Leserbrief

Leserbrief „Meine Meinung“ - Wie sich Bilder und Worte gleichen: 1961 – 2014 – 2018 - Zur Geschichte des „Badischen Tagblatts“

Baden-Baden, 31.10.2018, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leserin Gertrud Mayer Stellung.

«1961 sind es 150 Jahre ‘Badisches Tagblatt’ und 150 Jahre Ernst Koelblin KG Druckerei und Verlag Baden-Baden.» Dazu in der Festschrift die Glückwünsche des damaligen Oberbürgermeisters Ernst Schlapper: «In unserem heutigen demokratischen Staatswesen ist der Publizist nicht nur Berichterstatter. Seine Arbeit dient der freien Meinungsbildung des Bürgers und fordert von ihm Verantwortungsbewusstsein und Wahrhaftigkeit. In diesem Geiste der Ehrlichkeit und des gemeinsamen Wollens wünsche ich dem Verlag des ‘Badischen Tagblatts’ eine glückliche Zukunft!»

Dazu der Verleger Werner Hambruch: «Die Männer der Feder mussten in erhöhtem Maße ihrer Phantasie (sic!) spielen lassen, um dem Leser Wissenswertes über Kunst, Literatur, Forschung und Natur zu bieten.» Hoffentlich unterscheidet die o.a. «Phantasie» auch zwischen Nachricht und Kommentar − der wichtigsten Maxime eines jeden Journalisten.

«Immer wieder aber», so Werner Hambruch, «gelang es den jeweiligen Leitern» (wie z.B. Karl Heinz Lembke, G. Mayer) «mit zäher Beharrlichkeit, Tatkraft und einem nie versiegenden Idealismus das begonnene Werk trotz politischer Wirren, Kriege, Revolutionen, wirtschaftlichem Niedergang und Diktatur zu erhalten, weiterzuführen und schließlich − nach Überwindung des traurigsten Tiefstandes nach 1945 − auf eine achtbare Höhe zuführen.»

Das ist eine erstaunliche Feststellung, denn der Haupt-Schriftleiter und nach 1945 sogar Lizenzträger des «Badischen Tagblatts» Karl Heinz Lemke waltete dieses Amtes eine geraume Zeit − auch nach dem Kriegsende und in der neuen Demokratie. Am 23 Oktober 1922 konnte man im «Badischen Tagblatt» und in allen deutschen Zeitungen lesen, dass der Redakteur Lembke wegen versuchten Landesverrats zu Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren verurteilt worden war. Die Biografie dieses Herrn Lembke ist so umfang- und facettenreich, dass sie einer eigenen Darstellung bedarf.

Werner Hambruch sieht nach 150 Jahren für sich einen «wohlverdienten Anteil an dieser günstigen Entwicklung ... und dem wirtschaftlichen Aufschwung ... unterstützt durch redaktionelle und technische Vervollkommnung.»

Das heutige «Badische Tagblatt» wurde am 2. November 1951 als GmbH gegründet mit den Gesellschaftern Otto Helfesrieder, Kaufmann, Offenburg; Richard Greiser, Druckereibesitzer, Rastatt und Werner Hambruch, Buchdruckereibesitzer, Baden-Baden. Am 1. März 1972 schied Otto Helfesrieder als Geschäftsführer aus dem BT aus. Da erhebt sich die Frage, wer war Otto Helfesrieder und warum wird er in der Jubiläumsansprache 1961 bei Herrn Hambruch gar nicht erwähnt?

Springen wir in das Jahr 2014. Am 27. September 2014 berichtet das BT groß aufgemacht über die Einweihung des «Badischen Druckhauses»: «Neuer Produktionsstandort sichert die Zukunft.» Wessen Zukunft? Neben der BT-Verlags-GmbH gab und gibt es die «Ertl & Hambruch-Piesker Verwaltungsgesellschaft mbH». Zusätzlich zu den beiden Hambruch-Töchtern wurden in den letzten Jahren auch Rolf Metzmaier und die Tochter von Frau Hambruch-Piesker, Xenia Richters, mit der Geschäftsführung betraut. Und es gibt die «Ertl & Richters Druckerei Betriebsgesellschaft mbH & Co Multimedia KG» in Baden-Baden. Eine aktive Geschäftstätigkeit dieses «Druckereibetriebs» konnte bei einer telefonischen Recherche 2012 nicht festgestellt werden. Handelt es sich bei dieser Firma um eine Holdinggesellschaft zur Verwaltung des umfangreichen Familienvermögens? Erinnern wir uns: Selbst der Standort der ehemaligen Synagoge, das profan als Parkplatz genutzte Grundstück, ist an das BT vermietet.

Der Geschäftsführer Wolfgang Hoffarth dankte 2014 den Gesellschaftern Dr. Dietmar Greiser, Eva Ertl, Yvonne Hambruch-Piesker und Christoph Greiser für die Investition von 22,0 Millionen Euro und sah so die Unabhängigkeit der Zeitung gesichert. Dazu sagte OB Margret Mergen: «Ich lerne eine Menge aus dem BT.» Welchen Rückschluss soll man da auf ihre vergangene Schul- und Hochschulausbildung, sowie ihre frühere Arbeitstätigkeiten ziehen?

Und nun die vorerst letzte Krönung dieser Baden-Badener «Gesellschaft». Am 27 Oktober 2018 wurde über die Grundsteinlegung für das Verlagsgebäude des «Badischen Tagblatts» über zwei Seiten mit zahlreichen großen Fotos berichtet. Die Rede von Herrn Hoffarth kann man vernachlässigen, denn sie ähnelt der von 2014 zu sehr. Die Architekten berichteten über Ihre Planung und die Gestaltung des Baus in U-Form. Wird da den geschätzten Lesern ein X für ein U vorgemacht?

Das erste große Foto über die volle Breite der Zeitung zeigt die drei «Alleineigentümerinnen»: Xenia Richters, Eva Ertl und Yvonne Hambruch-Piesker. Neben ihnen steht Rolf Metzmaier und rührt im Mörteltopf. Lt. Bildunterschrift ist er ausgewiesen als «Berater» der drei Damen. Ist er denn nicht Mit-Geschäftsführer der beiden o.a. Firmen, wie man leicht beim Registergericht und im Bundesanzeiger erfahren kann? Was ist er aber dann in seiner Funktion als «Berater»? Füllt er seine Position als Mit-Geschäftsführer denn nicht zur Zufriedenheit aller aus? Ist Herr Rechtsanwalt Rolf Metzmaier etwa der «Laufbursche» seiner Chefin Eva Ertl? Auf jeden Fall muss er als Rechtsanwalt wohl über die seltenen Fähigkeiten der Ubiquität und der Omnipotenz verfügen. Oder wie heißt es in der Mozart-Oper: «Figaro hier, Figaro dort!»

Für heute nur ein kleiner Tupfer in der Familien-Saga der Hoteliers- und Verlegerfamilien Koelblin − Hoellischer − Hambruch − Ertl, aber es gibt noch viel mehr daraus zu berichten. Wie sagt der Volksmund: «Hier können Familien Kaffee kochen!» Nur: Kaffee ist normalerweise SCHWARZ! Mit welchen «Zutaten» ist er hier in Baden-Baden nur über lange Jahrzehnte so BRAUN geworden? Danach sollte man nicht nur fragen dürfen, sondern müssen! Oder etwa nicht?

Gertrud Mayer
Baden-Baden


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