Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „20.000 Menschen arbeiten in Mittelbaden für Auto- und Zuliefererindustrie“ – „Was, wenn alles zusammenbricht?“ – „Frau Wagenknecht hat recht wonach die Regierung aus Experten bestehen sollte“

Baden-Baden, 13.12.2024, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Martin Müller-Petersen Stellung.

In diversen Leserbriefen (goodnews4 vom 28.9. / 30.9. und 9.10.)) hatte ich meine Besorgnis über die Handelsbeziehungen mit China zum Ausdruck gebracht. Und so mancher Leser, der sich der Mühe unterzog, meinen Ausführungen zu folgen, wird gemeint haben «so schlimm wird es schon nicht». Doch, geneigte Leser, es ist sogar noch schlimmer gekommen wie von mir vermutet. Die sich anbahnende Katastrophe bei VW ist ein Vorgeschmack dessen, was auf uns in den nächsten Jahren zurollen wird. Entscheidend für den Wohlstand in Deutschland wird neben dem Export, der durch viele Repressalien wie z.B. Zölle behindert sein wird, auch der Eigenbedarf wie beispielsweise in China und den USA. Und da liegt es in Deutschland im Argen. Wir sind nicht nur satt, sondern übersättigt. Es gibt in Deutschland von allem zu viel und das auch noch zu wohlfeilen Preisen, von denen die deutschen Hersteller aber nicht leben können, denn die «Geiz ist Geil»-Mentalität verhindert ein auskömmliches Einkommen in vielen Bereichen die nur noch mit staatlichen Subventionen am Leben erhalten werden können.

 

Zurück zur Autoindustrie. In Deutschland sind 40 Millionen Autos zugelassen, mehr geht nicht, denn es gibt ja schon so viele Zweitwagen. Soll man sich nun auch noch einen Drittwagen anschaffen? Aufgrund der Parkplatzprobleme wohl eher nicht, was bedeutet, dass in Deutschland im Automobilsektor eigentlich nur Erneuerungsbedarf besteht, und der auch nur alle 5, 8 oder 10 Jahre. Also von der Inländischen Nachfrage kann die deutsche Automobilindustrie nicht leben. Und wie steht es um den Export? Schlecht, die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren ist weltweit gesunken und kann Deutschland nicht retten. Interessant war vorrangig der Markt in China. Wenn von 1,6 Milliarden Einwohnern nur ein kleiner Teil ein Auto besitzen möchte, dann ist das schon die vielfache Menge der in Deutschland nachgefragten Autos. Also Export nach China? Richtig und das hat einige Jahre auch bestens funktioniert. Allerdings sind die Chinesen nicht blöd und haben selbst Autos entwickelt die in ihrer neuesten Technologie (Elektro) den deutschen Autos nicht nur überlegen, sondern zudem auch noch wesentlich billiger sind. Damit wurden deutsche Autos aus dem chinesischen Markt gedrängt und sitzen nun auf unverkäuflicher Ware. Um beim Beispiel VW zu bleiben, ziehen dort die Manager die Reisleine, wollen Personal abbauen und Werke schließen. Keine schönen Aussichten aber wahrscheinlich unumgänglich.

Da tritt nun dieser Mussolini-Verschnitt in Person der Betriebsratsvorsitzenden Frau Cavallo auf die Bühne, reckt theatralisch die Fäuste zum Himmel und schreit, dass es mit ihr keine Entlassungen und keine Werksschließung geben wird. Welch ein hehres Versprechen! Und vor allem löst es die strukturellen Probleme nicht. Was würde es nützen, wenn die Gewerkschaft eine Beschäftigungsgarantie von 3 oder 5 Jahren erkämpft. Was nützt dies den heute 30 oder 40jährigen. Welche Perspektiven hätten diese Menschen danach? Aber nicht nur Politiker denken nur im Zeitraum ihrer Wahlperioden, das gleiche gilt für Gewerkschaftsfunktionäre, die auch nur irgendwie ihre hohe Rente erreichen wollen; Zukunftsperspektiven bieten sie jedenfalls nicht. Und die wären gerade für eine Gegend wie in Mittelbaden erforderlich, wo 20.000 Menschen für die Auto- und Zuliefererindustrie arbeiten. Daran hängen dann noch viele tausend Familienangehörige und alle zusammen bilden im Moment noch die Lebensbasis für die hiesige Infrastruktur. Was, wenn das alles plötzlich in sich zusammenbricht?

