Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Herr Späth sollte nicht vergessen: Dieses Amt verpflichtet zu Stil, Würde und zu anständigem Verhalten, gerade gegenüber Frauen“
Baden-Baden, 09.05.2025, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt die goodnews4-Leser Karl-Georg Degenhardt Stellung zu dem goodnews4-Bericht In der Ooser Festhalle blieb die spannendste Frage ohne Antwort – Immer noch keine Selbstkritik bei OB Späth – Bund und Land sind an allem schuld.
Erringen wir unsere Fassung wieder – und fassen wir zusammen
Nach jahrelanger Verweigerung fand am Dienstag, den 6. Mai, endlich eine Einwohnerversammlung in der Ooser Festhalle statt. Das war keine Geste des Entgegenkommens, sondern eine gesetzliche Pflicht!
War die Veranstaltung sinnvoll – auch im Hinblick auf die bereitgestellten Informationen, die gestellten Fragen, die gegebenen Antworten und die erzielten Ergebnisse?
Ein eindeutiges Ja.
Warum?
• Informationen: Sie waren einseitig, nicht neutral und stark darauf ausgerichtet, Verantwortung von den Entscheidungsträgern zu nehmen.
• Fragen: Es gab beeindruckende Bürgerinnen und Bürger, die mutig aufstanden, um ihre Meinung und Fragen öffentlich zu äußern – leider gab es keine Möglichkeit, bei unbefriedigenden Antworten nachzuhaken.
• Antworten: Sie waren in nahezu allen Fällen nicht aufschlussreich. Teilweise gab es sogar bewusste Verweigerungen von Antworten – gepaart mit schlechten Manieren im Umgang mit den Fragenden.
• Ergebnisse: Auf den ersten Blick keine.
Das klingt nach einem Totalausfall.
Wer das denkt, übersieht einen wesentlichen Punkt: Die Beobachtungen des Verhaltens der Verantwortlichen – und deren Methoden, sich kritischer Themen zu entledigen.
Wir Bürgerinnen und Bürger konnten an diesem Abend viel lernen: wie man uns austrickst – und wie wir in Zukunft damit umgehen müssen, um ernst genommen zu werden.
Der Auftakt:
Ein Video-Clip voller Worthülsen von sogenannten Meinungsbildnern. Die Botschaft: Die armen Entscheidungsträger der Stadt Baden-Baden sind machtlos gegenüber der bösen Welt.
Der Auftritt des Hausherrn:
Herr Oberbürgermeister Dietmar Späth betritt die Bühne mit gesenktem Blick, hängenden Schultern, trippelndem Gang, vor dem Bauch gefalteten Händen und fast eine andächtige Stimme. Ein Auftritt wie im Büßerhemd – als habe jemand Anlass und Ort verwechselt.
Einsicht? Demut? Fehlanzeige. Stattdessen larmoyante Klage darüber, dass er zu Unrecht unter Dauerbeschuss stehe – für Dinge, für die er angeblich nichts könne.
Die «Helden» auf dem Podium:
• Herr Bürgermeister Roland Kaiser: Gut vorbereitet, aber angeblich machtlos – er müsse alles akzeptieren, was von außen kommt. Auszeichnungen bescheinigen ihm, dass er große Summen in gute Projekte steckt – was nicht zu dem passt, was der Haushalt hergibt.
• Herr Bürgermeister Alexander Wieland: Wohltuend anders. Er weiß, wovon er spricht, lehnt Denkverbote ab, lässt sich aber doch in den Tenor einfangen: Wir sind Getriebene, keine Akteure.
• Herr Kämmerer Thomas Eibl: Weiß eigentlich alles, darf aber nichts sagen – ist aber stehts bemüht.
• Herr Bürgermeister Dr. Tobias Krammerbauer: Verkündet eigentlich nur Allgemeinplätze. Immerhin wissen wir jetzt, dass er seine Sekretärin schätzt.
