Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „…Frau Daul vor den Rastatter Karren…“ – „Einen ‚Rastatt-hörigen‘ OB und einige schlafende Ratsmitglieder“
Baden-Baden, 13.03.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Rita Maria Hirsch-Ursinus Stellung.
Wen erstaunt es, dass sich die neue Vorsitzende der Ärzteschaft Baden-Baden, Frau Daul, vor den Rastatter Karren spannen lässt, wo sie doch viele Jahre ihren Dienst im KMB verrichtet hat. Und das just zu Zeiten eines Ringens um ein Zentralklinikum. Ob ihre Meinung auch die Meinung einer Mehrheit der Ärzteschaft von Baden-Baden widerspiegelt, muss stark bezweifelt werden.
Dass die Rastatter Ärzte ihr fast 100 Jahre altes Krankenhaus durch einen repräsentablen Neubau, natürlich in Rastatt und mit Kostenbeteiligung von Baden-Baden, ersetzen wollen, ist klar erkennbar und nicht verwunderlich. Da bleibt alles andere außer Acht.
Schade, dass in Rastatt nur der Standort zählt und Wichtigeres in der Diskussion keinen Raum hat!!!!!
Warum spricht Herr Dr. Iber nicht mal darüber: Der Klinikverbund BW propagiert, dass im Südwesten von BW auf 100.000 Bürger, nur 488 Klinikbetten zur Verfügung stehen, so WENIG wie in KEINEM ANDEREN BUNDESLAND. Doch wer rechnen kann stellt fest, dass beim neuen Zentralklinikum für 100.000 Bürger NUR NOCH 240 KLINIKBETTEN bereit gehalten werden. Man fragt sich, wie soll das gehen?
Herr Dr. Iber spricht zudem von schwieriger Personalakquise im heutigen Klinikum und auch zukünftig, aber im oft erwähnten Strukturgutachten 05/2020, ist bei der Beurteilung einer EINSTANDORT-LÖSUNG zu lesen:
- Risiko eines möglicherweise notwendigen Personal-Abbaus.
Wie passt das alles zusammen?
Man muss sich doch realistisch fragen: «Kann uns bei der nächsten Pandemie nur noch der liebe Gott retten???»
Wenn man in diesem Zusammenhang eine Aussage in der gestrigen Sendung «Nachtcafé» in Verbindung bringt, wo von «blutigen Entlassungen» gesprochen wird, dann muss einem doch speiübel werden. Dann wird uns doch erstrecht nicht retten, dass im genannten Strukturgutachten von 05/2020 schon im Rahmen der baulichen Konzeption einige kostspielige Schlussfolgerungen als Resultat der Corona-Pandemie abgeleitet werden. Diese Notwendigkeiten sind zumindest schon fixiert, auch wenn man von Klinikseite nicht darüber informiert. Sie kommen sicherlich auf eine Sonderbedarfs-Liste des KMB, die jetzt noch niemand kennen darf, weil sie auch die Klinik-Kosten noch weiter puscht.
Für den Pandemiefall werden nicht nur eine deutlich erhöhte Anzahl von Einzelzimmern benötigt, sondern auch bauliche Gegebenheiten, die eine schnelle Umwandlung in Isolierstationen ermöglicht und dezentrale Platzierung von Bereichen für besonders schutzbedürftige Patienten, was eine Umkehrisolation (Klinik in Klinik) erleichtern würde.
Es ist ebenfalls im Strukturgutachten zu lesen: «Doch diese Berücksichtigung der baulichen Implikationen wird sich voraussichtlich erhöhend auf die Investitionssumme auswirken.»
Ich fasse zusammen,
- weniger Betten
- Personalentlassungen
- kürzere Entlassungszeiten für Patienten
- aber ungeklärte Kosten in Milliardenhöhe
Aber aus welchem Grund sollen sich die großen Befürworter des Standorts «Münchfeldsee» mit einem Klinik-Erweiterungsbau in Baden-Baden zufrieden geben, wenn die Zeche in jeder Hinsicht der Bürger und Steuerzahler berappen muss? Und wie hieß es in der gestrigen TV-Sendung «Nachtcafé» noch: «Baukosten müssen aus den Pflegesätzen herausgeschwitzt werden.» Man muss sich fragen, wie private Kliniken existieren können.
Dies alles sollte nicht nur die Baden-Badener Bürger beunruhigen. Auch der indiskutable Standort Münchfeldsee sollte uns alle umtreiben, dessen Platzierung im Gutachten nur auf Grund von unlauterem Handeln des Herrn OB Pütsch und seinen Mitstreitern zu Stande kam. Nach dem Leitsatz «Rastatt first» und koste es, was es wolle.
Wie bei OB Pütsch, sollte jetzt auch beim Baden-Badener OB Späth ganz schnell die Befangenheit und die Triebfeder seines Handelns geprüft werden, da er sich gegen seine Stadt Baden-Baden und für seine alte Heimat Rastatt einsetzt.
Ob man im Zusammenhang mit dem Gutachten die Vorgehensweise des OB Pütsch hinterhältig nennen darf, muss jeder für sich entscheiden, aber für das Standort-Gutachten eine Klimaanalyse zu unterschlagen und die Umweltverträglichkeitsstudie nicht in die Bewertung mit einzubeziehen, sollte für jeden Politiker eine sträfliche Verfehlung darstellen. Auch dass die Nachhaltigkeit eines, erst 45 Jahre alten und 50.000 qm großen Klinikgebäude, dessen Dach noch in 2002 erneuert und mit drei Dachgärten ausgestattet wurde, nicht in eine Standortbewertung eingeflossen ist, ist in der heutigen Zeit der Klimakrise und des Wissens um die Wichtigkeit dieser großen Menge grauer Energie eine nicht unerhebliche und eine unverzeihliche Umweltsünde.
Wir merken uns alle, dass dies mitunter auch unseren GRÜNEN anzulasten ist, die weder dazu noch zum Klima- und dem Natur- und Artenschutz in Sachen KLINIKUM eine Aussage machen. Auch die von der Landesregierung allseits hoch gepriesene Bürgerbeteiligung findet bei den GRÜNEN nicht nur nicht statt, sondern wurde, wie auch jedes Gespräch, in Baden-Baden bisher beharrlich verweigert. Dies auch von der SPD.
Allen «hyperschlauen» Akteuren, denen ein Erweiterungs-Neubau neben dem jetzigen Klinikum in Baden-Baden/Balg nicht gut oder schön genug ist, ist jede bisherige und auch jede zukünftige Zeitverzögerung anzulasten.
Klar ist, OHNE ein nachgebessertes oder neues, NEUTRALES GUTACHTEN, das die Nachhaltigkeit des Klinikgebäudes in Baden-Baden/Balg mit bewertet, bei dem die Umweltverträglichkeitsstudie und die Klimaanalyse einfließen und aus dem die falschen Darstellungen verschwinden, wird es auch nach dem Bürgerentscheid in Rastatt weiterhin enormen Widerstand aus Baden-Baden geben. So lange wird es letztendlich dauern, bis ein endgültiger Klinikstandort feststehen kann.
Die Baden-Badener mögen zwar einen «Rastatt-hörigen» OB und einige schlafende Ratsmitglieder (Rastatter nannten sie irrlichtige Schlafwandler) mit Doppelmoral in ihren politischen Aussagen haben, doch diese könnten, spätestens nach der nächsten Kommunalwahl wach werden. Die Baden-Badener selbst sind schon lange in Hab-acht-Stellung. Warten wir`s ab.
Rita Maria Hirsch-Ursinus
Baden-Baden
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