Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Neubau Zentralklinikum inzwischen nur noch ein unbezahlbares Politikum“ – „Abteilungen zum Nachteils Baden-Baden und zum Vorteil Rastatts nach Rastatt verlegt“

Baden-Baden, 03.04.2024, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Matthias Hirsch Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener Badeärztin Tilemann meldet sich zu Wort – Einmischung der Klinikum-Geschäftsführung verändert Umfrage-Ergebnis.

Wenn sich die Fakten ändern, muss man auch bereit sein, seine Entscheidung zu überdenken. Bei allen Diskussionen zum Thema Zentralklinikum wird der Ursprung der Entscheidung auf Basis eines längst überholten Strukturgutachtens vergessen.

Von den Befürwortern eines Zentralklinikums wird damit argumentiert, dass ein zukünftiges neu erbautes Zentralklinikum das Allheilmittel und das alternativlose Mittel der Wahl, für die beste gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Mittelbaden wäre. Allerdings ist der Neubau Zentralklinikum inzwischen nur noch ein unbezahlbares Politikum basierend auf alten und überholten Daten und Fakten, aus einer Zeit vor der Pandemie, die es zu hinterfragen gilt.

 

Ein paar Fakten zu dem Strukturgutachten, die als Grundlage für eine Entscheidung zur Ein-Standort-Lösung diente.

- Das Strukturgutachten wurde auf der Basis von Zahlen aus 2019 erstellt, die längst überholt sind

- Das Strukturgutachten wurde ausschließlich von Ökonomen erstellt. Kein einziger Mediziner hat dabei mitgewirkt. Die medizinische Expertise bestand dabei aus einem Versicherungskaufmann und seiner Tätigkeit als examiniertem Rettungsassistenten, und einer Krankenschwester die Gesundheitsökonomie studiert hat

- Mit der aktuellen Lösung haben wir 890 Krankenhausbetten, ein Zentralklinikum hätte noch ganze 660 Betten (-224)

- Aktuell haben wir im ärztlichen Dienst 328 Beschäftigt, in einem Zentralklinikum hätten wir noch 252 Beschäftigte im ärztlichen Dienst

- Aktuell haben wir 507 Beschäftigte im Pflegedienst, in einem Zentralklinikum hätten wir dann noch 425 Beschäftigte im Pflegedienst

- Insgesamt würde das Personal um 248 von 1301 auf 1048 abgebaut werden

- Dem Strukturgutachten liegen Kosten für eine neues Zentralklinikum von 331,1 Millionen Euro zugrunde, das Dreifache wird kaum reichen

Was in dem Strukturgutachten nicht berücksichtig wurde, weil damals noch nicht bekannt: Nach den Plänen von unserem Gesundheitsminister Karl Lauterbach sollen die Fallpauschalen auf 40 Prozent abgesenkt werden. Die restlichen 60 Prozent sollen Kliniken nun allein für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen. Dazu zählen das Vorhalten von Personal, einer Notaufnahme oder notwendiger Medizintechnik.

Das Vorhalten von Leistungsangeboten und Personal wird also gefördert und mehr bezahlt, wir wollen es aber abbauen?

Wir reduzieren also die Betten um 224 (von 890 und 660) und das Personal um 248 (von 1301 und 1048) bei gleichbleibender bzw. zunehmender Einwohner / Patientenzahl von ca. 280 000?

Und das wollen wir uns wirklich als eine bessere gesundheitliche Versorgung verkaufen lassen?

Wir hatten einmal ein gut funktionierendes Zentralklinikum mit unserer Stadtklinik in Balg, bevor gewinnbringende Abteilungen zum Nachteil Baden-Badens und zum Vorteil Rastatts nach Rastatt verlegt wurden. Höchstwahrscheinlich bedarfs es deutlich geringeren Investitionen, um die vorhandenen Standorte zu modernisieren und wieder auf Vordermann zu bringen, als für einen Protzbau mit Massenabfertigung, ohne Zeit für Menschlichkeit, auf Kosten der Patienten.

Matthias Hirsch
Baden-Baden


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