Hunderte von Einsatzkräften immer noch erfolglos

Yves Rausch bleibt in Wäldern verschwunden – goodnews4-AUDIO-Interview mit Polizeipräsident Renter – „Bis wir ihn finden“

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goodnews4-AUDIO-Interview von Nadja Milke mit Reinhard Renter

Bild Christian Frietsch Bericht von Christian Frietsch
14.07.2020, 17:30 Uhr



Baden-Baden/Oppenau Der kuriose Fall des mit Pfeil und Bogen, aber auch mit Schusswaffen ausgerüsteten Yves Rausch schaffte es bundesweit in die Schlagzeilen. Bei einer Pressekonferenz mit dem zuständigen Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer und dem Polizeipräsidenten Reinhard Renter heute Mittag in Oppenau, mussten die Behörden einräumen, dass sie bei der Suche nach dem «Waffennarr» in den Wäldern rund um das Städtchen auf der Stelle treten.

Die Fahnder gehen davon aus, dass der Mann sich immer noch in dem riesigen Waldgebiet um Oppenau versteckt hält. Im goodnews4-AUDIO-Interview schildert Polizeipräsident Reinhard Renter die Einzelheiten wie es dazu kam, dass Yves Rausch den vier Polizisten am Sonntagvormittag die Waffen abnehmen konnte.

Derzeit sind weiterhin Hunderte von Beamte im Einsatz. Seit der Flüchtige seine Wohnung in Oppenau verlor, lebt er offenbar in den Wäldern rund um die Stadt und kennt wohl jeden Winkel. Der flüchtige «Bogenmann» kann sich aber keine Hoffnung machen, dass der Polizei die Geduld ausgeht. Auf die goodnews4-Frage, was denn sei, wenn Wochen vergehen sollten, nannte Reinhard Renter den Zeitpunkt wie lange die Suche dauern wird: «Bis wir ihn finden.»

 

Abschrift des goodnews4-AUDIO-Interviews mit Reinhard Renter, Präsident des Polizeipräsidiums Offenburg:

goodnews4: Die aktuelle Lage in Oppenau ist wohl unverändert, Yves Rausch ist weiter auf der Flucht. Wir leben ja in einem Hightech-Zeitalter, wo man sich nur schwer vorstellen kann, dass man einen Mann tagelang in einem Waldgebiet nicht findet. Was sind denn die Gründe, dass das so schwierig ist?

Reinhard Renter: Die Gründe sind in zwei Teilen vorzustellen. Auf der einen Seite ist es die Topografie des Geländes, wir reden hier über ein Gebiet von etwa 8,6 Quadratkilometern und von Höhendifferenzen zwischen 260 und 600 Meter und vor allen Dingen von einem schwer zugänglichen Waldgebiet. Das ist das Eine. Zweitens ist es natürlich belaubt und schwer zu durchdringen. Und das Nächste ist, er, Herr Rausch, ist – wie soll ich sagen? – er ist da zuhause. Er ist ohne festen Wohnsitz, er ist ohne Arbeitsstelle, er hält sich schon seit längerer Zeit im Wald auf, er kennt sich hier aus, es ist schlichtweg sein Zuhause.

goodnews4: Was kann man denn über Herrn Rausch noch sagen? Kann er der Bevölkerung denn gefährlich werden?

Reinhard Renter: Ich sehe es persönlich dahingehend nicht so, weil er hat noch nie in seinem Verhalten Aktionen oder Aktionismus nach außen getragen, also der ist noch nie auf irgendwelche Personen losgegangen, weder jetzt hier im Wald, noch in den letzten Wochen oder Monaten, sondern er ist auch hier in Oppenau ab und zu gesichtet worden von den Bürgern und keinerlei Ansätze, dass er irgendwie gewalttätig wird.

goodnews4: Jetzt gab es aber doch einen Zwischenfall, als er kontrolliert wurde von Ihren Mitarbeitern, von vier Polizisten, woraufhin er dann geflüchtet ist. Was ist denn da genau passiert, können Sie die Situation inzwischen genauer beschreiben?