Und was den Erhalt der Produktion von VW in Deutschland betrifft, wird irgendwann ein Manager oder Großaktionär Frau Cavallo die Schlüssel zu den Werkstoren in die Hand drücken und ihr viel Glück wünschen, wenn sie mit ihren Gewerkschaftsmitgliedern die Produktion von Autos und deren Verkauf in eigener Regie umsetzen will. Ehrenamtlich versteht sich, denn es ist dann ja keiner mehr da, der jeden 1. die Gehälter und Löhne bezahlt. Die Manager und Aktionäre werden weiter ziehen in Gegenden der Welt wo nicht nur billiger produziert, sondern vielleicht auch wesentlich besser verkauft werden kann; in einigen Jahren wahrscheinlich in Indien mit seinen 1,6 Milliarden Einwohnern.

Wenn dieses Szenario so eintritt wie von mir vermutet, dann trifft dies Deutschland mitten in sein industrielles Herz und beendet den Wohlstand auf lange Zeit. Gibt es Möglichkeiten diesem Untergangsszenario zu entkommen? Ja, die gibt es, aber nicht mit den «alten weißen Männern» in der Politik. Man kann getrost alle Politiker über 60 Jahre vergessen! Frau Wagenknecht hat recht mit ihrer Forderung wonach die Regierung aus Experten bestehen sollte. Und zwar richtigen Experten und nicht die Pseudo-Experten die in Schlafsäcken in Fernsehstudios übernachten um zu jeder Tages und Nachtzeit ihre unmaßgeblichen Kommentare zu aktuellen Ereignissen abgeben zu können.

Die Jungen «Querdenker» haben ihre eigenen Ideen von den Zukunftsentwicklungen. Ein Blick in die USA reicht um zu zeigen, dass es die Jungen waren, die in Silicon Valley Techniken entwickelt haben, die heute nicht nur die Welt beherrschen, sondern einige dieser «Jungen» zu den reichsten Männern der Welt gemacht haben. Also, es gibt keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken und sich in sein Schicksal zu ergeben. Die «Alten» können den Jungen noch einen letzten Liebesdienst erweisen, indem sie endlich für eine anständige Schulbildung in modernen Räumen sorgen und alles elektronische Handwerkszeug zur Verfügung stellen, das zu einer positiven schulischen Entwicklung beiträgt. Nach Abschluss der Schule, sollten dann die geeigneten Schüler über das Studium oder das Handwerk bis hin zum Start-up weiter extrem gefördert werden in der Hoffnung, dass Deutschland vielleicht wieder zu dem Level zurück findet auf dem es einmal war.

Als Fazit sollten sich alle von den Gewerkschaften aufgeheizten Arbeitnehmer ins Stammbuch schreiben: nicht die Arbeitgeber sind die erklärten Feinde, sondern die Politiker und auf die und deren Programme und Personen sollte man bei der nächsten Bundestagswahl sein besonderes Augenmerk richten! In Personen wie Linnemann, Klingbeil und einigen anderen die sich derzeit in der zweiten Reihe engagieren liegt die Zukunft! Nicht bei denen die sich noch mit 80 Jahren in Talkshows schleppen, um ihre senilen Theorien zu verbreiten, die vielleicht vor 50 Jahren aktuell waren und damals zum Erfolg geführt haben.

Martin Müller-Petersen
Baden-Baden


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