Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Antwort auf Leserbrief von Silvia Niedermeyer – „Im Weinbrennersaal stören offensichtlich ebenso undisziplinierte Zuspätkommer wie im Festspielhaus“

Baden-Baden, 14.11.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Michael Schuncke Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leserin Silvia Niedermeyer Leserbrief «Meine Meinung» − Keine Disziplin im Festspielhaus Baden-Baden − «In Berlin werden die Verspäteten nur in der Pause eingelassen».

Liebe Frau Niedermeyer,

bei den acht philharmonischen Abokonzerten im Weinbrennersaal stören offensichtlich ebenso undisplinierte Zuspätkommer wie im Festspielhaus die bereits anwesenden Hörer, die sich die Einführungen in das Abendprogramm von Dirigent oder Moderator nicht entgehen lassen wollen. Meine Beschwerden bei den Zuständigen brachte nichts, man traut sich wohl nicht, die Schuldigen zu verärgern (= quasi abzuwerben). Doch unsere Psyche, in heutiger Zeit immer politisch geschulter, um auf Situationskomiken im Regierungsbereich zu achten und zu genießen, brachte für uns den empfehlenswerten Ausweg, diese Kuriosität auch hier im unpolitischen Bereich einzusetzen: Müssen wir doch nur mit humanistischem Erbarmen die Armen zu umhüllen, denn: Was anders als das Heischen nach Beachtung mag sie wohl antreiben, diese Art Auftritt zu wählen? Kleine Kinder machen doch auch Rabatz, wenn die Eltern sie nicht genügend beachten...Oder?

Früher allerdings, in meiner Kindheit, war man nicht so feinfühlig: Punkt 8 Uhr wurden alle Türen geschlossen, mit dem Moment, als der GMD Gotthold Ephraim Lessing das Pult betrat. Geradezu aufreizend verfolgten seine großen blauen Augen jeden, der es gerade noch geschafft hatte hineinzukommen, bis er (oder sie), spießrutenlaufend, unter atemloser Stille endlich den Sitzplatz erwischten. Horbares Aufatmen des gesamten Publikums, als Lessing dann entweder das Wort ergriff oder seinen Stab erhob. Öffnen der Türen, wo dann die Spätlinge hereinhuschten, gab es erst beim Klatschen nach dem 1. Stück. Nie wieder habe ich später den Doppelgenuß 1. rechtzeitig dazusitzen, und 2. völlig ungestört und konzentriert den Ausführungen und dann den Tonfolgen des Orchesters zu folgen.

Die schöne Zeit des natürlichen Anstandes werden wir Normalbürger nicht zurückdrehen können! Lassen Sie uns darüber dischputiere, ob die Anwendung der Situationskomik unser einziger Weg beibt.

Ihr Michael Schuncke
Baden-Baden


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