Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Genosse Hochstuhl im Revolutionsfieber“ – „Wenn die Strafverfolgungsbehörde mit der Bau-Firma Weiss und dem Leo beschäftigt ist, können wir Sozis inzwischen unbehelligt die Revolution durchführen. Blitz gescheit! Wählt Hochst

Baden-Baden, 18.05.2019, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Gerd Weismann Stellung zu dem goodnews4-Bericht SPD antwortet zum Themen-Ranking Kommunalwahl − Für Kurt Hochstuhl «Wohnbau für Normalverdiener» auf Platz 1 − Aufarbeitung Leo-Affäre Platz 11.

Ganz vorne im Ranking von Kurt Hochstuhl (SPD): «Wohnungsbau für Normalverdiener».
Eine selbst für Sozis unglaublich revolutionäre Forderung, das wirft sämtliche kapitalistische Grundprinzipien über den Haufen. Man stelle sich die Folgen solcher Forderungen vor: kürzlich habe ich einen Wohnsitzlosen, der mir auf dem Leopoldsplatz seine Mütze hingehalten hat, gefragt, was er denn mit seiner Mütze im Schnitt so einnimmt. Er sagte: «...normal so um die 3.-€ die Stunde.» Sein Normalverdienst liegt also hochgerechnet mit einer 40 Stundenwoche bei 480.- € im Monat. Das ist für ihn Normal. Für diese und ähnliche Normalverdiener «Wohnungsbau» zu fordern grenzt nicht nur an Sozialismus, das ist Kommunismus pur (siehe Marx/Engels, «Das kommunistische Manifest»). Fehlt eigentlich nur noch, dass Hochstuhl, um der Stadt die dabei anfallenden Baukosten zu sparen, die Enteignung von Leuten wie der kuwaitischen Investorin Al-Hassawi fordert, um wenigsten einen Teil der 5.000 in Baden-Baden unterhalb der Armutsgrenze Lebenden im neuen Schloss in nicht verschimmelte Wohnungen einzuquartieren. Ebenso traue ich dem alten Sozi auch die Überlegung zu, die auf dem ehemaligen SWR-Gelände entstehenden 300 hochpreisigen Mietwohnungen gleich nach Fertigstellung ebenfalls zu enteignen (Kevin ick hör dir trapsen!) und auch diese einem weiteren Teil der 5.000 Baden-Badener Bedürftigen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Respekt Genosse Hochmut! Das ist der Anfang vom Ende. Es lebe die Revolution!

Die Nummer zwei im Ranking ist – und wer hätte das dem eigentlich eher harmlos erscheinenden (Zeit)-Genossen zugetraut: Die Reduzierung des Individualverkehrs.
Wahrscheinlich will Hochstuhl den individuellen Verkehr für Baden-Baden langfristig vermutlich sogar komplett abschaffen. Das war schon damals die ultimative Forderung der 68er Generation: die spießige Ehe und Paarbildung auflösen, Kommunen gründen, kollektiver Verkehr für alle, jede/r mit jeder/m, alle mit allen, frei nach dem 68er Motto: «Wer zweimal mit derselben pennt – gehört schon zum Establishment.» Wo soll das enden? Sexuelle Revolution, Kommune, Anarchie! Und das in Baden-Baden – Ich kann es nicht glauben, aber irgendwie finde ich das trotzdem saugut!

Als drittwichtigstes Ziel für Baden-Baden: «Freie Fahrt für ÖPNV».
Das hat vermutlich keiner mehr geglaubt, dass sich die SPD endlich wieder auf ihrer sozialen Wurzeln zurückbesinnt. Freie Fahrt im öffentlichen Personennahverkehr – damit überholt die SPD sogar die Forderung der Linken, die den kostenlosen Transport bislang nur für die ärmeren Schichten in Baden-Baden fordert. Prima Genosse Hochstuhl, revolutionär, mein Respekt! Wenn ich das nächste Mal beim Schwarzfahren erwischt werde, werde ich mich voll und ganz auf Dich berufen! Freie Fahrt für freie Bürger!

Die drittplatzierte Forderung: Beibehaltung des umfassenden schulischen Bildungsangebots.
Das haut dem sozialistischen Pulverfass den Boden raus, denn jetzt wird's richtig teuer! Das umfassende Bildungsangebot kann ja nur dann «beibehalten» werden, wenn es Schulen gibt, die aus baurechtlichen und feuerpolizeilichen Gründen überhaupt noch betreten werden dürfen. Hochstuhl fordert also indirekt durch die Blume eine umfassende Grundsanierung der Baden-Badener Grund- Haupt- Mittel-, Gewerbe- und höheren Schulen, damit die wieder ihrem «umfassend ihrem Bildungsangebot» nachkommen können. Das ist aber aus städtischen Mitteln kaum zu finanzieren. Will Hochstuhl an das sauer verdiente Geld der Reichen und Schönen??? Wer die Abschaffung der Kita-Kosten fordert, dem ist alles zu zutrauen!

Die nächsten 4 Forderungen der SPD sind als geschickt getarnte Nebelkerzen aufgestellt, die aus dem Waffenarsenal des Guerillakampfes stammen könnten. Mit unglaublich viel heißer Luft werden Feindbilder und Nebenschlachtfelder erzeugt, die es eigentlich gar nicht gibt und die kein Schwein interessieren: Stadtbild. Weltkulturerbe, Tourismus, Digitalisierung. Der Gegner soll sich auf den Nebenkriegsschauplätzen verzetteln, damit man derweil selber die Hauptschlacht siegreich führen kann. Was sich dermaßen unglaublich bescheuert für eine sozialdemokratische Partei anhört, ist also nur ein Trick, um den Gegner abzulenken. Von Hochstuhl lernen heißt siegen lernen!

Punkt 10 im Ranking «die Aufarbeitung der LEO-Affäre». Und auch hier finde ich Hochstuhls Taktik ausgesprochen raffiniert und abgefeimt: selber nichts tun, sich komplett raushalten und einfach nur «vollstes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden» haben. Wahrscheinlich ist seine ausgefuchste Überlegung dabei die: Wenn die Strafverfolgungsbehörde mit der Baufirma Weiss und dem Leo beschäftigt ist, dann können wir Sozis inzwischen unbehelligt die Revolution durchführen. Blitz gescheit! Wählt Hochstuhl!

Gerd Weismann
Baden-Baden


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