Gastkommentar

Frau Mergen, darf ich helfen eine Bildungslücke zu schließen? – Kommentar von Gerd Weismann

Bild Gerd Weismann Gastkommentar von Gerd Weismann
30.04.2020, 19:00 Uhr



Baden-Baden Nach ihrem heutigen Interview für goodnews4Baden-Baden stellt sich bei mir dringend die Frage, ob ich Ihnen dabei helfen darf, eine Bildungslücke zu schließen? Bitte lassen Sie mich das hiermit versuchen.

Im heutigen Interview zum Corona-Update aus dem Rathaus Baden-Baden geben Sie am Ende des Interviews mit dem Hinweis, am 1. Mai den Picknickkorb zu packen und in der grünen Natur spazieren zu gehen, folgende Weisheit von sich:

«Der erste Mai ist – so wissen wir das alle – der Tag, wo man die Natur wieder richtig neu erkundet.»

FALSCH! Wir wissen alle – außer scheinbar Ihnen – dass das nicht so ist!

Lesen Sie daher bitte einfach im Lexikon oder in Wikipedia unter «1.Mai» nach und beheben Sie damit Ihre falsche Auffassung über diesen Tag, damit sie an diesem Punkt keine Fake-News unter den Menschen verstreuen, die Sie zur 1. Frau der Stadt gewählt haben.

Wikipedia: «Der Erste Mai wird als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiterbewegung, Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder auch als Maifeiertag bezeichnet. Er ist in Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Belgien, Teilen der Schweiz und in vielen anderen Staaten ein gesetzlicher Feiertag.»
Dieser Tag – so sollte man wissen, wenn man sich entsprechend informiert – hat eine sehr lange und sehr blutige Tradition. Allzu oft wurden und werden an diesem Tag Polizei und Militär gegen die aufbegehrenden und demonstrierenden Menschen eingesetzt.

Wikipedia: «Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai auf – in Anlehnung an die Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, welche ebenfalls den Achtstundentag forderte.»

Dieses Ziel gegenüber dem Kapital durchzusetzen, ist in großen Teilen der Welt noch nicht einmal ansatzweise gelungen und genau daher gehen jedes Jahr Millionen Menschen an diesem Tag weltweit solidarisch miteinander auf die Straße und erheben ihre Forderungen gegenüber Ausbeutung und Unterdrückung.

Sie mögen an diesem Tag sich vorzugsweise mit Familie und Picknickkorb im Grünen verlieren, das Recht steht Ihnen zu – aber geben Sie bitte nicht Ihre persönliche Neigung als allgemeingültige Regel aus. Für den 1. Mai gilt nach wie vor die internationale Solidarität der Arbeiterbewegung und die drückt sich nicht mit einem Picknickkorb im Grünen aus. Sagen Sie lieber den Menschen, von denen Sie gewählt wurden, dass sie am 1. Mai zum Beispiel auch nach Karlsruhe zur 1. Mai Demonstration gehen können, damit würden Sie Ihrer verantwortungsvollen Rolle als Stadtoberhaupt wesentlich mehr gerecht als in der Verbreitung von Romantikphantasien. Ich zitiere hier abschließend aus einem Aufruf der Linken zur 1. Mai Demonstration in Karlsruhe:

«Die Pandemie macht deutlich, dass vor allem die Berufe, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, für unsere Gesellschaft überlebenswichtig sind. Die warmen Worte von Politik und Wirtschaft reichen nicht. Wir fordern: Löhne rauf in Pflege, Einzelhandel und für Erzieher*innen. Einmalige Boni reichen nicht aus!
Deshalb dürfen wir am Arbeiter*innenkampftag nicht schweigen, Demonstrationen sind möglich – wenn auch nicht so wie wir es gewohnt sind, sondern mit Abstand und Mundschutz.

Kommt deshalb am 1. Mai um 13:30 zum Friedrichsplatz und demonstriert mit uns für gerechte Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen! Für Solidarität und gegen Ausbeutung!»


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