Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ - „Gedenken an 80 Jahre Vernichtung der Synagoge – Gedenkveranstaltung Reichspogromnacht“: William Shakespeare „Der Kaufmann von Venedig“ – kannte er vor mehr als 400 Jahren Baden-Baden?
Baden-Baden, 04.11.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung zu dem goodnews4-Bericht Gedenken an 80 Jahre Vernichtung der Synagoge − «Gedenkveranstaltung Reichspogromnacht».
Hat Shakespeare dieses Stück für die Bürger dieser Stadt, insbesondere die Verlegerin Eva Ertl und ihren «Berater» Rolf Metzmaier geschrieben? Ist er es, der die Rückgabe des Parkplatzgrundstücks verhindert? Wer von beiden lehnt jedes Gespräch mit der jüdischen Gemeinde ab? Wer verhindert die Einhaltung des Kaufvertrags von 1955 zwischen dem Baden-Badener Zeitungsverleger Werner Hambruch und Leopold Ransenberg, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden? Wer will weiterhin die verbotene «profane» Nutzung des Synagogengrundstücks aufrechterhalten? Muss ein «beratender Rechtsanwalt» sich heute nicht mehr an geltende Verträge halten, auch wenn sie Jahre zurückliegen?
Wenn das alles so ist, kann man dazu nur Shylock, den Juden aus dem «Kaufmann von Venedig» auf der Rialto Brücke zitieren und sich dabei die Fieser-Brücke in Baden-Baden vorstellen.
(Ein Baden-Badener Bürger) «hat meinen Verlust belacht». Sehen wir dabei die brennende Synagoge 1938 in der Stephanienstraße? «(Er) hat mein Volk geschmäht … und was hat er für Grund? Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir's euch auch darin gleichtun. Wenn ein Jude einen Christen beleidigt, was ist seine Demut? Rache. Wenn ein Christ einen Juden beleidigt, was muß seine Geduld sein nach christlichem Vorbild? Nu, Rache. Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich ausüben, …»
So handelten die Baden-Badener Juden nicht. In der Stephanienstraße gilt also immer noch wie in Walter Mehrings (1896 – 1981) «Kaufmann von Berlin»: «Juden raus! Juden raus», gipfelte 1938 in der Zerstörung der Synagoge. Gibt es denn 80 Jahre später immer noch keine Einsicht in das begangene Unrecht? Muss das Badische Tagblatt die Grundsteinlegung seines neuen Verlagsgebäudes so großspurig in der eigenen Zeitung in Szene setzen? Für den Neubau scheinen Geld und Kredit vorhanden zu sein. Das kleine Synagogen-Grundstück − der heutige Parkplatz in der Stephanienstraße − ist doch als Anteil des Gesamtvermögens nur «Peanuts» − oder?
Heißt es nach 80 Jahren immer noch «Juden raus» aus der Innenstadt? Hat sich denn nichts geändert in den Köpfen der Menschen? Hier: der drei «Alleineigentümerinnen» Eva Ertl, Yvonne Hambruch-Piesker, Xenia Richters und ihrem Berater «Rechts-Anwalt» Rolf Metzmaier? Das alles ist eine Schande für die Stadt, die zum Weltkulturerbe gehören will und Juden weiterhin benachteiligt und ihren moralischen Anspruch auf den Bau der Synagoge am angestammten Platz in der Stephanienstraße negiert und damit verhindert − soll das etwa christliche Moral sein?
Darüber müssen ALLE nachdenken und miteinander reden − oder nicht?
Gertrud Mayer
Baden-Baden
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