Kritik an OB-Ehefrau

Aufregung um „Frau Obermeisterin“ in Stuttgart – OB-Söhne betreuen „städtische Social-Media-Kanäle“ des Stadtoberhaupts

Aufregung um „Frau Obermeisterin“ in Stuttgart – OB-Söhne betreuen „städtische Social-Media-Kanäle“ des Stadtoberhaupts
Quelle: Facebook

Baden-Baden, 25.10.2021, Bericht: Redaktion Macht verdirbt manchmal den Charakter. Mit der Gewöhnung an Privilegien und Schulterklopfern geht die Ausblendung kritischer Medien und mahnender Stimmen einher.

Vor dem anstehenden Wahlkampf in Baden-Baden mit den dortigen Seilschaftsaffären und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen lohnt ein Blick in die Landeshauptstadt, wo der Amtsinhaber nicht einmal eine längere Eingewöhnungsfrist benötigte, um mit seiner ganzen Familie in die Schlagzeilen zu geraten.

Mehrere Medien, darunter die Stuttgarter Zeitung und der Reutlinger Generalanzeiger, gehen mit der agilen Gudrun Weichselgartner-Nopper, Ehefrau des neuen Oberbürgermeisters Frank Nopper, CDU, ins Gericht. Sie werde im Stuttgarter Rathaus «Frau Oberbürgermeisterin» genannt und «ecke» überall an, schreibt der Reutlinger Generalanzeiger in seiner Online-Ausgabe vom Freitag. Sie sei am Amtssitz des Gemahls «omnipräsent», halte manchmal regelrecht Hof, «mische sich in die Terminplanung des Rathauschefs ein und lasse sich auch mal selbst von der städtischen Protokoll- oder Presseabteilung gebührend in Szene setzen». Die «Frau Oberbürgermeisterin» gehe nun sogar rechtlich vor gegen solche Kritik und Vorwürfe. In «meist extravaganter Bekleidung» werde sie von den Fotografen ins rechte Licht gerückt. Dabei spielen offenbar die Söhne der Oberbürgermeister-Familie eine außer Kontrolle geratene Rolle. Sie würden die «städtischen Social-Media-Kanäle des Stadtoberhaupts betreuen». Es würde sich dabei um «unentgeltliche Gefälligkeitshandlungen innerhalb der Familie» handeln, heißt es dazu aus dem Stuttgarter Rathaus.

 

Jedenfalls gehen solche PR-Versuche wohl nach hinten los und führen zu Tratsch und Gespött im offiziellen Stuttgart. Ein Neuanfang in Form und Stil für die inzwischen nachdenklich gestimmte CDU ist das eher nicht. Das Stuttgarter Rathaus wurde in Windeseile zur Familien- und CDU-Parteizentrale. Letzteres ist auch in Baden-Baden und anderen Rathäusern im Land erfolgreich praktiziert. Zwischenzeitlich verteidigt der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer die agile «Frau Obermeisterin» und schreibt auf einem seiner social media-Kanälen: «Meine Güte, das ist wirklich Pietkong.»


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