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Karfreitagsbotschaft vom Baden-Badener Pfarrer Hans-Ulrich Carl – „Eine gottlose Allianz von Macht und Geld hat sich da gebildet“ – Auch ein Wort zu Matthias Koffler
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goodnews4-VIDEO-Karfreitagsbotschaft von Pfarrer Hans-Ulrich Carl
Baden-Baden, 18.04.2025, Bericht: Redaktion Heute gedenken die Christen des Leidens und Sterbens Jesus von Nazareth am Kreuz. Wie jedes Jahr, wendet sich der evangelische Baden-Badener Pfarrer Hans-Ulrich Carl mit einer Botschaft zum Karfreitag an die Leser und Zuschauer von goodnews4.de.
Am Ostersonntag wiederholt goodnews4.de die goodnews4-Osterbotschaft des katholischen Pfarrers Matthias Koffler aus dem vergangenen Jahr. Auch über den Fall Matthias Koffler äußert sich Hans-Ulrich Carl: «Ein Pfarrer, der offenbar verstanden hat, vielen Menschen in seinen Gottesdiensten wieder einen Zugang zu Jesus zu eröffnen, der wird von heute auf morgen still gestellt.»
Karfreitagsbotschaft 2025 von Pfarrer Hans-Ulrich Carl:
Liebe Freunde von goodnews4,
Es steht ja das ganze Jahr da, das Kreuz. Da hängt der liebevollste Mensch vor unseren Augen, ausgegrenzt, gefoltert und qualvoll ermordet. Dieses Kreuz steht immer da. Aber es scheint in unserem Leben keine Rolle zu spielen. Dabei wird der Christus nach meiner Meinung weiter gefoltert, ausgegrenzt, ermordet. Wir sehen es täglich in den Nachrichten: in der Ukraine und im Gazastreifen am sichtbarsten. Es ist freilich nirgends die Rede davon, dass hier dasselbe grausame Unrecht geschieht wie damals beispielhaft im Kreuzestod Jesu. Am Karfreitag schauen wir dieses Kreuz bewusst an und versuchen, es mit unserem Leben in Beziehung zu setzen. Ich versuche das bei drei Themen, die uns in Baden-Baden und weit darüber hinaus in den letzten Wochen besonders beschäftigt haben.
Da ist die neue Regierung in den USA, von der uns täglich neue unsägliche Nachrichten erreichen. Eine gottlose Allianz von Macht und Geld hat sich da gebildet. Die Natur wird wieder der Willkür der Wirtschaft ausgeliefert. Der Hunger und die Krankheiten in vielen Ländern interessieren das reiche Amerika nicht mehr. Menschen, die nicht ins Bild der Mächtigen passen, werden ausgegrenzt und verfolgt, Fremde werden zynisch abgeschoben. Da wird der Christus, der die Liebe zu allen Menschen und zur ganzen Schöpfung verkörpert, wie ich es sehe, weiter gekreuzigt. Das zeigt sich hinter den vielen unbarmherzigen Aktionen. Nur einmal ist von einer Erinnerung an den Christus die Rede gewesen: In der mutigen Rede der Pfarrerin im Gottesdienst bei der Amtseinführung des Präsidenten. «Erbarmen Sie sich der Menschen, die anders sind, als Sie es sich vorstellen!», hat sie gesagt. Sie hat den gekreuzigten Christus vor Augen gehabt.
Das zweite Thema, das uns alle lange beschäftigt hat, ist die Frage, wie nach der Bundestagswahl eine stabile Regierung zustandekommen kann. Inzwischen gibt es einen Koalitionsvertrag. Er ist natürlich das Ergebnis von schwierigen Kompromissen, und Gott wolle, dass daraus am Ende doch etwas Gutes wird. Aber deutlich ist der ganze Vertrag geprägt von Ängsten: Da ist die Angst vor dem mächtigen Krieg führenden Nachbarn, dem selbstverständlich nur mit Aufrüstung und mit der Produktion von endlos neuen Waffen begegnet werden kann. Und da ist die Angst vor den zu vielen Fremden, die in unser Land kommen könnten. Deren Angst und deren Verzweiflung wird weitgehend zur Seite geschoben. Wo bleibt da die Liebe zu allen Menschen, die sich in Christus verkörpert? Der hängt weiter am Kreuz. Heute sehen wir ihn an. Und er stellt uns kritische Fragen.
Aber an einer anderen Stelle ist in den vergangenen Wochen plötzlich Jesus im Hintergrund in unserer Stadt ins Gespräch gekommen. Während die Kirchen immer weniger Gottesdienste anbieten (und das ist bei beiden großen Kirchen zu sehen) und christliche Argumente kaum noch in den öffentlichen Diskussionen auftauchen, sodass man das Gefühl hat, das alles interessiert niemanden mehr, da ist plötzlich die Zeitung voll von Artikeln und Leserbriefen, die sich mit Kirche beschäftigen. Allein etwa 40 Leserbriefe zum Thema Kirche habe ich in den letzten Wochen gefunden. Was ist passiert? Ein Pfarrer, der offenbar verstanden hat, vielen Menschen in seinen Gottesdiensten wieder einen Zugang zu Jesus zu eröffnen, der wird von heute auf morgen still gestellt. Und die Gemeindeglieder wehren sich. Über die Begründung für den Schritt der Kirchenleitung und über die ungeschickte Kommunikation der oberen Stellen mit den Pfarrgemeinderäten will ich nichts sagen. Aber dass sich in dem Aufschrei so vieler Bürger unserer Stadt eine Sehnsucht zeigt, genau von dem Jesus zu hören, den wir heute am Kreuz ansehen müssen, das bewegt mich doch sehr. Ihr habt ihn noch vor Augen, den Gott, der die Liebe verkörpert zu allem, was lebt. Und ich unterstelle: ob ihr euch als Christen versteht oder nicht, ob Ihr Juden seid oder Muslime, Ihr alle tragt die Sehnsucht nach einer solch liebevollen Art, mit der Welt und dem Leben umzugehen in euch. Und es geht eben nicht nur um ein Aufbegehren gegen die Abschiebung eines liebevollen Pfarrers, es verbirgt sich dahinter auch das Aufbegehren gegen alles Grausame, alle Gewalt und allen Hass, wie es sich am Kreuz Christi darstellt. Das wollen wir nirgends in der Welt weiter ertragen, schon gar nicht in unserer Stadt.
Haltet es also heute aus, das Leiden in seiner ganzen Härte am Kreuz anzuschauen, und nehmt den Auftrag mit über das erhoffte Ostern hinaus, dass wir gegen alles Leid und Unrecht auftreten sollen, auch in unserer schönen Stadt. Es wird Segen davon ausgehen.
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