Bericht von Christian Frietsch
02.08.2021, 00:00 Uhr

Baden-Baden Erneut kam es am Samstag auch im Elsass zu Demonstrationen gegen den «pass sanitaire» und die Impflicht, die in Frankreich für bestimmte Berufsgruppen gilt. Nach Angaben der Online-Ausgabe der elsässischen Tageszeitung Dernières Nouvelles d‘Alsace, DNA, gingen 10.000 Menschen in Strasbourg, Sélestat, Colmar, Mulhouse und anderen elsässischen Ortschaften auf die Straße.

In Strasbourg waren es nach Angaben der Polizei 3.200 Demonstranten, die Veranstalter sprechen von 6.000 Teilnehmern. Die Demonstration war am Samstag vom Place de l'Université zum Place de la République gezogen. Auf dem Place Kléber versammelten sich laut Polizei rund 500 Demonstranten und intonierten «liberté, liberté». Die Organisatoren der Demo, das «Anti-Pass-Kollektiv 67», erklären, dass die Bewegung nicht gegen Impfungen, «sondern für die Freiheit der Wahl» demonstriere.

Proteste und Demonstrationen gegen Gesundheitspass und Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen haben in den letzten Wochen immer mehr zugenommen. Insgesamt gingen nach Angaben der französischen Behörden rund 200.000 Menschen auf die Straßen in vielen französischen Orten. Derweil bereiten sich die Unikliniken in Strasbourg auf eine Zunahme von Corona-Patienten vor, derzeit bereitet fehlendes Pflegepersonal große Sorgen. Josiane Chevalier, Präfektin des Bas-Rhin, glaubt, dass alle Signale «auf rot» stehen würden. Bei den 20- bis 29-Jährigen sei der Inzidenzwert auf über 300 angestiegen. In Straßburg ist die Marke von 250 angestiegen. In den Notaufnahmen werden deutlich mehr Krankenhausaufnahmen verzeichnet, auch die Intensivstationen verzeichnen wieder mehr COVID-Patienten. Große Sorgen bereite auch die Situation der medizinischen Pflegekräfte. Zuletzt hätten sich so viele Mitarbeiter in einem Monat krankgemeldet wie in insgesamt sechs Monaten zuvor. Auch die fehlende Impfbereitschaft unter dem Pflegepersonal im Elsass soll besorgniserregend sein. 40 Prozent des Pflegepersonals sei nicht geimpft, heißt es seitens der Behörden in Strasbourg.

Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war das Elsass neben Norditalien am stärksten betroffen. Die Krankenhäuser erreichten ihre Kapazitätsgrenze, mit Militärhubschraubern und einem zur Krankenstation umgerüsteten TGV-Zug mussten Patienten in andere Teile Frankreichs gebracht werden.

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