Finanzkrise in Baden-Baden
Karl-Georg Degenhardt mit offenem Brief an die Baden-Badener – „Drei Sofortmaßnahmen, die keinen Zeitaufschub dulden“

Baden-Baden, 18.12.2025, Bericht: Redaktion Mit einen offenen Brief wendet sich der Baden-Badener Bürger und ehemalige Vertrauensperson des Bürgerbegehrens zum Klinikstandort, Karl-Georg Degenhardt, zu Wort.
In seinem Schreiben «,an die Bürger Baden-Badens, die Verwaltung und den Gemeinderat» nimmt er Bezug auf den goodnews4- Bericht Expertenkommission gestern mit bitteren Wahrheiten – 1.070 Mitarbeiter im Rathaus Baden-Baden – «Jede Stelle kostet 100.000 Euro»
Der offene Brief von Karl-Georg Degenhardt vom 17. Dezember 2025 im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
zunächst gebührt dem Expertenrat unser ausdrücklicher Dank. Sie haben in ihrer Freizeit jene Arbeit geleistet, für die wir eigentlich andere Leistungsträger der Stadt bezahlen und gewählt haben – und das in beeindruckender Klarheit und Stringenz. Damit ist die Zeit des politischen Taktierens und Schönredens unwiderruflich vorbei. Die strategische Marschroute ist alternativlos, die Zahlen sprechen eine brutale Sprache: Wir haben nur noch eine Wahl. Wir müssen den Mut aufbringen, jährlich zwischen 44 und 60 Millionen Euro einzusparen – also bis zu 167.000 Euro täglich. Nur durch diese massive Konsolidierung schaffen wir den Spielraum von 100 Millionen Euro, der zwingend notwendig ist, um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen und unsere Stadt vor dem finanziellen Untergang zu bewahren. Nur das Gesamtkonzept ohne Abstriche verhindert den Niedergang.
Endlich liegt eine Strategie auf dem Tisch, die diesen Namen verdient – überparteilich und ungeschminkt. Das «10-Punkte-Programm» als nachträglicher Reparaturversuch der Untätigkeit des Herrn Späth war nicht weitreichend genug. Das Ziel, 21 Millionen einzusparen, war bekanntermaßen unzureichend; die Einigung auf mühsame 13 Millionen Einsparungen ist die direkte Folge einer Verteidigungsschlacht von Einzelmaßnahmen gegen Lobbyisten ohne strategischen Überbau.
Bevor wir uns in Details vertiefen, stehen drei Sofortmaßnahmen an, die keinen Zeitaufschub dulden:
1. Vernunft vor Privilegien: Das Gewerbegebiet am Ooser Segelflugplatz
Die Fakten sind erdrückend: 50 Millionen Euro potenzielle Erlöse und 7 Millionen Euro jährliche Gewerbesteuer stehen gegen ein Luxussportgelände von Wenigen für Wenige ohne Mehrwert für das Gemeinwohl. Wer hier Verantwortung trägt, muss sofort die Pausetaste drücken. Es dürfen keine irreversiblen Fakten wider die finanzielle Vernunft geschaffen werden.
2. Das Klinikum: Die offene Hauptschlagader abbinden
Der finanzielle Blutverlust ist lebensbedrohlich. Während die Stadtwerke mit 6 bis 8 Millionen Verlust belasten, verstetigt sich das Klinikum zur größten Katastrophe: Wir sprechen von Schuldzuweisungen in Höhe von 15 Millionen Euro – Tendenz steigend.
Eine profunde Lösung wäre die Einrichtung eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat gemäß Paragraf 107 Abs. 4 AktG. Dies brächte den nötigen Sachverstand für echte Kontrolle. Strukturelle Verluste oder Missmanagement würden überprüfbar, objektive Lösungen erreichbar. Die klare Forderung für alle städtischen Beteiligungen lautet «Aufwandsneutralität». Wir können es uns nicht länger leisten, Millionen in ein schwarzes Loch ohne strukturelle Wende zu werfen.
3. Ende des Blindflugs bei den Sozialausgaben
Es ist inakzeptabel, dass wir hier im Dunkeln tappen. Land und Bund wälzen Lasten ab, teilweise ohne sie zu finanzieren. Selbst der Expertenrat erhielt keine belastbaren Zahlen. Wir zahlen blind, ohne zu wissen, welche Kompensation uns zusteht, welche Mindestverpflichtung wir zu leisten haben und was wir darüber hinaus freiwillig aufwenden. Die unbelegte Behauptung, man könne aufgrund „struktureller Anforderungen“ nicht auskömmlich haushalten, muss endlich mit überprüften und nachprüfbaren Zahlen validiert werden. Das ist die unverzichtbare Grundlage der Ausgangsanalyse für jede Strategie.
Führungsqualität als Schlüssel
Zwischen den Zeilen steht eine zwingende Bedingung für Erfolg: Keine Sanierung ohne neue Führungsqualität. Das definiert das Profil des neuen OBs. Wir brauchen keine über lokale Anzeigen gesuchten Glücksritter, sondern Krisenmanager, rekrutiert über «FAZ» oder «Süddeutsche». Wer hier spart, hat den Ernst der Lage nicht begriffen oder scheut echte Alternativen.
Zudem sollten wir die 8-Jahres-Amtszeit des Oberbürgermeisters hinterfragen und/oder Hürden senken, um personelle Fehlbesetzungen schneller beenden zu können – wie in Hessen bereits möglich.
Bürgerbeteiligung statt Maulkorb
Dass engagierte Bürger mit Fragen und Anregungen zu aktuellen Themen im Gemeinderat satzungsgemäß abgewiesen werden, um «Räte nicht zu beeinflussen», gleicht einem Maulkorberlass. Aufgabe und Recht der Bürger ist es, Bedenken und Lösungen einzubringen. Mein Wunsch an Verwaltung, Räte und Christkind: Beenden Sie diese Ausgrenzung und ermöglichen Sie echte Beteiligung.
In diesem Sinne: Frohe Festtage – und den Mut zur unbequemen Wahrheit.
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