Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Gestern Muggensturm – heute Baden-Baden – morgen die ganze Welt“
Baden-Baden, 13.03.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Tina Tischer Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener OB Späth hisst Flagge für Tibet – Recht der Tibeter auf Selbstbestimmung.
OB Späth hisst persönlich und fotowirksam die tibetische Flagge im Rathaushof, um gegen die Menschenrechtsverletzungen in Tibet zu demonstrieren. Das Demonstrieren gegen Menschenrechtsverletzungen ist eine ehrenhafte Sache. Mir würde diese Geste auch imponieren, käme Sie nicht von Firmenwagen-Bonvivant und Ich-AG'ler Späth, welcher in jüngster Zeit nach Monaten der Untätigkeit offenbar ein neues Betätigungsfeld abseits seiner komplett noch zu erfüllenden Wahlversprechen gefunden hat. Gemäß der Parole «Gestern Muggensturm – heute Baden-Baden – morgen die ganze Welt», hat OB Späth es sich wohl zur Aufgabe gemacht, den Weltfrieden zu retten.
Für mich wirft sich aber in diesem Zusammenhang die Frage auf: Warum fängt der selbsternannte Friedensstifter nicht vor seiner eigenen Rathaustür damit an?
Hatte er noch vor seiner 14-tägigen Abwesenheit – sein Büro sagt es sei eine Geschäftsreise gewesen – auf einer Euro-Palette stehend von der Fieser-Brücke aus Selenskyj und Putin die Hand zum Weltfrieden gereicht. Parallel zu dieser dramatischen Geste wurde allerdings die freie Presse in Form einer weiblichen Journalistin bei ihrer Berichterstattung von sogenannten «Ordnern» behindert. Die Journalistin wurde dabei von einem leitenden Mitarbeiter der städtischen Verwaltung angegangen und dazu noch verbal beleidigt. Die Forderung nach einer freien Presse in Tibet ja, aber bitte nicht in Baden-Baden. Oberbürgermeister Späth waren diese Ausfälle seines städtischen Mitarbeiters bis dato offenbar nicht mal eine öffentliche Entschuldigung wert.
Ähnlich scheint es sich mit seinem Verhältnis zu den Menschenrechten zu verhalten. Ein Gespräch zum Thema Rassismus und Diskriminierung in seiner Verwaltung lehnt er kategorisch ab. Einen bereits vereinbarten Termin zu diesem für die Gesellschaft elementar wichtigen Thema ließ er kurzfristig von seiner Referentin absagen. Wohlgemerkt, er ließ ihn absagen. D.h. obwohl er die Gesprächsteilnehmer persönlich sehr gut kannte, war ihm dieses Thema nicht wichtig genug, um den für ihn offensichtlich unangenehmen Termin selbst abzusagen.
Oberbürgermeister Späth erweckt mit seinem Verhalten den Eindruck, dass ihn Menschenrechte nur dann interessieren, wenn man dafür pressewirksame Fotos inszenieren kann. Menschenrechte in Tibet ja, aber in Baden-Baden – muss nicht sein. Weltfrieden ja – gesellschaftliche Spaltung vor der eigenen Haustür kein Problem. Steht Oberbürgermeister Dietmar Späth fest mit beiden Beinen auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes und der Verfassung mit ihrem Paragraph 1 «die Würde des Menschen ist unantastbar»?
Oberbürgermeister Späth, der diesen Beweis bisher schuldig bleibt, erinnert mich an Wilhelm Busch mit seinem berühmten Vers:
Wenn einer, der mit Mühe kaum,
gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint,
daß er ein Vogel wär,
so irrt sich der.
mit Freude und Respekt
Tina Tischer
Baden-Baden
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