Nun ist es also so weit: In Baden-Baden darf mit dem 17-jährigen Grünen Luca Mürb ein Minderjähriger künftig im Gemeinderat mitentscheiden – über Haushalte in der Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Endlich bringt jemand frischen Wind in die verstaubte Kommunalpolitik! Wer braucht schon Berufserfahrung, wenn man schon seit Jahren erfolgreich mit dem Taschengeld haushaltet? Vielleicht sehen wir bald den ersten Finanzausschuss, in dem über Millionen entschieden wird, während nebenbei noch die Mathe-Hausaufgaben warten.

Andererseits – so groß ist der Unterschied vielleicht gar nicht. Denn auch heute sitzen schon etliche Stadträte im Gremium, die von wirtschaftlichen Zusammenhängen, unternehmerischem Denken oder logischer Entscheidungsfindung nur sehr begrenzt bis keine Ahnung haben.

Natürlich kommt die Idee aus den bekannten politischen Ecken, wo Erfahrung ohnehin oft als hinderlich gilt. Hauptsache keine oder zumindest noch keine Berufsausbildung – das gerade qualifiziert offenbar für rot grüne politische Reife.

Vielleicht sollten die Wähler bei der nächsten Wahl daran denken, dass ein wenig Vernunft und Lebenserfahrung manchmal mehr wert sind als jugendlicher Idealismus und gute Absichten. Der einzige Trost: Schlechter als Stadtrat Gönner, kann man es eh kaum machen.

Valentina Steiert
Baden-Baden

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