Abschlussbericht vorgelegt

Absurde Panne im Kultusministerium Baden-Württemberg – Niemand bemerkte das Fehlen von 2.480 Lehrern – „Abschlussbericht Arbeitsgruppe Lehrerstellen“

Absurde Panne im Kultusministerium Baden-Württemberg – Niemand bemerkte das Fehlen von 2.480 Lehrern – „Abschlussbericht Arbeitsgruppe Lehrerstellen“
Foto: Archiv

Stuttgart, 16.12.2025, Bericht: Redaktion 2.480 Lehrerstellen waren seit dem Jahr 2015 fälschlich als besetzt ausgewiesen. Keiner dieser Lehrer befand sich an seinem Arbeitsplatz in einer der Schulen im Musterländle Baden-Württemberg.

An diese kuriose Dauer-Panne erinnerte das Kultusministerium gestern in Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Falles und sprach von einer Fehlerkette. Trotz des vorliegenden Abschlussberichts bleiben Fragen offen. Vor allem zu den Verantwortlichen des Desasters. Die Zahl dieser nicht besetzten, aber als besetzt ausgewiesenen Stellen sank bis 2017 auf etwa 1.880 Stellen und lag bis 2023 relativ konstant zwischen 1.890 und 1.980 Stellen. Für das Jahr 2024 sei keine Rekonstruktion mehr möglich, da die Daten durch eine Prüfsoftware neu aufgebaut worden seien. Weshalb Millionen Euro von nicht entstandenen Gehältern keine frühzeitige Plausibilitätskontrolle auslösten, dürfte ein Rätsel bleiben. «Fehlerhafte Lehrerstellen seit Jahren im System», heißt es zum Abschlussbericht aus dem Ministerium. Eine «wesentliche Ursache» liege «vermutlich in einer IT-Umstellung und Datenübertragung 2005/06», heißt es weiter.

 

Die Mitteilung des Kultusministeriums Baden-Württmeberg vom 15. Dezember 2025 im Wortlaut:

Die vom Finanz- und Kultusministerium eingesetzte Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung fehlerhaft ausgewiesener Lehrerstellen hat am Montag (15. Dezember) ihren Abschlussbericht vorgelegt. Der Bericht zeigt: Über viele Jahre wurden im Personalverwaltungssystem Lehrerstellen als besetzt geführt, obwohl sie tatsächlich unbesetzt waren. Die Fehler sind inzwischen korrigiert, die Systeme arbeiten aktuell fehlerfrei.

Fehler reichen bis mindestens 2015 zurück

Die Arbeitsgruppe konnte die Entwicklung der fehlerhaften Stellen bis ins Jahr 2015 nachvollziehen. Für frühere Zeiträume liegen aufgrund gesetzlicher Aufbewahrungsfristen keine verlässlichen Daten mehr vor. Diese waren zum Teil auf veralteten Datenträgern vorhanden (zum Beispiel in veralteten Datenformaten oder auf Magnetbändern). Häufig ließen sich die Daten auch nicht miteinander vergleichen.

Im Jahr 2015 waren rund 2.480 Lehrerstellen fälschlich als besetzt ausgewiesen. Diese Zahl sank bis 2017 auf etwa 1.880 Stellen und lag bis 2023 relativ konstant zwischen 1.890 und 1.980 Stellen. Für das Jahr 2024 ist keine Rekonstruktion mehr möglich, da die Daten durch eine Prüfsoftware neu aufgebaut wurden.

Zum 4. Juli 2025 wurden 1440 unbesetzte Stellen identifiziert. Diese Stellen wurden im Sommer ausgeschrieben, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern.

Wahrscheinliche Hauptursache: Datenmigration 2005/06

Als wahrscheinlichste Ursache sieht die Arbeitsgruppe die Umstellung vom alten Personalverwaltungssystem PLUS auf das neue System L-DIPSY in den Jahren 2005/2006. Weitere Faktoren waren unter anderem tarifliche Änderungen, die manuell oder technisch in die Systeme eingearbeitet werden mussten.

Personalverwaltungssysteme funktionieren inzwischen fehlerfrei

Die AG hat zudem untersucht, ob die Personalverwaltungsprogramme des Landesamts für Besoldung und Versorgung für die Kultusverwaltung grundsätzlich funktionsfähig sind. Die Prüfung wurde auch von einem externen Dienstleister vollzogen. Dabei wurden keine Programmierfehler entdeckt, die sich auf die Stellenbesetzungslisten auswirken. Alle Testläufe haben ergeben, dass die Personalverwaltungsprogramme keine Stellen mehr fehlerhaft als besetzt anzeigen.

Empfehlungen für besseres Controlling

Um ähnliche Fehler künftig zu vermeiden, empfiehlt die Arbeitsgruppe:

regelmäßige Auswertungen mindestens alle sechs Monate,
anlassbezogene Prüfungen der Stellenlisten,
einen systematischen Abgleich von Stellenplan und Gehaltsdaten sowie
eine schrittweise Konsolidierung der eingesetzten IT-Verfahren.

Zur Umsetzung dieser Maßnahmen richten Finanzministerium, Kultusverwaltung und das Landesamt für Besoldung und Versorgung eine gemeinsame Steuerungsgruppe ein.

Der vollständige Abschlussbericht der AG ist online abrufbar.




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