Dramatische Corona-Lage

37 von 327 Patienten im Klinikum Baden-Baden gestorben – „Dritte Pandemiewelle übertrifft an Heftigkeit die vorangegangenen“

37 von 327 Patienten im Klinikum Baden-Baden gestorben – „Dritte Pandemiewelle übertrifft an Heftigkeit die vorangegangenen“
Die aktuelle Situation im Klinikum sei "heftig". Foto: Andrea Fabry, Karlsruhe

Bild Reyhan Celik Bericht von Reyhan Celik
16.04.2021, 18:50 Uhr



Baden-Baden «327 stationäre Patienten, von denen 37 verstorben sind – das ist die aktuelle erschreckende Bilanz der dritten Corona-Welle seit Anfang Februar diesen Jahres im Klinikum», heißt es in einer Mitteilung des Klinikums Mittelbaden, KMB, von heute Nachmittag. Die aktuellen Corona-Patienten seien wesentlich jünger und hätten mit einem schweren und langen Krankheitsverlauf zu kämpfen.

So liegen nach Angaben des KMB in der Balger Klinik derzeit Betroffene im Alter zwischen 45 und 69 Jahren. Damit übertreffe die dritte Pandemiewelle an Heftigkeit die vorangegangenen. «Sie ist deutlich stärker als ihre Vorgänger und vor allem ist sie noch nicht zu Ende» heißt in der vorläufigen Bilanz des KMB. Die aktuelle Situation werde im KMB als «heftig» angesehen.

«Am Ostermontag war mit 72 COVID-Patienten, wovon 10 intensivmedizinisch behandelt werden mussten, ein trauriger Negativ-Rekord erreicht worden», wird Thomas Iber, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden, zitiert. goodnews4.de führt regelmäßig Interviews mit Thomas Iber zur Corona-Lage im KMB.

Mitte April wurde zur weiteren Eindämmung von Infektionen ein weitgehendes Besuchsverbot für die Klinikstandort in Baden-Baden Balg, Rastatt und Bühl erlassen. goodnews4.de berichtete. Im Vergleich zu vielen anderen Kliniken seien die Besuchsmöglichkeiten seit der ersten Corona-Welle in den Akutkliniken des Klinikums Mittelbaden bis zuletzt aufrechterhalten worden. Die zahlreichen COVID-19-Patienten und das Risiko weiterer Ansteckungen habe jedoch auch das Klinikum Mittelbaden zu dieser drastischen Maßnahme gezwungen.

Zur Versorgung der Corona-Patienten erklärte Thomas Iber in der heutigen Mitteilung des KMB: «Wir arbeiten seit Tagen an der Kapazitätsgrenze und konnten durch die Erweiterung unserer Intensivkapazitäten und Verlegungen innerhalb des Clusterkonzeptes des Landes Baden-Württemberg bisher alle COVID-Patienten regulär und sehr gut versorgen.» Thomas Iber trägt als Chefarzt auch die Verantwortung für die Anästhesie/Intensivmedizin. Kliniken unterstützen sich bei dem Clusterkonzept des Landes Baden-Württemberg untereinander durch wechselseitige Übernahme von Patienten entsprechend der vorhandenen Kapazitäten. «In der dritten Corona-Welle fanden auch vom Klinikum Mittelbaden elf Patientenverlegungen in andere Kliniken statt», heißt es in der Mitteilung des KMB weiter.

In einer weiteren Eskalationsstufe könnte das Klinikum Mittelbaden nach eigenen Angaben weitere Intensivbetten zur Verfügung stellen. «Dies würde aber eine absolute Notlösung darstellen, wenn andere Kliniken nicht mehr unterstützen oder Patienten übernehmen könnten», erklärt das KMB. «Dann wäre auch eine Verlegung von Patienten in andere Bundesländer notwendig.»

Im KMB seien schon früh, um ausreichend Kapazitäten für die Versorgung von COVID19-Patienten zu haben, Normalstationen zu COVID-Stationen umfunktioniert und inzwischen auch alle planbaren, elektiven operativen Eingriffe vorerst eingestellt worden. Die hohe Anzahl Schwerkranker bedeute «nicht nur auf der Intensivstation für das pflegerische und ärztliche Personal eine große Herausforderung». Ihre Tätigkeit sei durch die veränderten Krankheitsverläufe noch anspruchsvoller und anstrengender geworden. «In den ersten beiden Corona-Wellen bestand unter den Mitarbeitenden die Sorge, die eigenen Angehörigen durch die berufliche Tätigkeit zu gefährden», heißt es in der Mitteilung weiter. «Auch wenn aktuell Dank Impfungen diese Angst etwas abgenommen hat, ist das Privatleben durch das hohe Arbeitsaufkommen weiterhin deutlich belastet.»

Einen kontinuierlichen Rückgang an COVID19-Patienten konnte das KMB Anfang Februar 2021 sowohl im stationären Bereich als auch auf der Intensivstation melden. «Alle Akutkliniken konnten wieder weitgehend öffnen und ihr komplettes Behandlungsspektrum auf allen Stationen anbieten», so das KMB. «Von Null auf fast hundert könnte die kurz darauf beginnende dritte Corona-Welle überschrieben werden, in welcher sich das Klinikum derzeit befindet.»

Chefarzt Iber erklärt: «Diese Pandemie fordert uns in einem bisher nicht gekannten Ausmaß heraus, und wir schaffen dies nur mit Lösungen, die gemeinsam berufsgruppenübergreifend, mit Unterstützung aller Fachdisziplinen und die Standorte übergreifend gefunden werden.» Thomas Iber und Daniel Herke, kaufmännischer Geschäftsführer des KMB, seien den Mitarbeitern, «die sich unermüdlich und erfolgreich für diese reibungslosen Abläufe einsetzen» in diesen Zeiten ganz besonders dankbar.

«Dass es so gut wie keine über 80jährigen Corona-Patienten mehr in den Kliniken gibt, führen die Geschäftsführer auf die erfolgte Durchimpfung dieser Altersgruppe zurück», heißt es zuletzt in der Mitteilung. Das bedeute im Umkehrschluss, «dass nur Impfungen und das Einhalten von Abstand und Hygiene für Entspannung in den Kliniken sorgen». Deshalb bittet Thomas Iber: «Bitte nehmen sie den Ernst der Lage wahr, halten Sie sich an die gebotenen Maßnahmen, damit wir vollumfänglich wieder für alle Patientinnen und Patienten da sein können.»


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