Aus dem Rathaus Rastatt
Enttäuschung nach Ortstermin mit Deutscher Bahn - Nur kleine Zwischenlösungen am Rastatter Bahnhof
Rastatt, 28.07.2018, Bericht: Rathaus Der Rastatter Bahnhof wird barrierefrei umgebaut − so viel steht fest. Bis es allerdings so weit ist, geht noch einige Zeit ins Land. Denn erst 2020 ist Baustart.
Und so soll zumindest als Zwischenlösung mit verschiedenen Maßnahmen die Barrierefreiheit am Bahnhof verbessert werden. Für die Konkretisierung einiger Vorschläge aus dem Expertenkreis Inklusion, Rastatts Vertretung für Menschen mit Behinderung, fand am 26. Juli ein Treffen vor Ort mit der Deutschen Bahn (DB) statt. Das Ergebnis: ernüchternd.
Bereits Ende des Jahres 2017 hatte der Expertenkreis eine Maßnahmenliste zusammengestellt, die Oberbürgermeister Pütsch der DB in einem Schreiben übermittelt hatte. Einige dieser Vorschläge hat die DB zwar umgesetzt beziehungsweise wird sie umsetzen – beispielsweise gibt es in der Wartehalle zusätzliche Sitzgelegenheiten und ab August informiert dort eine digitale Anzeigentafel über Züge am Rastatter Bahnhof. Vorgesehen ist auch eine kontrastierende Markierung der Treppenstufen. Sehr viel mehr Zugeständnisse kamen von der Bahn jedoch nicht.
So wünscht sich der Expertenkreis Inklusion unter anderem Leitlinien für blinde Menschen. Eine ganzheitliche Lösung sei nicht umsetzbar, betonte Hans-Jürgen Vogt, Leiter des Bahnhofsmanagements Karlsruhe, DB Station & Service AG. Aufklebbare Leitlinien bedürften einer glatten und geschützten Fläche. Die sei nur innerhalb des Bahnhofgeländes gegeben. Die Möglichkeit für Leitlinien an den Gleisen wolle er zumindest noch einmal prüfen. Immerhin könnten Handläufe in Braille-Schrift angebracht werden, die die entsprechenden Gleisnummern abbilden. Mehr Sitzangelegenheiten an den Gleisen und weitere digitale Anzeigentafeln − ein weiterer Vorschlag des Expertenkreises – konnte Vogt auch nicht versprechen. Ebenso wenig personelle Hilfsangebote bei Bedarf für Reisende, die zum Beispiel beim Gepäcktragen oder beim Einsteigen helfen. Da der Rastatter Bahnhof zu klein für eigenes Personal sei, müsste dafür eigens Personal aus Karlsruhe beordert werden. Eine klare Absage erteilte Vogt auch dem Wunsch, dass Züge am einzig stufenlos zugänglichen Gleis 1 halten. Dies sei aus logistischen Gründen nicht machbar, denn es würde zu erheblichen Eingriffen in den Fahrplan führen, so Vogt. Ein automatischer Türöffner am Bahnhofsgelände könne kurzfristig auch nicht umgesetzt werden. Das erlaube die jetzige Türkonstruktion nicht und eine neue Tür wolle man vor 2020 nicht anschaffen. Prüfen wolle man jedoch, zumindest einen Fahrkartenautomat so abzusenken, dass er auch von Rollstuhlfahrern bedient werden kann. Auch eine bessere Beschilderung und Hinweistafeln seien möglich, müssten jedoch mit der Stadt abgesprochen werden, erklärte Vogt. Markus Fraß, Fachbereichsleiter Bauen und Verkehr, sagte zu, dass die Stadt hierfür schnellstmöglich eine praktikable Lösung finden werde.
Die Vertreter des Expertenkreises Inklusion reagierten enttäuscht. Hasso Schmidt-Schmiedebach von der Lebenshilfe Rastatt / Murgtal e.V. hatte sich von dem Termin mehr versprochen und erwartet zu hören, was konkret machbar ist in Rastatt. Stattdessen werde immer noch geprüft, so dass man jetzt immer noch fast am Stand wie schon vor einem Jahr sei. Auch Hans Kühn vom Blinden- und Sehbehindertenverband Südbaden e.V. sagte, er habe das Gefühl, eher wenig bewegt zu haben. Marianne Fischer vom Kreisseniorenrat Rastatt e.V. freute sich, dass dank des Engagements des Expertenkreises immerhin kleine Verbesserungen erreicht worden seien, betonte aber auch, man müsse weiter im Dialog bleiben. Ganz ähnlich sieht das Margrit Wagner-Körber von der Servicestelle Inklusion der Stadt Rastatt: «Steter Tropfen höhlt den Stein», sagte sie und fordert: «Wir müssen einfach weiter dranbleiben.»
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.