Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – Parkgebühren – „Dringend ein neues Konzept für eine lebendige Innenstadt, nicht das Einkaufserlebnis in den Vordergrund stellen“

Baden-Baden, 05.07.2019, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Astrid Sperling-Theis Stellung zu dem goodnews4-Bericht Kaufhauspionier Wagener kritisiert Kostenexplosion bei Parkgebühren in Baden-Baden − «No parking, no business» − «Das ist ehrlich gesagt eine große Trickserei».

Es ist erstaunlich, wie sich manche Bürger/-innen über so ein Randthema wie Erhöhung der innerstädtischen Parkgebühren ereifern können. Sie unterstellen den Entscheidungsträgern (ich war 22 Jahre Gemeinderätin in Baden-Baden), damit das Stadtsäckel füllen zu wollen. Das ist total wirklichkeitsfremd, denn den vergleichsweise recht geringen Einnahmen stehen zwangsläufig Ausgaben gegenüber wie Kontrollen, Wartung der Parkuhren und -Automaten, Pflege des Parkraumes u.v.m.

Es ist nicht das kostengünstige oder freie Parken, was Kaufwillige in die Umlandgemeinden lockt, sondern die Vielfalt an wichtigen und bezahlbaren Waren, die im Zentrum von Baden-Baden nur schwerlich zu finden sind. Karlsruhe z. B. ist als Einkaufsstadt sehr beliebt, obwohl die Parkgebühren ziemlich gesalzen sind...

Wer in unserer vergleichsweise teuren Innenstadt einkaufen möchte, lässt sich nicht durch die Parkgebühren abschrecken, sondern von dem wenig am Alltagsbedarf und kleinen Geldbeutel orientiertem Angebot. Wer sich Schuhe für 150 Euro und mehr leistet, sollte wohl 2 Euro für die Parkhäuser übrig haben. Wer z. B. nur kurz zum Bäcker, zur Apotheke oder auf den Klosterplatz-Markt möchte, kann am Brahmsplatz die sog. Brötchentaste (30 Min. kostenfrei) wählen.

Natürlich spielt auch das Internet-Einkaufen zunehmend eine Rolle, weswegen dringend ein neues Konzept für eine lebendige Innenstadt nicht das Einkaufserlebnis in den Vordergrund stellen sollte.

Zudem sollten auch Dauerparker/Pendler abgeschreckt werden, die tagsüber die günstigen Plätze in der Nähe ihres Arbeitsplatzes nutzen. Für dieses Klientel gibt es preiswertes Park and Ride von der Cité aus oder die Anmietung eines Tiefgaragenplatzes in der Innenstadt, oder ganz altertümlich: den ÖPNV. So manche Seitenstraße, wie z. B. die Ludwig-Wilhelm-Straße beim Bertholdbad, wird tagsüber hemmungslos kostenfrei – meist von Auswärtigen – zugeparkt.

Und ein Aspekt wird leider gänzlich außer Acht gelassen: die damit verbundene Verkehrslenkung. Viele wollen weniger Lärm, weniger Staub und Dreck, weniger Autoverkehr in der Innenstadt, aber selbst zum Einkaufen möglichst kostenfrei bis vor die Ladentür fahren...

Astrid Sperling-Theis
Stadträtin bis 2019
Bade-Baden


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