Leserbrief
Leserbrief „Meine Meinung“ – „Versteckte Kampfansage an die Phalanx der Mergen-Getreuen“ – „Die Kunst, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen“
Baden-Baden, 14.06.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Tina Tischer Stellung zu dem goodnews4-Bericht Baden-Badener OB Späth im goodnews4-Interview zu Klinik und SWR – «Wenn ich in Rastatt bin, dann bin ich der böse OB, der unverschämte Forderungen von Baden-Baden stellt».
Pünktlich zum einjährigen Jubiläum seines Dienstantritts präsentiert sich Oberbürgermeister Dietmar Späth topfit, gut erholt und vor allem auch stylisch und modisch stilsicher auf dem Niveau eines Weltmanns den Medien zu einer fulminanten Interviewoffensive queer durch die Gazetten.
War man in der Vergangenheit bei Oberbürgermeister Späth nie vor Überraschungen, in welche Richtung auch immer, in puncto Styling gefeit, setzt er hier gegenüber seinen Kritikern ein klares Ausrufezeichen.
Da ich mich persönlich auch eher als eine Vertreterin des hedonistischen Baden-Badens verorte, hat mich OB Späths Ankündigung, die Innenstadt mit mehr Leben zu erfüllen sowie lebhafter und farbenfroher zu machen, emotional bewegt. Liest man die Interviews zwischen den Zeilen, darf man OB Späths Ansage durchaus als eine versteckte Kampfansage an die Phalanx der Mergen-getreuen Spiel- und Spassverderber im Rathaus verstehen. War doch ein Hauptgrund für die Wahl von Dietmar Späth, dass die Baden-Badener Bürger die Schnauze voll hatten von der moralinsauren, spaßbefreiten Gängelung durch Ex-OB Mergen und ihrer willfährigen, miesepetrigen Adlaten im Bau-, Ordnungs- und Rechtsamt. Auch den Hinweis von OB Späth, dass eine Welterbestadt nicht immer so aussehen muss, wie Sie einmal war, darf man getrost als Fingerzeig an die schikanösen Technokraten des Baden-Badener Stadtplanungsamtes verstehen.
Dass OB Späth vor großen Visionen keine Angst hat, zeigt er im Interview erneut, ebenso wie seinerzeit beim Weltfriedensgipfel auf der Fieser-Brücke, als er Putin und Selenskyj mit einer dramatischen Geste die Hand zum Frieden gereicht hatte. OB Späth kündigt an, die Sommerhauptstadt Baden-Baden auch zur Frühlings-, Herbst-, Winter- und Weihnachtshauptstadt zu machen. Ein hehres Ziel? Sei's drum, frei nach Che Guevara «Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche» ist mir ein Oberbürgermeister, welcher die Dimension des Visionären ausreizt, lieber als ein kleinteiliger Bürokrat, der permanent nur Versagen und Scheitern erklärt und selbiges dann immer noch mit irgendwelchen dubiosen, nicht näher definierten «juristischen Gründen» als Totschlagargument zu manifestieren versucht. Und auch lieber als ein Berufsahnungsloser (ich nenne ihn so, weil er sich selbst oft als ahnungslos bezeichnet), der die Bürger mit Gorillas von privaten Sicherheitsunternehmen aus den Ämtern auf die Straße aussperren lässt. Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich nicht nochmal präzisieren würde, dass ich hier von Ersten Bürgermeister Uhlig und Bürgermeister Kaiser spreche, welche OB Späth seine kollegiale Art als Chef in seinem ersten Amtsjahr damit gedankt haben, dass Sie ihn bei seiner Arbeit im Tagesgeschäft gnadenlos auflaufen ließen.
Dass sich Oberbürgermeister Späth nicht nur in Phrasen ergeht, wie andere Politiker, zeigt er damit, dass er im Interview seine praktischen Überlegungen und Strategien zur persönlichen Umsetzung seines Arbeitspensums preisgibt. Wie OB-Späth im Interview beschreibt, war es oft ein Problem, dass er die Post zwischen 12.00 und 14.00 Uhr gemacht hat, und dann eben zu spät in die Stadt kam. Ich kann die Fehleranalyse von OB Späth durchaus nachvollziehen, da man in einem Betrieb die Post morgens auch zuerst macht , um danach die Arbeit in der anschließenden Postbesprechung an die einzelnen Ressorts zu verteilen. Da wir hier aber nicht in der freien Wirtschaft sind, sondern im Baden-Badener Rathaus, haben eben alle schon Feierabend, wenn die Post um 14.00 Uhr erledigt ist. Es verwundert nicht, dass sich bei diesem System die sprichwörtliche Katze in den Schwanz beißt.
Ich persönlich habe schon immer gepredigt, dass die Kunst darin liegt, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und die Prioritäten richtig zu setzen, wenn man ergebnisorientiert auf Erfolg arbeiten will. Insofern interpretiere ich OB Späth dahingehend, dass er gemäß dem altbewährten Management-Motto «don't bother me with the details, just tell me when they're done» nach seinem täglichen Eintreffen im Rathaus um ca. 11.00 Uhr direkt zur allgemeinen Mittagspause zwischen 12.00 und 14.00 Uhr in die Stadt geht, um quasi direkt von der Front, seinen Stärken entsprechend, mit Präsenz und Charisma die Belebung der Innenstadt persönlich voranzutreiben und zu steuern gedenkt. Ich muss zugeben, dass mir dieser Tagesablauf gefällt, da er von mir sein könnte. Allerdings bin ich schon im Ruhestand. Aber das sind unwesentliche, zu vernachlässigende Details.
Für die Tagespost hat das Rathaus, bei dem durch Ex-OB Mergen sinnlos auf 1.800 Mitarbeiter aufgeblähten Personalapparat, genug ungenützte Personalressourcen. Außerdem erledigt sich vieles, wie man weiß, von selbst, wenn man es nur lange genug liegen lässt. Unter der autokratisch inspirierten Mergen-Regentschaft haben sinnlos provozierte, schikanöse Rechtsstreitigkeiten gegen die Bürger Tonnen unnötiger Aktenberge provoziert. Mit Sicherheit würden im Baden-Badener Rathaus 20 Prozent der Personalressourcen für produktive Zwecke frei werden, würde man sich als Partner und Schiedsrichter für die Bürger verstehen anstatt als städtische Besserungsanstalt mit moralinsauren, willkürlichen Schikanen.
Man darf hoffen, dass OB Späth nicht nur einen neuen Arbeitsstil vorlebt, sondern diesen auch mit Nachdruck in den entsprechenden Referaten durchsetzt.
Mit Freude & Respekt
Tina Tischer
Baden-Baden
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