Zum Tode von Wolfgang Schäuble

Trailer zum 2. Teil Interview von Christian Frietsch mit Wolfgang Schäuble – „Reicht der freie Geist des aufgeklärten Menschen, um alles zusammenzuhalten?“

Trailer zum 2. Teil Interview von Christian Frietsch mit Wolfgang Schäuble – „Reicht der freie Geist des aufgeklärten Menschen, um alles zusammenzuhalten?“
Wolfgang Schäuble am 10. Oktober 1993 im Gespräch mit Christian Frietsch im Kurhaus Baden-Baden. Foto: Klaus Schultes

Baden-Baden, 06.01.2024, Bericht: Redaktion Am Montag folgt der 2. Teil des historischen Interviews von Christian Frietsch mit Wolfgang Schäuble vom 10. Oktober 1993 im Kurhaus Baden-Baden. Hier eine Frage und eine Antwort als Trailer.

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“Historisches

Historisches Interview von Christian Frietsch mit Wolfgang Schäuble – 10. Oktober 1993 im Kurhaus Baden-Baden – 1. Teil

Christian Frietsch: Wenn Menschen zusammenleben, Wolfgang Schäuble, dann ist klar, helfen Regeln ein bisschen weiter. Und dazu kommt in der Regel noch ein gemeinsamer Geist in irgendeiner Form und dazu gab es und gibt es viele Rezepte. Was könnte der gemeinsame Geist sein? Es gab Rezepte wie Nationalismus oder Patriotismus oder Sozialismus oder Kapitalismus. Die Ideologien sind zumindest vorläufig mal untergegangen. Die Religionen haben an Macht verloren, haben es schwer. Reicht der freie Geist des aufgeklärten Menschen, um alles zusammenzuhalten?

Wolfgang Schäuble: Nein, alleine nicht. Wir brauchen ihn. Er ist ganz wichtig, das Bekenntnis zu den unveräußerlichen Menschenrechten, was ja letztlich dazu gehört und Ausfluss unserer europäischen Tradition, unseres europäischen Erbes ist. Aber ich glaube, es gehört das Andere auch dazu, nämlich die, wenn Sie so wollen, emotionale Bindung an die Gemeinschaft. Da gibt es verschiedene Ebenen. Ich bin nun wirklich – wie heißt das Wort? – überzeugt. Ich bin stolz auf meine Heimat. Und damit identifiziert man sich. Genauso bin ich Deutscher. Nicht weil ich finde, dass ein Deutscher etwas Besseres ist als ein Franzose, aber ich bin Deutscher. Und man identifiziert sich damit. Ich bin Europäer. Diese emotionale Bindung an die Heimat, die Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft, die letztlich die Grundlage des Staates, auch der europäischen Gemeinschaft ist, brauchen wir nach meiner Überzeugung zusätzlich zu den Grundwerten und Grundüberzeugungen, die eine freiheitliche Gesellschaft genauso braucht. Beides zusammen verleiht ihr Stabilität und die Kunst ist ja immer, das Zusammenleben der Menschen in Freiheit sicherzustellen, das Zusammenleben der Menschen unter Zwang, Druck, mit Terrorismus und Bürokratie zu organisieren. Das ist relativ einfach. Das war die Regel in der Geschichte. Das Zusammenleben der Menschen freiheitlich und stabil zu gestalten. Das ist die große Aufgabe, für die man eben auch Bindungen braucht.

 



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