen Kurs, was dazu führt, dass Investitionsprojekte verschoben oder zumindest verkleinert werden

IHK-Präsident Wolfgang Grenke: «Der regionalen Wirtschaft geht es noch recht gut, erste konjunkturelle Bremsspuren werden jedoch sichtbar. Die heimische Industrie erwirtschaftet jeden zweiten Euro auf den Auslandsmärkten, um so mehr bereiten die diversen Handelsstreitigkeiten, das bisher ungelöste Brexit-Problem, die schwierige Lage im Nahen Osten und die generell nachlassende globale Investitionstätigkeit insbesondere den exportorientierten Unternehmen verstärkt Sorgen.» Grenke befürchtet, dass die negativen Auswirkungen in den kommenden Monaten noch zunehmen werden und betont: «Die zunehmende protektionistische Einstellung ‘jeder ist sich selbst der Nächste’ funktioniert angesichts der weltweit aufgebauten Wertschöpfungsketten nun einmal nicht.» Angesichts der Gefahr weiterer Hürden, die die internationalen Waren- und Investitionsströme behindern und kaum abschätzbare Kettenreaktionen auslösen könnten, würden die Unternehmen ihre mittelfristigen Entscheidungen hinsichtlich Investitions- und Beschäftigungsplanungen überprüfen.

Einen Gang zurückgeschaltet

Die regionale Wirtschaft startet mit gebremstem Schwung in den Herbst 2019. 45 Prozent der Unternehmen berichten weiterhin von gut laufenden Geschäften, im Frühsommer 2019 lag dieser Anteil noch bei 57 Prozent. 49 Prozent der Betriebe melden eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Die negativen Einschätzungen des Geschäftsverlaufes haben sich auf sechs Prozent verdoppelt. Im Branchendurchschnitt fiel der Geschäftslagesaldo als Differenz der positiven und negativen Lageurteile um 15 Zähler auf aktuell 39 Punkte

Nachlassender Optimismus

Ihre geschäftlichen Erwartungen an die kommenden zwölf Monate haben die Unternehmen merklich reduziert. Zwar gehen immer noch 82 Prozent der Betriebe von besseren oder gleichbleibenden Geschäften aus (Frühsommer 2019: 86 Prozent), der Anteil der Optimisten verringerte sich jedoch von 33 auf 23 Prozent, der Anteil der Unternehmen mit neutralen Erwartungen erhöhte sich um sechs Prozentpunkte auf 59 Prozent. Von 14 auf 18 Prozent gestiegen ist der Anteil der Betriebe, die befürchten, dass sich ihre Lage verschlechtern könnte. Der Erwartungssaldo fiel somit von 19 auf nur noch fünf Punkte. Hinsichtlich potentieller Geschäftsrisiken bereitet der Fachkräftemangel (und damit auch steigende Arbeitskosten) nach wie vor die meisten Sorgen. Stärker in den Fokus gerückt ist jedoch das konjunkturelle Risiko einer möglichen Abschwächung der Inlands- und Auslandsnachfrage. Eine zunehmende Verunsicherung geht zudem von den wirtschaftspolitischen Entscheidungen aus.

Geringerer Personalbedarf

Bedarf an zusätzlichem Personal ist per Saldo weiterhin vorhanden, die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern schwächt sich im Herbst 2019 allerdings erneut ab. Im Branchendurchschnitt sucht derzeit jeder fünfte Betrieb zusätzliche Mitarbeiter, im Frühsommer 2019 planten dies noch 23 Prozent. Ähnlich wie vor vier Monaten wollen knapp zwei Drittel der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten an ihrem bisherigen Personalstamm festhalten, 15 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) sehen sich voraussichtlich zu einem Stellenabbau gezwungen.

Investitionsnachfrage schwächer

Angesichts der sich verstärkenden konjunkturellen Risiken verzichten die Unternehmen immer mehr auf langfristige Investitionsentscheidungen. Der Investitionssaldo liegt im Herbst 2019 mit minus einem Punkt zwar knapp, aber zum ersten Mal seit über sechs Jahren wieder im negativen Bereich. Zu Jahresbeginn 2018 wurde mit plus 32 Punkten der bisher höchste Saldo erreicht. Nach derzeitigem Planungsstand wollen 26 Prozent der Betriebe in der nächsten Zeit mehr investieren, nach wie vor 47 Prozent der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. Von 23 auf 27 Prozent gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die ihr investives Engagement im Inland reduzieren oder gar keine Investitionen tätigen wollen. Geplante Vorhaben beziehen sich hauptsächlich auf die Ersatzbeschaffung, die aktuell über zwei Drittel der Betriebe als Investitionsmotiv anführen. Deutlich an Gewicht gewonnen hat mit 45 Prozent der Nennungen der Ausbau der Digitalisierung im Unternehmen (Frühsommer 2019: 37 Prozent). Auf Rang drei finden sich Investitionen in Produkt- oder Prozessinnovationen wieder (43 Prozent), gefolgt von Rationalisierungsmaßnahmen (31 Prozent) und Kapazitätserweiterungen (29 Prozent). Umweltschutzmaßnahmen werden auch künftig einen vergleichsweise eher kleineren Teil der Investitionen ausmachen (Mehrfachnennungen waren möglich).


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