Gericht im Ahnensaal des Rastatter Schlosses
Akten der Rastatter Nazi-Prozesse öffentlich – Vorzeitige Aufhebung der 100-jährigen Sperrfrist – ARD-Sendung: „Die Rastatter Prozesse – Kriegsverbrecher vor Gericht“
Rastatt, 19.04.2021, Bericht: Redaktion Es ist ein Kapitel, das nicht sehr im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. In der französischen Zone, die von Baden-Baden aus durch die Militärregierung geführt wurde, begann im Frühjahr 1946 das Tribunal Général. Die Nazi-Größen dieser Region wurden zur Rechenschaft gezogen.
Nachdem nun die eigentlich 100-jährige Sperrfrist aufgehoben wurde für die Zeitdokumente, wäre dies ein guter Anlass, auch dem Kapitel der Täter in Baden-Baden nachzugehen. Ein großartiges Buch veröffentlichte dazu der inzwischen verstorbene Baden-Badener Apotheker Rolf Rössler, das mit dem Titel «Baden-Baden unter dem Hakenkreuz» nicht zum Vorzeigebuch der Stadt gehört. Lieber belässt man es bei ritualisierten Gedenktagen und Büchern, in denen von den Tätern nichts zu lesen ist. Bis heute sind in Baden-Baden die Autobiografien der Nazi-Größen etwa des Ausschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Höß, der in Baden-Baden aufwuchs, oder des Nazi-Arztes Aribert Heim eher verdrängt.
Während der nächsten drei Jahre fanden vor dem Gericht im Ahnensaal des Rastatter Schlosses 235 Prozesse statt. 2.130 Mal wurde Anklage erhoben, hauptsächlich gegen das Personal der NS-Lager auf dem Gebiet der französischen Besatzungszone. Auch die KZ-Außenstelle in Baden-Baden-Sandweier ist nicht im Bewusstsein der Stadt existent. Da muss man schon zur Gedenkstätte Struthof ins Elsass reisen www.struthof.fr. Welche Dokumente und Prozessakten von den Rastatter Prozessen, die zu den größten alliierten Kriegsverbrecherprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg zählen, zu finden sind, wird sich erst noch zeigen. Auch darf man gespannt sein welche Nazi-Größen der Stadt Baden-Baden und des Landkreises Rastatt eine Rolle spielen.
Eine 45-minütige Doku «Die Rastatter Prozesse» gibt einen ersten Überblick über die nun vorliegenden Dokumenten und wird am 17. Mai 2021 um 23.35 Uhr in der ARD gezeigt. Eine 90-minütige Fassung wird nach Angaben des SWR schon vorher, am 4. Mai, um 20.15 Uhr auf ARTE erstausgestrahlt.
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