Reinhard Renter: Also die Situation war folgendermaßen: Die Kolleginnen und Kollegen sind aufgrund eines Hinweises zu dieser Hütte gefahren, da hält sich eine Person auf mit Pfeil und Bogen. Die haben die Hütte auch unter den entsprechenden Eigensicherungsmaßnahmen betreten, das heißt, ein Kollege hatte die Pistole auch gezogen und dann wurde die Kontrolle dieser Person durchgeführt. Im Laufe der Kontrolle wurde ein kooperatives Verhalten dieses Mannes festgestellt, er hat alle Anweisungen befolgt, auch Anweisungen hinsichtlich des Entspannens des Bogens, Anweisungen hinsichtlich der Herausgabe von Gegenständen, das wurde dann auch durchgeführt und in der Zwischenzeit hat der Kollege natürlich auch seine Waffe weggesteckt und hat die Kontrolle durchgeführt. Es gab keinerlei Anzeichen für die Kollegen, dass sich die Situation plötzlich verschärft. Gegen Ende der Kontrolle war vorgesehen, ihn körperlich zu durchsuchen und plötzlich zieht er eine Waffe – unvermittelt, auch nicht einsehbar für die Kollegen – und hielt diese Waffe einem Kollegen an den Kopf mit einem Abstand von etwa einem Meter, 1,50 Meter. Das war eine Situation, wo der Kollege natürlich, der betroffen war, aber auch die anderen Kollegen, richtig und schnell reagiert haben. Nämlich nichts zu tun. Keine Reaktionen zu zeigen, auch nicht die Waffe zu ziehen, weil es ging jetzt schlichtweg um das Leben des Kollegen. Sie haben das einzig Richtige gemacht, sie sind den Anweisungen gefolgt, sie haben ihre Waffen abgelegt und haben dann den Ort verlassen. Also unter der Situation, die aber nicht im Ansatz vorhersehbar war, haben die Kollegen genau das Richtige gemacht, nämlich ohne dass wir Verletzte haben, diese Situation beendet.

goodnews4: Sie sagten gerade, dass Sie ihn eigentlich nicht so einschätzen, dass er gefährlich ist, aber da gab es ja dann doch eine ganz konkrete Bedrohungslage. Nun müssen die Einwohner von Oppenau nach der Corona-Krise erneut zuhause bleiben. Wie ernst schätzen Sie die Bedrohung ein, nochmal die Frage?

Reinhard Renter: Also ich kann natürlich nicht sagen, dass er ungefährlich ist, ich kann aber auch nicht felsenfest behaupten, dass er extrem gefährlich ist. Er hat natürlich diese Aktion durchgeführt, das wird mit Sicherheit bei ihm etwas bewirken, er ist jetzt in Besitz von vier Schusswaffen mit Munition plus seiner Schusswaffe und er hat sich vermutlich wieder zurückgezogen in den Wald. Jetzt weiß ich natürlich nicht, was ihn bewegen würde, aus dem Wald herauszukommen, was ihn bewegen würde, Aktionen durchzuführen. Wir gehen im Moment davon aus, dass er sich natürlich noch im Wald aufhält und dass er sich nicht aus seinem sicheren Terrain wegbewegt hat.

goodnews4: Was für Kräfte sind momentan im Einsatz in Oppenau?

Reinhard Renter: Wir haben im Moment etwa 250 Kräfte hier in den unterschiedlichsten Bereichen, das hat etwas damit zu tun, dass wir Oppenau mit einer großen Präsenz belegen an den Straßenkreuzungen, aber auch in der Innenstadt. Wir haben hier jetzt auch ein Bürgerbüro eingerichtet, wo wir Ansprechstelle sind für die Bürger. Wir gehen jetzt hier mit Präsenzmaßnahmen in die Geschäfte hinein, also in Lebensmittelgeschäfte und andere Geschäfte, und verteilen Verhaltensregeln beziehungsweise Verhaltenshinweise, wenn sie ihn denn sehen sollten. Ansonsten führen wir natürlich weiterhin kriminalpolizeiliche Ermittlungen durch in den unterschiedlichsten Bereichen, wir führen aber auch natürlich aufgrund von Hinweisen entsprechende Suchmaßnahmen durch.

goodnews4: Was sind das für Verhaltenshinweise, die Sie den Oppenauern geben ?

Reinhard Renter: Es geht im Prinzip darum, wenn sie ihn sehen, dass sie keine Aktionen durchführen, dass sie auch nicht eigenständig handeln, sondern dass sie letztendlich Ruhe bewahren und uns mit 110 informieren.

goodnews4: Wie lange werden Sie denn nach Herrn Rausch suchen? Könnte das noch wochenlang so weiter gehen bis Sie ihn finden?

Reinhard Renter: Bis wir ihn finden, ja.

goodnews4: Ich bedanke mich für das Interview, Reinhard Renter.

Reinhard Renter: Bitte.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de.

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Heute Nachmittag verwies die Polizei auf ein eingerichtetes Hinweistelefon:

Im Zusammenhang mit dem seit Sonntag andauernden Polizeieinsatz in Oppenau und der daraus resultierenden Suche nach einem 31-Jährigen wurde ein Hinweistelefon eingerichtet. Beamte nehmen unter den Telefonnummern: 0781 / 21-3333 und 0781 / 21-3334 Anrufe aus der Bevölkerung entgegen. Bürger können dort Hinweise bezüglich des Tatverdächtigen oder beobachteter Sachverhalte abgeben und die Polizei bei den Ermittlungen unterstützen.


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