Die «Methode Späth»:
Er beantwortet nur die Fragen selbst, bei denen er meint, glänzen zu können – dann aber ausschweifend und mit reichlich Eigenlob ausgeschmückt.
Beispiel seine Ausführungen über seine Tätigkeit als Friedensbürgermeister. Auf Nachfrage einer Bürgerin.
Seine ungefragten Zwischenbemerkungen sind aber eher schwammig: «Ich möchte die bestmögliche Gesundheitsversorgung.»
Doch was heißt das konkret? Was schreibt das Gesetz vor? Was ist machbar? Was bietet Baden-Baden? Kein Wort dazu. Kein Hinweis auf den Gesundheitsraum Mittelbaden, auf die Rolle der Stadt mit ihrer Bädertradition und Leistungsfähigkeit.
Lektion: Wenn Herr Späth Marketingsprüche mit echten Informationen verwechselt, muss man ihn festnageln.
Die Methode «Schiedsrichter»:
Kritische Fragen? Die gibt er an seine «Experten» weiter – meist Herrn Eibl (für Wirtschaftsfragen) oder, wie hier, Herrn Dr. Iber (für Klinikfragen).
Dr. Iber ist jedoch kein neutraler Fachmann, sondern Angestellter der Klinikgesellschaft KMB, die zu 40 Prozent der Stadt gehört.
Er erhielt kürzlich eine Gehaltserhöhung von 80.000 Euro jährlich, trotz katastrophaler Zahlen. Er verlor seinen kaufmännischen Geschäftsführer – wegen unvereinbarer Zukunftsvorstellungen. Aber das stört offenbar niemanden.
Hier fragt man also den Frosch, wie er den Zustand des Sumpfes findet.
Beispiel: Herr Dr. Mark Lopatecki erhält auf seine Frage und Berechnungen von Herrn Dr. Iber eine fachlich falsche Antwort. Als er das anmerkt, schaltet sich OB Späth ein, weist empört den unterstellten Vorwurf der Lüge zurück – und bricht die Diskussion ab.
Selbstherrlich, unlauter – aber leider effektiv.
Lektion für die Zukunft:
Lassen Sie nicht zu, dass OB Späth sich hinter anderen versteckt. Bestehen Sie auf seine eigene Antwort und seine Begründung. Schaffen Sie Transparenz.
Verweigert er diese, beenden Sie das Gespräch, und sagen Sie ihm klar, dass Sie seinen Trick durchschauen und sich nicht vorführen lassen, nur weil Sie einen berechtigten wunden Punkt ansprechen.
Die Methode Arroganz:
Wiederholte Fragen hartnäckiger Bürgerinnen mit dem Hinweis abzuwürgen, sie seien «bereits hinreichend beantwortet», ist unhöflich und respektlos.
Erstens hat das Publikum ein Recht, die gegebenen Antworten zu hören. Zweitens darf keine Fragestellerin bloßgestellt werden – etwa nach dem Motto: »Hast du es immer noch nicht verstanden?»
Auch wenn es sich in diesem Fall um eine Minderheitsmeinung handelte, verdient sie Respekt.
Herr Späth sollte nicht vergessen:
Er repräsentiert eine traditionsreiche Weltstadt. Dieses Amt verpflichtet zu Stil, Würde und zu anständigem Verhalten, gerade gegenüber Frauen.
Fazit:
Wir haben an diesem Abend viel gelernt – und können es beim nächsten Mal nutzen.
Bleibt nur die Frage: Wie lange wird es dauern, bis dieses «nächste Mal» kommt?
Karl-Georg Degenhardt
Baden-Baden
Wenn Sie auch einen Leserbrief an die Redaktion senden möchten, nutzen Sie bitte diese E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
In Ausnahmefällen veröffentlicht goodnews4.de Leserbriefe auch unter einem Pseudonym. Die tatsächliche Identität des Verfassers ist goodnews4.de in jedem Fall bekannt.
PDF «Spielregeln» für Leserbriefe an goodnews4.de
Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.