Baden-Baden, 01.04.2019, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Maren Zens Stellung zu den goodnews4-Berichten Neue Töne von Baden-Badener CDU − «Keine Denkverbote» − Ansgar Gernsbecks Sympathie für «Seilbahnlösung» und Polizeipräsident Reinhard Renter widerspricht Baden-Badener Gerüchten − Zum Fall Festspielhausgarage: «Es war nicht mal im Ansatz eine Vergewaltigung».

Heute, am 1. April, wäre der perfekte Tag für die Forderung der CDU-Stadtratsfraktion nach Saas-Fee-Gondeln über den Dächern der Kurstadt. Heute wäre das ein klasse Vorschlag, über den man morgen herzhaft lachen könnte. An jedem anderen Tag jedoch ist der Traum vom Gondel-ÖPNV im Oostal nur billige Effekthascherei der CDU – letztlich hätte Oberbürgermeisterin Margret Mergen die einfache Fahrt mit der Gondel mit wenigstens 20 Euro bepreist. Schließlich, so ihr Kalkül, soll der Sitzbezug weder im Bus noch in der Gondel Abnutzungserscheinungen erleiden. Und dagegen helfen nun einmal hohe Preise für die Tickets. Fazit des missglückten April-Scherzes: Noch nicht einmal Timing können die CDU-Kafrusen. Dass ausgerechnet Stadtrat Henn, ein Teil des sozialdemokratischen Dreigestirns, die Gondelei für seine Partei beansprucht, spricht Bände über den Geisteszustand der SPD. Macht den Bus im ersten Schritt günstig. Das würde den Menschen helfen!

Die beste Nachricht aus der CDU ist eigentlich gar keine Nachricht. Um meinen Lieblingsmandatsträger Tobias Wald aus dem fernen Ottersweier, «unserem» Baden-Badener Landtagsabgeordneten und Wahlverlierer aus 2016, ist es mittlerweile komplett totenstill geworden. In diesem Jahr kann ich mich an keinen einzigen Artikel erinnern – auch nicht in Baden-Badens Staatsanzeiger «BT». Und selbst die Fotos, auf denen er am liebsten nur Gummibäumchen spielt, wurden schon lange nicht mehr gesehen. So langsam vermisse ich den immergleichen Wald‘schen Gesichtsausdruck auf diesen Fotos – eine perfekte Mischung aus Schläfrigkeit, gespieltem Interesse und Einfalt im allerbesten Sinne. Lieber Herr Abgeordneter – mach aber bitte, bitte weiter so! Vielleicht hält sich Tobias Wald bei der nächsten Landtagswahl auch mit Plakaten zumindest ein wenig zurück. Es wäre ein wahrer Segen!

Fassungslos machte mich am Wochenende die Äußerung des Polizeipräsidenten Reinhard Renter zu einem Gewaltdelikt, der am hellichten Tag in einem Parkhaus in Baden-Baden stattfand. Wörtlich sagte Renter in goodnews4: «Ich weiß nicht, wie sich das Gerücht einer angeblichen Vergewaltigung gehalten hat. Es war also keine. Es war nicht einmal im Ansatz eine Vergewaltigung. Es war eine sexuelle Belästigung mit anschließendem Diebstahl, beziehungsweise Raub, es ist dann ein Handy geraubt worden. Aber da wurde plötzlich eine Vergewaltigung oder eine angebliche Vergewaltigung draus, aber das war so nicht.»

Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Ist das nicht der Versuch, die Tat zu verharmlosen? Damit ist niemandem gedient. War am Ende die Frau schuld? Oder soll sie sich nicht so anstellen? Man konnte lesen, wie schlecht es ihr bei der Zeugenaussage erging. Haben wir uns das alles ausgedacht? Sind wir zu empfindlich? Ich will nur an den Bericht der Staatsanwaltschaft erinnern, der am 11. September 2018 hier veröffentlicht wurde. Dort heißt es wörtlich: «… Nach derzeitigem Sachstand hielt sich dieser (Anmerkung: Asylbewerber aus Gambia) am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr in der Tiefgarage Festspielhaus auf und bat dort eine junge Frau an einem Kassenautomaten um Zigaretten. Nachdem die Mittzwanzigerin das Anliegen mehrfach verneint hatte und sich in Richtung ihres Stellplatzes begab, soll der ihr nachfolgende Verdächtige sie zu Boden gebracht, sich über sie gebeugt und sie gegen ihren Willen geküsst haben. Auf Grund darauf hin erfolgter Gegenwehr der Frau soll der Tatverdächtige von ihr abgelassen haben und ihr dabei gewaltsam das Mobiltelefon abgenommen haben. Auf Schreie aufmerksam geworden, kam ein 52-jähriger Zeuge der jungen Frau zu Hilfe. Hierbei soll der Verdächtige den Helfer geschlagen und leicht verletzt haben. Die anschließende Flucht des Verdächtigen wurde durch Beamte des Polizeireviers Baden-Baden beendet. ...»

Voll daneben – meine persönliche Meinung – finde ich vor diesem Hintergrund die Äußerung des Polizisten. Hat er Respekt vor dem Opfer? Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen. Wie muss sich die Frau vorkommen, wenn sie das liest? Von einem Polizeipräsidenten wünsche ich mir, dass er für Sicherheit, für Recht und Ordnung sorgt. Gibt es ausreichende Videoüberwachung in den Tiefgaragen? Werden die Frauenparkplätze nun abgeschafft, wie es die FDP fordert? Hierum sollte sich ein Staatsdiener kümmern! Hier erwarten die Menschen Antworten.

Die Politik spielt also verrückt in Baden-Baden. Keine Frage - die Kommunalwahlen werfen ihre Schatten voraus. Auf den nächsten Aprilscherz von Gernsbeck, Kailbach-Siegle, Bloedt-Werner & Co. kann man schon jetzt gespannt sein!

Ihre Maren Zens
Baden-Baden

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