Leseprobe Teil 1 „Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte“
Wie aus der Baden-Badener Weststadt eine Vorstadt wurde – „Der klangvolle Straßenname ‚Fürstenbergallee‘ ist für die nicht eingeweihten neuen Anwohner ein ziemliches Rätsel“

Baden-Baden, 21.12.2023, Bericht: Redaktion Es ist auch die Geschichte der Baden-Badener Weststadt, die im neuen Buch von Christian Frietsch eine Rolle spielt. Dort waren zu jener Zeit nicht nur Elisabeth, sondern auch Tony Marshall, Joachim Ernst Behrendt, General Massu und die Familie Grenke zu Hause.
Christian Frietsch schildert in diesem Buch das Leben seiner Mutter Elisabeth Frietsch-Eyer. Im November 2022, sieben Jahre nach ihrem Tod wurden ihre Werke auch in Moskau und Jalta gezeigt.
Leseprobe Teil 1 «Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte»
Elisabeth hatte ihr Haus gebaut. Mit 56 Jahren. Sie kehrte zurück in jenen Garten in der Baden-Badener Halbhöhenlage, wo sie sich in den dreißiger und vierziger Jahren als Kind vor dem ungemütlichen Klima in der Familie und dem noch ungemütlicheren Klima der Nazizeit geflüchtet hatte.
Von der Fürstenbergallee in der Baden-Badener Weststadt fiel meiner Mutter der Abschied nicht schwer. Die Autonarren der sechziger Jahre hatten dort die komplette, nicht mehr in die damalige Zeit passende, prächtige Allee abgeholzt und durch Leitplanken ersetzt. Man nennt diese vierspurige Straße bei den Weststädtern bis heute nur «Zubringer». Die Autos sollen auf der vierspurigen Straße so schnell wie möglich zur Autobahn gebracht werden und die Gäste der Stadt ebenso schnell von der Autobahn zu den Hotels und Attraktionen in der Innenstadt. Der klangvolle Straßenname «Fürstenbergallee» ist für die in die Geschichte nicht eingeweihten neuen Anwohner ein ziemliches Rätsel. Für die alten Weststädter eine schmerzliche Erinnerung an jene Zeiten, als noch niemand auf den Gedanken kam, sich zu wehren gegen die herzlose Obrigkeit, obwohl es ja schon eine Demokratie gab, die aber noch niemand so richtig ernst nahm. Innerhalb von wenigen Tagen war damals aus diesem Teil Baden-Badens eine Vorstadt geworden. Alle paar Wochen knallte fortan, meist zu nachtschlafender Stunde, ein Auto gegen die Metallplanken. Links und rechts am Straßenrand waren Schilder aufgebaut, die die Autofahrer ermahnten, doch nur mit höchstens 120 Stundenkilometern durch die ehemalige Allee zu rasen. Die fünf Kilometer entfernte Autobahn war also legal in zweieinhalb Minuten erreicht.
Für uns Kinder wurde die Rennstrecke zum Abenteuerspielplatz. Die Bäume waren weg und damit auch das Risiko von Arm- und Beinbrüchen bei den Klettereien auf den Linden. Dafür winkte nun der Heldentod beim verbotenen, aber beliebten Überqueren der Rennstrecke. Elisabeth bekam nichts mit von alledem, sie malte den ganzen Tag.
Elisabeth, die Malerin – Eine Baden-Badener Familiengeschichte
Autor: Christian Frietsch
Verlag: goodnews4.de
Umfang: 119 Seiten
Preis: 8,90 Euro
Erhältlich in der Buchhandlung Straß, Baden-Baden, und bei Amazon
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