Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Heulen und Zähneklappern bei Einzelhändlern von Baden-Baden“ – „Nur noch einen Metzger und keinen Haushaltswarenladen“
Baden-Baden, 27.03.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Holstein Stellung zu dem goodnews4-Bericht Versöhnung der Baden-Badener Einzelhändler – «Es erstmal miteinander versuchen, bevor man gegeneinander antritt» – Franz Bernhard Wagener und Jörg Grütz im goodnews4-Interview.
Heulen und Zähneklappern herrscht offensichtlich derzeit bei den Einzelhändlern in der Baden-Badener Innenstadt. In der Not fassen sich alle bei den Händen und beten um ein Wunder. Nun haben sich also die Blinden und die Lahmen zusammengeschlossen, um das Wunder zu vollbringen, zumindest die Innenstadt von Baden-Baden wieder zu beleben. Dafür benötigt man nicht den x-ten Arbeitskreis oder Geld von der Stadt, sondern zunächst die Einsicht, dass man mit Hurra auf das falsche Pferd, sprich die reiche Russische Klientel gesetzt hat. Die haben jahrelang in den 5-Sterne-Hotels die Champagnerkorken knallen lassen und deren Ehefrauen oder Freundinnen waren es, die mit je 3 exklusiven Einkaufstüten an jedem Arm in High Heels über das Stolperpflaster von Baden-Baden gestöckelt sind. Das hat einige Jahre hervorragend funktioniert und so mancher Ladeninhaber hat sich dabei eine goldene Nase verdient. Aber diese Klientel kommt seit Jahren nicht mehr und wird aus verschiedenen Gründen auch nicht mehr kommen.
Also benötigt Baden-Baden zunächst einen rigorosen Strategiewechsel. Nicht mehr dutzende Juweliere und dutzende teure Modegeschäfte, Optiker und Apotheken sind gefragt, wobei letztere aufgrund der Altersstruktur in Baden-Baden auch weiterhin ihr Auskommen finden werden, sondern Geschäfte für die lange Zeit verschmähten Einwohner und deren täglichen Bedarf und für den normalen Geldbeutel. Kurz, es gibt von den unnötig vorhandenen Geschäften zu viel und von den wirklich benötigten Geschäften zu wenig.
Auch unser OB, der Baden-Baden immer noch für eine mondäne Weltstadt hält (wahrscheinlich meint er im Vergleich zu Muggensturm) wird sich damit abfinden müssen, dass man auch hier nur mit Wasser kocht und sich den Gegebenheiten anpassen muss. Wenn es beispielsweise in der Innenstadt von Baden-Baden nur noch einen Metzger gibt, oder wenn es keinen Haushaltswarenladen mehr gibt, oder nur noch zwei Lebensmittelgeschäfte, dann liegt es gewaltig im Argen und man muss sich nicht wundern, wenn die Einheimischen woanders einkaufen und auf die umliegenden Einkaufszentren und Nachbarstädte ausgewichen sind, wo es noch viele kleine Geschäfte der verschiedensten Branchen gibt, deren Angebote und Preise nicht auf Millionäre ausgerichtet sind.
Und nur zu hoffen, dass durch «Veranstaltungen» aller Art potentielle Käuferscharen nach Baden-Baden gelockt werden, dürfte sich letztlich als Trugschluss erweisen. Weder von den Jugendlichen bei Pop-Konzerten noch von der gesetzten älteren Klientel der Festspiele sind die erhofften Umsätze für die Ladengeschäfte zu erwarten. Bestenfalls sind einige Tage die Hotels ausgebucht, aber das war es dann auch schon. Statt aber nun einen rigorosen Strategiewechsel vorzunehmen, verharren viele Hausbesitzer und Ladeninhaber in der trügerischen Hoffnung, dass die «spendablen Reichen» zurückkommen und gehen lieber Pleite als sich auf ein neues Konzept einzulassen und die bisher vernachlässigte einheimische Kundschaft wieder zu hofieren.
Fazit: der Leerstand von Ladengeschäften in Baden-Baden wird noch zunehmen, denn von den oben genannten «unnützen» Branchen sind immer noch zu viel Geschäfte in Baden-Baden vertreten.
Wolfgang Holstein
Baden-Baden
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