Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „‚Glorreiche‘ Zeiten in Baden-Baden waren die Festspiele unter dem Intendanten Mölich-Zebhauser“

Baden-Baden, 26.05.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Holstein Stellung zu dem goodnews4-Bericht OB Späth keine verlässliche Größe für Verhandlungen mit SWR – Stadträte, die auch SWR-Mitarbeiter sind, müssen als befangen gelten.

Vor einiger Zeit hatte ich die Frage gestellt «Quo vadis Baden-Baden», darauf jedoch weder von privater noch von offizieller Seite eine Antwort erhalten noch waren irgendwelche Aktivitäten seitens der Stadtverantwortlichen ersichtlich, die auf eine Richtung hindeuten könnten. Nein, im Gegenteil, alle Verantwortlichen wursteln weiter einfalls- und erfolglos vor sich hin, schließlich erhalten sie ja monatlich ihre Bezüge, ganz gleich, ob sie Leistung erbringen oder nicht.

Die letzte «glorreiche» Zeit, die ich in Baden-Baden miterleben durfte, waren die Festspiele unter dem Intendanten Mölich-Zebhauser mit wirklichen Weltstars, wo man ohne zu zögern Eintrittspreise von 350 Euro pro Person bewilligte. Oder die Ausstellungen von Nolde, Richter und Kiefer im Burda-Museum, die tausende Besucher anlockten, um nur einige Highlights zu nennen. Und heute? Fehlanzeige, Rockkonzerte im Festspielhaus und Häkelkurse und Dummys im Burda-Museum. Schwamm drüber.

Wenn nicht dank privater Initiativen und mit hohem finanziellen Aufwand die Pferderennen und die Festspiele veranstaltet würden, dann würde auch noch die letzten Lichtblicke für Baden-Baden erlöschen und es wäre zappenduster. Und was tun unsere Stadtverantwortlichen? Sie geben farbenprächtige Prospekte heraus, in denen auf die kulturelle Vergangenheit vor 200 Jahren und auf die Bäder hingewiesen wird, die lange nicht mehr up to date sind und deren Besuch laut amtlicher Warnung wegen des Arsengehalts nicht empfehlenswert ist. Ferner wird stolz die wunderbare alte Bepflanzung dargestellt, die jedoch langsam aber sicher ebenfalls dem Klimawandel zum Opfer fällt und durch mickrige junge Bäumchen ersetzt wird.

 

Geleitet wird diese angebliche «mondäne Weltstadt» (Originalton OB Späth) von einem OB, der mehr im Urlaub als in seiner Amtsstube weilt, der das neue Klinikum kampflos, nein, sogar befürwortet nach Rastatt gibt, das leerstehende und für kaum einen sinnvollen Zweck zu gebrauchende LA8 als Welterbe-Museum befürwortet statt dieses an prominenter Stelle in der Trinkhalle zu etablieren, von dem erwartet wird, und dass er die Misere Tannenhof löst, bei der die Stadt vom SWR und vom Bauträger gnadenlos über den Tisch gezogen wurde. Nicht nur die versprochenen für Familien bezahlbaren Wohnungen werden nicht erstellt, auch die vom SWR zugesicherten Arbeitsplätze sind plötzlich gefährdet. Und mit den rückläufigen Steuereinnahmen (nicht nur bei der Grunderwerbsteuer!) zieht wahrscheinlich neue Unbill für die Stadt herauf und der ohnehin bestehende Sanierungsstau dürfte sich nochmals vergrößern. Statt sich dieser Probleme zu stellen, zieht es der OB aufgrund jahrelanger Verbundenheit (?) vor, an einer Playboy-Party teilzunehmen und dann in Urlaub zu enteilen.

Wohin soll das führen? Im 1. Jahr seiner Amtszeit müsste sich der OB mittlerweile einen Überblick über die Probleme in Baden-Baden verschafft haben. Als Unternehmer i.R. mit ehemals mehreren Firmen erwarte ich von einem Geschäftsführer, dass er sich mit jeder Faser seines Herzens für die Firma einsetzt und diese zum Erfolg führt. Ein OB ist der Geschäftsführer einer Stadt und von ihm erwartet man, dass er sich zum Wohl deren Bevölkerung einsetzt und die Stadt in eine sichere Zukunft führt. Wo also ist der Masterplan des OB für die nächsten 8 Jahre seiner Amtszeit? Oder soll immer so jämmerlich weiter gewurstelt werden wie bisher? Ob man von einem Oberbürgermeister im baldigen Rentenalter zukunftsweisende Ideen und Entscheidungen erwarten darf?

Niemand wird gezwungen sich für das Oberbürgermeisteramt zu bewerben. Aber wenn man es innehat, muss man es aus voller Überzeugung wahrnehmen und nicht nur monatlich zwischen 12.000 und 15.000 Euro ohne Gegenleistung kassieren. Die ständigen Lobhudeleien der stadtnahen Jubel-Perser-Redakteure des BT reichen jedenfalls nicht als Leistungsnachweis, das musste schon die abgewählte ehemalige OB Mergen schmerzlich erfahren, die sich trotz fast täglicher Presseabbildungen und Berichterstattungen keine besonderen Beliebtheit erfreute. Aber verfallen wir nicht in Resignation, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Auch mit den mehrtägigen Kongress-Veranstaltungen sieht es eher düster aus. Der einzige Kongress, der die Hotels füllt, die Umsätze der Geschäfte und Gastronomien steigert, ist der Rückversicher-Kongress. Aber was, wenn der Veranstalter auf die Idee käme, für alle ausgewiesenen Teilnehmer 10 oder 20 Prozent Nachlass auf alle von diesen getätigte Umsätze zu verlangen? Auf diese Idee ist der Veranstalter bisher scheinbar noch nicht gekommen, obwohl es bestimmt viele renommierte Orte gibt, die so einen Kongress mit offenem Armen empfangen und unterstützen würden. Auch ein paar andere Veranstaltungen füllen die Hotels vielleicht für 3 oder 4 Übernachtungen, aber was ist mit der Auslastung in der anderen Zeit?

Wahrscheinlich kann man, trotz diesbezüglich in Leserbriefen wundgeschriebener Finger, nur noch resignieren. Mit der aktuellen Mannschaft und deren Gesinnung wird man über den Tellerrand eines Dorfes am Fuße des Schwarzwalds nicht hinausblicken können. Die letzte Hoffnung ruht auf der nächsten Kommunalwahl, bei der hoffentlich nicht wieder die gleichen unfähigen Personen und Parteien gewählt werden, die maßgeblich an dem sich unweigerlich abzeichnenden Niedergang von Baden-Baden beteiligt waren und sind.

Wolfgang Holstein
Baden-Baden


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