Eine ganze Branche wird arbeitslos

Erschütternder Brief von Gastronomen an Karlsruher OB Mentrup – Sören Anders: „Während die Tage verstreichen, sind wir dabei, unterzugehen“

Erschütternder Brief von Gastronomen an Karlsruher OB Mentrup – Sören Anders: „Während die Tage verstreichen, sind wir dabei, unterzugehen“
Mit einem offenen Brief wendet sich Gastronom Sören Anders an die Stadt Karlsruhe. Fotos: Anders auf dem Turmberg

Karlsruhe/Baden-Baden, 19.03.2020, 11:50 Uhr, Bericht: Redaktion Gegenüber goodnews4.de sprach Hans Schindler, Vorsitzender des Hotel und Gaststättenverbandes Baden-Baden, schon Anfang der Woche von einer «Katastrophe».

goodnews4.de berichtete. Inzwischen sind die meisten Gastronomiebetriebe der entsprechenden gültigen Rechtsverordnung folgend geschlossen. Nicht nur in Baden-Baden. Mit einem erschütternden Brief wendet sich der Karlsruher Gastronom Sören Anders an Oberbürgermeister Frank Mentrup. «Während die Tage verstreichen, sind wir dabei, unterzugehen», heißt es in der ersten Zeile des Briefes, den der Gastronom von seinen Kollegen in Hamburg übernommen hatte. Seit acht Jahren betreibt Sören Anders das Restaurant «Anders auf dem Turmberg» in Durlach. «Die meisten von uns sind womöglich bis zum Ende des Monats weg vom Fenster», heißt es in dem Schreiben und Sören Anders fordert nicht nur Soforthilfen bis zum Ende des Monats, um die Mitarbeiter zu bezahlen, sondern macht auch Vorschläge welche Aufgaben die Gastronomen während der Corona-Krise übernehmen könnten.

Sören Anders beklagt vor allem den fehlenden konkreten Dialog: «Was wir brauchen, ist ein Dialog. Sprecht mit uns! Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Sind wir systemrelevant für die Stadt? Sollen wir den Betrieb aufrechterhalten, um eine Grundversorgung sicherzustellen? Wir sind bereit. Sollen wir einen Lieferdienst für Risikogruppen hochziehen? Wir sind bereit. Sollen wir einfache To-Go-Mahlzeiten für die Menschen in unseren Vierteln zur Verfügung stellen? Wir sind bereit. Falls das nicht der Fall sein sollte: Schafft rechtliche Klarheit und ordnet die komplette Schließung aller gastronomischen und Hotel-Betriebe an». Den Offenen Brief unterschrieben auch eine Reihe weiterer Karlsruher Gastronomen.

Ein goodnews4-O-TON-Interview mit Sören Anders folgt.

Der offene Brief im Wortlaut:

COVID-19: Offener Brief an die Stadt Karlsruhe wegen drohender Schließungen von Gastronomie- und Hotelbetrieb

An die Stadt Karlsruhe/ Durlach

BITTE SPRECHT MIT UNS.

Während die Tage verstreichen, sind wir dabei, unterzugehen. Wir haben keine Mittel mehr zur Verfügung, um unsere Existenz aufrecht zu erhalten und fühlen uns im Stich gelassen. Gleichzeitig können wir unseren Verbindlichkeiten Mitarbeiter*innen und Lieferant*innen gegenüber nicht mehr nachkommen.

Wenn ihr jetzt nicht für Klarheit und echte finanzielle Soforthilfe sorgt, war es das für die nächsten Jahre mit Kahrlsruhes bunter Gastroszene und den vielen schönen Hotels – das sagen wir euch in aller Deutlichkeit!

Wir wissen, dass ihr euer Bestes tut. Wir wissen auch, dass ihr unter großem Druck steht und bereits einige Maßnahmen zur Unterstützung getroffen habt. Trotzdem müssen wir euch mitteilen: Diese Maßnahmen helfen, sie werden uns aber nicht retten. Alle bisher getätigten Beschlüsse, wie beispielsweise die Bereitstellung von Überbrückungskrediten, sorgen für Aufschub der Probleme – nicht für Lösungen! Wir kommen aktuell nicht an die Soforthilfen, das bedeutet: Die meisten von uns sind womöglich bis zum Ende des Monats weg vom Fenster.

Was wir brauchen, ist ein Dialog. Sprecht mit uns! Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen.

Sind wir systemrelevant für die Stadt? Sollen wir den Betrieb aufrechterhalten, um eine Grundversorgung sicherzustellen? Wir sind bereit.

Sollen wir einen Lieferdienst für Risikogruppen hochziehen? Wir sind bereit.

Sollen wir einfache To-Go-Mahlzeiten für die Menschen in unseren Vierteln zur Verfügung stellen? Wir sind bereit.

Falls das nicht der Fall sein sollte: Schafft rechtliche Klarheit und ordnet die komplette Schließung aller gastronomischen und Hotel-Betriebe an.

Was wir jetzt brauchen, um weitermachen zu können:
Sofortige und 100 prozentige Kostenübernahme aller Bruttogehälter (Vollzeit und Teilzeit) – denn ohne Trinkgeld reichen 60 Prozent Kurzarbeitergeld nicht aus
Fortzahlungen für ausgefallene Arbeitsstunden für unsere Minijobber*innen und studentischen Aushilfen
Steuernachlässe anstelle von Stundungen und Aufschiebungen
Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis zum 01.03.2021
Rechtlicher Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen aufgrund von Dauerschuldverhältnissen (Miet-, Leasing- und Kreditverträge)

Bitte bedenkt: In der Gastronomie und in der Hotellerie gibt es keinen Nachholeffekt. Ein Essen, das wir heute nicht verkaufen, wird in zwei Monaten auch nicht verkauft. Wenn unsere Räumlichkeiten heute leer stehen, können in zwei Monaten nicht doppelt so viele Menschen kommen. Die Kosten aber türmen sich auf. Diese Rechnung geht nicht auf!

Wir waren immer für Karlsruhes Bürger*innen und Tourist*innen da. Und wir wollen es weiterhin sein, auch in der Krise.

Helft uns, eine Basis für unser Fortbestehen zu schaffen. Sonst sind wir weg. Hochachtungsvoll,
Sören Anders Anders auf dem Turmberg
PS: Wenn der Dehoga (Karlsruhes) nicht macht, gemeinsam sind wir Stark!

Homepage des Restaurants: anders-turmberg.de


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