Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ – „Weltruhm und Weltstadt“ – „Es gibt tatsächlich etwas, wo sich Baden-Baden durch Spitzenleistungen auszeichnet“

Baden-Baden, 28.08.2023, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Wolfgang Holstein Stellung.

Wenn schon der OB mit seinem Spruch von der «mondänen Weltstadt Baden-Baden» für Furore sorgt, dann will natürlich auch der 3. Bürgermeister nicht nachstehen und meldet sich mit folgendem Satz zu Wort: «Wir sehen uns in Baden-Baden als Spitze und Stadt mit Weltruhm.»

Wahnsinn, lässt sich die Arroganz dieser beiden dummen Sprüche eigentlich noch toppen? Ich bin sehr oft in der Kernstadt/Kurbereich zu Fuß unterwegs und vermisse das zu einer mondänen Weltstadt gehörende Publikum. Wo sind die schicken Damen mit Hut oder die sportlich eleganten Herren? Nur billigst gekleidete Touristen, die aber in Massen.

Und wo sind wir in Baden-Baden eigentlich Spitze? In der Altersstruktur? Hier sind wir in BW einsame Spitze, ebenso wie beim Witwenanteil. Auch beim Anteil der Geschiedenen liegt Baden-Baden zusammen mit Pforzheim an der Spitze. Oder bei der Verschuldung? Hier gehören wir mit zu den höchst verschuldeten Gemeinden in BW. Oder bei der Arbeitslosigkeit? Auch hier liegen wir in Mittelbaden einsam an der Spitze. Oder beim allgemeinen Sanierungsbedarf? Hier fehlen zwar Vergleichswerte mit anderen Städten, aber schlechter als Baden-Baden steht wohl kaum eine Gemeinde da. Oder bei den Leerständen der Geschäftsräume in der Innenstadt? Diesbezügliche Probleme haben andere Städte zwar auch, aber die bezeichnen sich nicht großspurig als mondäne Weltstädte und haben im Gegensatz zu Baden-Baden durchaus interessante Konzepte diesen Mangel nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Oder bei der Flüchtlingsaufnahme? Auch hier liegen wir in BW in der Spitzengruppe aller Gemeinden prozentual zur Einwohnerzahl. Man hört auf den Straßen fast nur noch die Russische Sprache. Oder bei den Superhirnen der Stadtverantwortlichen mit so traumtänzerischen Ideen wie die B500 zu überdachen und den Verfassungsplatz mit einer gewaltigen Brücke zu überspannen, um den Fußgängern und den Radfahrern die Wartezeiten an den Ampeln zu ersparen und damit die Wegezeit um ca. 2 bis 3 Minuten zu verkürzen. Teure Machbarkeitsstudien sollen zu beiden Objekten angeblich in Auftrag gegeben werden. Dabei sind die Stadtverantwortlichen noch nicht einmal in der Lage für funktionierende Poller in den Fußgängerzonen zu sorgen.

 

Überhaupt wäre es höchste Zeit, dass politische Entscheider persönlich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie leichtfertig Steuergelder verdummt haben. Derzeit prüft der Justizminister, ob es möglich ist, den ehemaligen Verkehrsminister Scheuer in Regress zu nehmen für die über 250 Millionen Euro Steuergelder, die er leichtfertig verschwendet hat. So ein Urteil hätte zukunftsweisenden Charakter und jeder politische Entscheider würde sich künftig zweimal überlegen, ob er aus eitler und übertriebener Selbstdarstellung einen Auftrag unterschreibt, der den Steuerzahler mit enormen Summen belastet. Das gilt z.B. auch für die Entscheidung für das geplante Klinikum!

Also noch einmal die Frage: wo sind wir in positiven (!) Bereichen Spitze und auf was begründet sich der angebliche Weltruhm, bzw. die mondäne Weltstadt? Die Antwort kennen nur die beiden bezeichneten Protagonisten, aber die hüten strengstens das Geheimnis hinter ihren Aussagen, oder leben nach dem bewährten Politikermotto «was kümmert mich mein Geschwätz von gestern».

Doch gemach, es gibt tatsächlich etwas, wo sich Baden-Baden durch Spitzenleistungen auszeichnet, und das sind die Fress- und Saufgelage, die zuhauf in dieser Stadt veranstaltet werden. Und kaum ist die Bevölkerung aus dem Urlaub zurückgekehrt, geht es schon wieder los mit dem beliebten und stark frequentierten Kurpark-Meeting.

Also, liebe Mitbewohner, nur der Not keinen Schwung lassen, es lebe der Tanz auf dem Vulkan. Wer weiß wie lange wir uns bei diesen vielen negativen Aspekten in Deutschland generell und in Baden-Baden im Besonderen das Dauerfeiern noch leisten können.

Wolfgang Holstein
Baden-Baden


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