Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Es schmerzt jedes einzelne Opfer‘

Baden-Baden, 20.03.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Oliver Haungs Stellung zu dem goodnews4-Bericht Polizeisprecher Günther Preis zu «neuem Trend» – «Zum ersten Mal mehr tote Radfahrer als Motorradfahrer zu beklagen».

Vielen Dank an das Polizeipräsidium Offenburg für die Vorstellung der Unfallstatistik für 2022 und die Berichterstattung darüber in Ihrer Online-Zeitung. Und wieder sind es die immer wiederkehrenden alten Fehler durch Beratungsresistenz, die uns inzwischen zwingen für das letzte Jahr im Landkreis mehr Tote Radfahrende als mit dem Motorrad tödlich Verunglückte ausweisen zu müssen. Seit Jahren weise ich in etlichen Publikationen auf immer wieder die gleichen Versäumnisse hin, die entweder auf taube Ohren oder fehlendes Verständnis treffen. Dennoch schmerzt jedes einzelne Opfer, das unnötiger Weise verunglückt. Ob es das Fahren ohne Helm aus Eitelkeit, Nachlässigkeit oder übersteigertem Freiheitsdrang ist, ob es das Fahren unter Alkoholeinfluss ist, weil man meint dadurch einer polizeilichen Kontrolle entgehen zu können und fälschlich annimmt, dass die Konsequenzen geringer seien, als wenn man hinter dem Lenkrad sitzt, oder ob es das Brechen von Verkehrsregeln ist durch die Missachtung roter Ampeln und Stoppstellen, das Fahren bei Dunkelheit ohne Licht, Fahren gegen die Fahrtrichtung auf Radwegen oder unerlaubtes Fahren auf Gehwegen. Die Liste der Unzulänglichkeiten, die die Radfahrgemeinde selbstkritisch mit Blick in den Spiegel reflektieren muss, bietet viel Raum für Verbesserungen.

 

Die allermeisten Radfahrenden verhalten sich lobenswerter Weise regelkonform. Aber auch hier muss das eigene Sicherheitsmanagement nachgeschärft werden durch Ausschließen oder Reduktion der altbekannten Risikofaktoren «riskante/rücksichtslose Fahrweise», durch Verzicht auf Alkohol und Drogen, «Nicht-gesehen-werden» beispielsweise durch das Tragen von Signalfarben beim Radeln und durch das Fahren mit Tagfahrlicht, und das Wichtigste zum Schluss, durch defensive und vorausschauende Fahrweise! Die Frage «wo sind meine Defizite und wo kann ich noch besser werden?» sollten hier alle Radelnden bei jedem Aufsteigen in den Sattel begleiten. Beachtet man diese einfachen Dinge wird und bleibt das Radfahren eine der herrlichsten, gesündesten und umweltfreundlichsten Arten sich fortzubewegen.

Bei aller Selbstkritik muss an dieser Stelle aber auch an die Lenker von Kraftfahrzeugen appelliert werden, das Radfahrende sehr stark verunsichernde Nicht-Einhalten des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes zu beachten, eine Frage des Respekts und der Achtung. Nicht zuletzt spielt auch das Zur-Verfügung-stellen einer adäquaten, funktionablen und sicheren Radweginfrastruktur eine wichtige Rolle, wenn man die Unfall- und Totenzahlen dauerhaft und nachhaltig senken will. Da gibt es in den Kommunen des Landkreises noch viele Hausaufgaben zu erledigen und Risikoquellen zu entschärfen. Von der «Vision Zero» (Null Verkehrstote) sind wir zwar noch meilenweit entfernt, wenn aber alle Akteure an sich arbeiten und wir alle das Ziel nicht aus den Augen verlieren kommen wir ihm durch Beharrlichkeit wieder deutlich näher.

Oliver Haungs
Muggensturm


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